Folli Follie – spekulativer Nachkauf

Bildquelle: Pressefoto Folli Follie Group

Die Betrugsvorwürfe gegen Folli Follie (WKN: A1H530 / ISIN: GRS294003009) sind jetzt etwas über eine Woche alt und seit dem ist noch mal einiges passiert. Der folgende Chart sieht aufgrund der Skala gar nicht so dramatisch aus, aber tatsächlich hatte sich der Kurs zeitweise um rund 40% vom Tiefststand erholt, nur um heute wieder in etwa auf dem gleichen Niveau zu liegen, wie letzte Woche als ich zum ersten Mal darüber geschrieben habe.

Folli Follie-Chart: boerse-stuttgart.de

Wie der Titel schon verrät, habe ich mich nun doch entschlossen nachzukaufen. Warum werde ich im folgenden kurz darlegen:

1. Filialen vs. Online Geschäft

Als Reaktion auf die Vorwürfe hat das Unternehmen eine Liste mit 587 Verkaufsstellen der Marke Folli Follie zum Stichtag 31.12.2017 veröffentlicht. Man bestätigt also eine gesunkene Anzahl an Verkaufsstellen, denn Ende 2016 wurden noch 634 genannt (-7,5%). Während die Gesamtanzahl zwar niedriger aber nicht dramatisch niedriger ist, soll sich die Zahl in China praktisch halbiert haben. Das meldet zumindest Bloomberg. Ich selber habe mich nicht auch noch an der Liste abgearbeitet, aber ich verstehe warum es zumindest auf den ersten Blick befremdlich erscheint, wenn die Zahl der Verkaufsstellen stark sinkt und gleichzeitig der Umsatz steigt bzw. gestiegen sein soll. Umso mehr als auch die neue Liste wohl alles andere als perfekt geraten ist. Bloomberg hat festgestellt, dass ein Laden im Terminal 3 des Shanghai Airport aufgeführt ist, es gibt aber gar keinen Terminal 3 dort. Verschiedene aufgeführte Verkaufsstellen in UK und Irland verkaufen wohl auch schon keine Folli Follie Produkte mehr.

Das Unternehmen hat allerdings in Reaktion auf diese Diskussion eine zusätzliche Segmentsberichterstattung veröffentlicht. Daraus habe ich folgende Übersicht kopiert:

Demnach wären die Einzelhandelsumsätze in Asien 2017 um 25% zurückgegangen, während die Großhandelsumsätze um 30% gestiegen sind. Außerdem erkennt man, dass die Großhandelsumsätze 96% ausmachen. Sind auch diese Zahlen erfunden, um damit die berechtigten Vorwürfe zu entkräften? Schwer zu sagen, aber zumindest hat man damit eine an sich plausible Erklärung geliefert. Ich habe mich mal auf taobao.com umgeschaut. Die Seite gehört zur Alibaba Gruppe, quasi dem amazon.com Chinas. Wenn man dort „Folli Follie“ in die Suchmaske eingibt, bekommt man ca. 100 Seiten mit Produkten ausgeworfen. Nicht jedes einzelne davon gehört auch wirklich zur Marke Folli Follie aber der ganz überwiegende Anteil meiner Stichprobe schon. Natürlich heißt das noch nichts, aber die tatsächlich getätigten Umsätze stehen mir leider nicht zur Verfügung. Etwas mehr Glaubwürdigkeit hat das Unternehmen aber für mich dadurch schon.

2. Käufe durch Hauptgesellschafter

Der Hauptgesellschaft Dimitrios Koutsolioutsos hat am 14. Mai 110.000 Aktien mit einem Wert von 870.074,73 Euro gekauft. Einen Tag später kaufte er nochmals 88.000 Aktien mit einem Wert von 633.584,14 Euro.

Bereits direkt am 08.05 hat der chinesische Großaktionär Fosun 750.000 Aktien gekauft und seinen Anteil damit um etwas mehr als 1% auf rund 15% erhöht.

Zu guter Letzt hat auch das Unternehmen selbst mit den bereits angekündigten Aktienrückkäufen begonnen. Bisher allerdings mit 5.000 für 42.340 Euro zurückgekauften Aktien in sehr überschaubarem Umfang…

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Mario BrünjesEin Beitrag von Mario Brünjes

Mario Brünjes studierte in Deutschland und England Finanzwirtschaft und Rechnungswesen und ist seit mehr als 15 Jahren als professioneller Sachwertinvestor in den Bereichen Flugzeugleasing, Immobilien und Erneuerbare Energien tätig.

In seinem Value Investing Blog www.value-shares.de schreibt er regelmäßig über seine privaten Value Investments mit Schwerpunkt Sachwerte.

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Bildquellen: Mario Brünjes / Pressefoto Folli Follie Group