Maitanz der Bären im DAX zum Monatswechsel

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Original abrufbar unter Trading-Treff.de bezieht sich auf den DAX (ISIN DE0008469008 | WKN 846900).

Die Unruhe im Deutschen Aktienindex hatte einen Kursrutsch von 1,6 Prozent auf Wochensicht zur Folge. Sie hatte ihren Ursprung in Europa, genauer gesagt in Italien. Dazu lesen Sie in dieser Analyse eine kurze Zusammenfassung verbunden mit der charttechnischen Betrachtung des DAX für Ihr Trading in der KW23.

 

Mai-Gewinne dahingeschmolzen

Die in der Vorwoche geäußerte Frage “War es das schon mit der 13.000 im DAX?” konnte vom Markt sehr schnell beantwortet werden. Bereits am Montag konnte die 13.000, nur in der Eröffnung kurz gesehen, jedoch nicht weiter gehalten werden. Es folgte die Auslösung mehrerer Stopp-Orders und damit ein Tagestrend, der erst wieder knapp vor den Tiefs der Vorwoche zum Halten kam. So summierte sich diese “Entladung” auf erneute 200 Punkte, wie man auch im Forum an dieser Stelle nachlesen konnte:

 

 

Damit jedoch nicht genug. Bereits am Dienstag fiel diese kleine Unterstützung schon zum Handelsstart und es standen weitere Verluste auf der Agenda. Erneut verlor der DAX in der Spitze rund 200 Punkte und “schlug” auf die 12.600 auf. Es handelte sich mit 1,5 Prozent auch um den schwächsten Handelstag der Woche. Damit kamen die kompletten Gewinne des Monats “unter die Räder”, wie man in folgendem Forum-Chartbild sehen konnte:

 

 

Eine technische Erholung am Abend und am Mittwoch reichten nicht mehr bis zur 12.800 und damit ehemalig kleinen Unterstützung zurück. Charttechnisch ist dies ein schwaches Zeichen und mahnt zur Vorsicht!

Als am Donnerstag der Kalendermonat Mai endete, waren auch per saldo alle Gewinne des Monats aufgebraucht. Ein erneutes Aufbäumen zur 12.800 war von kurzer Dauer und löste zum neuen Monatsstart am Freitag noch einmal Abgabebereitschaft aus. Mit 255 Punkten Tagesspanne war der Freitag auch der volatilste Tag der Woche und schloss am Ende bei ziemlich genau 12.600 Punkten.

Welche Ereignisse waren hierfür verantwortlich?

 

Italien macht den Anlegern Angst

Der “Schuldige” ist schnell benannt. In Italien kam es zum Wochenstart zu einer Unsicherheit, welche auf die Nachbarländer und damit auf die ganze Eurozone Auswirkungen hatte. Eine neue Regierung ließ noch immer auf sich warten und verbale Attacken aus dem eurofeindlichen Lager setzten dem Währungspaar EUR/USD deutlich zu. Hierbei fiel sogar die Marke von 1,16 und damit ein Niveau, welches aus dem Vorjahr herrührt. Dieses zeige ich hier gerne noch einmal mit auf:

 

 

Am Kapitalmarkt war dieses Thema eng an die Anleihenkurse gekoppelt. Zehnjährige Italien-Bonds schnellten über die 3 Prozent-Marke hinweg – ein Niveau, welches letztmalig im Jahr 2014 erreicht war. Ebenfalls nach oben ging es mit den Renditen auf Anleihen aus Portugal und Spanien. Erinnerungen an die Finanzkrise 2011/12 wurden wach und Marktteilnehmer kommentierten diesen Vorfall recht emotional. Dazu zwei Zitate aus dem Manager-Magazin:

 

“Der Markt bewegt sich mit einer Geschwindigkeit, die man seit den schwersten Zeiten der Euro-Krise nicht gesehen hat.” Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sprach gar von “ersten Spuren von Panik”, vor allem am Anleihenmarkt.

 

Sowie ein Beitrag von Twitter mit Chartbild entnommen:

 

 

Wenn selbst der EZB-Präsident vor einer Staatsschuldenkrise warnt, sollte man auf jeden Fall aufmerksam bleiben und diese Märkte, die ansonsten nicht direkt mit dem DAX korrelieren, im Auge behalten.

 

 

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In Mitleidenschaft wurden vor allem die Banken gezogen. Deutsche Bank und Commerzbank waren die Verlierer der Woche und zeigen auch im Monatsranking eine rote Bilanz auf. Dazu erfahren Sie übrigens in folgendem Beitrag mehr:

 

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DAX-Handelswoche KW23

Die Zeichen für die neue Handelswoche sehen immer noch sehr wacklig aus. Aus Italien kamen zwar zuletzt versöhnliche Signale. So wurden zum Wochenende hin einige Milliardenbonds am Kapitalmarkt platziert (das Handelsblatt berichtete), doch ist damit die Krise nicht aus der Welt. Sie dürfte uns noch länger beschäftigen.

Ebenso sind ab Freitag die lange diskutieren Strafzölle der USA gegenüber einigen europäischen Exportprodukten in Kraft. Hierbei leiden die Margen von Stahl- und Automobilproduzenten in erster Linie und deren Zulieferer in der Produktionskette. In den USA selbst wurden diese Strafzölle nicht von allen Seiten positiv aufgenommen.

Aufwind könnte das nun doch anberaumte Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un bringen. Hiervon ist auch indirekt die Stimmung mit China und Südkorea betroffen, die wichtige Handelspartner für die USA darstellen.

Doch zurück zum DAX:

Den Kursrutsch zum Monatsausklang, beginnend eine Stunde vor XETR-Ende, darf man nicht überbewerten. Eine Menge an “Ultimo-Aufträgen” laufen zum Monatswechsel aus und Bereinigungen in den Portfolios großer Kapitalanlagegesellschaften finden statt. Ein Ereignis, was man häufig beobachten kann und das auch einige Trader für als Tradingstrategie nutzen. Sie beruht auf dieser Tatsache und nutzt Kursspitzen zum Eingehen von Positionen in die Gegenrichtung. Wie man schon am Folgetag zum neuen Monatsstart sehen und in meinem Facebook-Kanal lesen konnte, wäre dies ein guter Ansatz gewesen:

Von dieser Kursspitze, die im 4-Stundenchart nicht mehr so dramatisch aussieht einmal abstrahiert, bremste der Kursrutsch recht genau bei 12.600 Punkten ab. Diese Marke kann man sich aus dem April noch einmal als horizontalen Bereich in das Chartbild legen:

 

 

Könnte dies schon eine Unterstützung darstellen?

Betrachten wir dazu den Tageschart mit etwas Abstand, dann lautet die charttechnische Antwort ganz klar: JA, der Bereich ist dafür prädestiniert! Immerhin war dies im Februar bis zum ersten Mai-Handelstag genau der Bereich, welcher den DAX immer wieder deckelte. Aus dem ehemaligen Widerstand könnte nun also eine Unterstützung werden. Daher zeichne ich ihn auch in den Tageschart ein, verbunden mit dem Hinweis, dass es sich nicht um die punktgenaue Marke von 12.600 Punkten, sondern um den Bereich zwischen 12.530 und 12.600 Punkten handelt.

 


Nach einem Abverkauf von rund 650 Punkten vom Mai-Top aus betrachtet, kann die Gegenbewegung im ersten Anlauf durchaus wieder bis zur 12.800 und mit positiven Signalen aus Italien oder Südkorea / den USA auch bis zur runden 13.000 vollzogen werden. Dies ändert an der unsicheren Stimmung noch nichts, würde aber für Investoren und Trader zumindest ein Bereich sein, an dem man sich neu positionieren kann. Es sähe im Chartbild wie folgt aus:

 

 

Ein direktes Abrutschen unter diese grüne Zone halte ich für sehr gefährlich. Dort würden weitere Stopp-Absicherungen greifen und hierbei wäre der Weg direkt bis zur 12.300 relativ frei. Ein Schlusskurs unter 12.530 wäre dafür der Trigger:

 

 

Terminlich verläuft die Woche relativ entspannt. Aus dem Wirtschaftskalender habe ich mir nur das BIP der Eurozone am Donnerstag 11 Uhr notiert. Abseits davon achte ich auf die Anleihen in den benannten Ländern und die Entwicklungen am Währungsmarkt.

 

Mit dieser Einschätzung wünsche ich Ihnen einen erfolgreichen Wochenstart.

Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)

 

 

 

andreasmuellerAndreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen. Auf markteinblicke.de analysiert er den DAX mit Hilfe der Charttechnik. Weitere Informationen erhalten Sie in seinem Facebook-Kanal und auf seinem Blog www.bernecker1977.de

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: Andreas Mueller / Pressefoto Deutsche Börse AG