Wochenplan im DAX weckt Erinnerungen

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Original abrufbar unter Trading-Treff.de bezieht sich auf den DAX (ISIN DE0008469008 | WKN 846900) und die Wall Street.

 

Ein euphorischer Wochenstart verhalf dem DAX zwar zum Ausbruch aus seiner Vorwochen-Range, doch der Drive hielt nicht lange an. Zum Wochenausklang endete der Markt sogar im roten Bereich, ebenso wie der Gesamtmonat August. Warum, wieso und was kommt danach? Ideen dazu zeige ich in dieser Wochenanalyse zum DAX auf.

 

Ausbruch im DAX vereitelt

Die Handelswoche startete bereits mit einem starken Tag. Er war in der Nachbetrachtung der Stärkste der Handelswoche und konnte die Range der Vorwoche sehr schnell überspringen. Damit war das Long-Trigger-Signal aus der Vorwochenanalyse am oberen Begrenzungsbereich auch sofort aktiviert worden:

 

Den Widerstand der Vorwoche sollte man auf jeden Fall im Auge behalten. Denn hier könnte die nächste Stufe einer Bewegung nach oben gezündet werden, in Abhängigkeit der Wall Street versteht sich. Hier bietet sich ein Schlusskurs des Stundencharts über 12.430 Punkten an:

 

 

Dabei lag das Tagestief des montags punktgenau (also 12.429,34 Punkte) auf dieser Linie und hielt noch einmal als “Pullback” dieses Ausbruchs stand.Diese Situation war für Trader sehr spannend und wurde hier im Forum entsprechend besprochen:

 

 

Im 15-Minuten-Chartbild kann man dies noch einmal sehr gut erkennen:

 

 

Im weiteren Wochenverlauf konnte dieses Terrain noch einmal ausgebaut werden und mit 12.597 Punkten am Dienstag ein Verlaufshoch generieren. Ab diesem Punkt ließ die Kraft der Bullen jedoch merklich nach.

Dienstag und Mittwoch können als so genannte “Orientierungstage” mit einer sehr geringen Schwankungsbreite von 69 Punkten gewertet werden. Erst am Donnerstag kam wieder Bewegung in den Markt. Diesmal auf der Unterseite. Hierbei erreichte der DAX erneut die gezeigte Ausbruchskante, schloss jedoch darüber. Sie galt damit als “angekratzt” und wurde freitags umgehend unterschritten.

Somit wechselte, wie in übergeordneten trendlosen Marktphasen üblich, die Unterstützung (in der Vorwoche noch Widerstand) zurück zu einem Widerstand. Wir erinnern uns an die 12.430 – das Tageshoch am Freitag lag recht genau daran, bei 12.426 Punkten.

Kurstechnisch konnte dieses Level nicht mehr überschritten werden und zog damit weitere Abgaben nach sich. Investoren und Trader im kurzfristigen Bereich, welche zum Wochenstart auf einen nachhaltigen Ausbruch setzten, hatten unter dieser Linie Buchverluste und wollten diese womöglich nicht mit ins Wochenende nehmen. So kam es, dass der Anstieg nicht nur abverkauft wurde, sondern weitere Verluste nach sich zog – im Tief am Freitag bis 12.348 Punkte. Dies generierte auf Wochensicht letztlich ein Gesamtminus von 0,25 Prozent.

 

Führe ich die rote Linie als Widerstand, danach Unterstützung und nun wieder als Widerstand fort, dann zeigt sich “nur” ein bullisher Ausflug im DAX-Chartbild.

 

 

Augenscheinlich konnten die Rekorde an der Wall Street den DAX somit nicht nachhaltig beflügeln. Dort legte der Dow Jones auf Wochensicht sogar zu – zwar nur um 0,7 Prozent, jedoch notierte er kurzzeitig sogar nahe seinem Allzeithoch.

 

Blick zur Wall Street

Wie kurz angedeutet, performt die Wall Street aktuell deutlich besser. Der Technologieindex Nasdaq und auch der marktbreite S&P 500 zeigten neue Rekordstände. Unter anderem angetrieben von Amazon. Die Aktie kletterte erstmalig über 2.000 US-Dollar und nähert sich somit der Billion Dollar an Marktkapitalisierung. Auf diesem Level notiert ansonsten nur Apple.

Der Dow Jones übersprang die in der Vorwoche als “letzte Hürde vor dem Allzeithoch” markierte Linie und eroberte zwischenzeitlich die runde Marke von 26.000 Punkten. Dabei fehlten ihm zum Rekordhoch in dieser Woche nur noch rund ein Prozent. Zum Vergleich: Der DAX benötigt noch 9 Prozent bis zu diesem Punkt.

Vergleicht man beide Indizes auf Sicht von einem Jahr, wird der Unterschied auch optisch deutlich:

 

 

Ob man hier schon von einer Abkopplung sprechen kann, obwohl gerade der Handelsstreit den USA mehr schaden könnte als Deutschland, ist eine komplexe Frage. Auf diese möchte ich hier nicht eingehen, sondern die für viele vorhandene, aber aktuell nicht funktionierende, Korrelation nur abbilden.

 

DAX-Ausblick KW36

Mit der Überschreitung der 12.430 schien alles bullish. Mit dem Rückfall unter 12.430 ist das große Chartbild also wieder bärish, oder?

Ganz so schlimm muss man dies nicht ableiten, denn erst einmal ist die alte Range erneut aktiviert worden. Diese war wie folgt skizziert:

 

 

Und hat nach Aktualisierung der Kursdaten noch immer die gleiche Schwelle und damit die aktuelle Unterstützung:

 

 

Erst ein Bruch dieser Linie (erneut achte ich hierbei auf den Stundenschluss XETRA) wäre das bärishe Signal. An dieser Sichtweise hat sich zur Vorwoche nichts geändert. Auch der Ausbruch (bzw. dessen Versuch) hat, wie man im aktualisierten Chartbild erkennen kann, keine neue Erkenntnis gebracht.

Ziel dieser Bewegung wäre die 12.220 und bei entsprechendem Momentum auch der Bereich um 12.120 Punkte, den wir uns im August schon einmal angenähert hatten. In die Arme spielen dürfte erneut die Zuspitzung der Türkei-Krise und deren Auswirkung auf die Schwellenländer. Hierzu formulierte die Redaktion von wallstreet-online in dieser Woche einige Thesen.

 

Entwarnung kann aus Sicht der Bullen wohl erst wieder bei Kursen über 12.430 per Schlusskurs gegeben werden. Dann würde erneut ein Wechsel von Widerstand zu Unterstützung stattfinden. Hierbei läge das weitere Ziel an den Wochenhochs. Anders ausgedrückt: Die erste Hälfte der gerade abgelaufenen Handelswoche müsste sich wiederholen.

 

 

Welcher Trigger hier erneut zuerst aktiviert wird, kann man sicher vermuten, doch nicht prognostizieren. Als Trader verfolge ich daher nur den Kurs und passe mich der Marktbewegung an. Auch wenn die Schwellen genau auf dem gleichen Level wie in der Vorwoche liegen, warte ich den Bruch ab und spekuliere erst dann auf eine Fortsetzung dieses Impulses. Ein neuer Monat könnte hier für Schwung sorgen.

Mit Blick auf den Wirtschaftskalender ist der Mittwoch und dabei die Zinsentscheidung der Bank of Canada sowie der Freitag mit dem BIP der Eurozone und den Arbeitsmarktdaten aus den USA herauszustellen. Achten Sie hierbei auf entsprechende Volatilität und ansonsten auf Ihr Risikomanagement.

 

Viel Erfolg wünscht Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)

 

andreasmuellerAndreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen. Auf markteinblicke.de analysiert er den DAX mit Hilfe der Charttechnik. Weitere Informationen erhalten Sie in seinem Facebook-Kanal und auf seinem Blog www.bernecker1977.de

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Bildquellen: Andreas Mueller / Pressefoto Deutsche Börse AG