Instabil

(Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Neulich habe ich eine interessante Sendung gesehen. Und das rein zufällig, denn ganz unerwartet herrschte Ruhe bei mir zuhause – das Kind schlief, seine Mutter weilte in eigener Sache in der Stadt. Also hatte ich Muße und betätigte, einer spontanen Eingebung folgend, die Fernbedienung unseres TV-Geräts. Schon nach wenigen Umschaltvorgängen – neudeutsch Zapping genannt – wurde ich fündig. Denn der Titel gefiel: „Talwärts – das Bröckeln der Berge“. Und der Name war Programm, berichtet wurde über die zunehmende Brüchigkeit bzw. Instabilität der Alpen, also des Felsmassivs, das rund 100 Millionen Jahre nach seiner Entstehung durch Auffaltung von Meeresboden „dank“ des Klimawandels nun einigen zusätzlichen Belastungsproben unterzogen wird. Und wissen Sie, woran mich das alles jetzt in verblüffender Weise erinnert? Genau, an die aktuelle Entwicklung an den Aktienmärkten! Die bröckeln nämlich auch, und „talwärts“ ist exakt die Richtung, die die Kurse zuletzt eingeschlagen haben. Wobei auch da der Mensch die Hauptursache des Problems ist: Erst „dank“ billigen Notenbankgeldern künstlich in die Höhe getrieben, kommt nun so etwas wie das „böse Erwachen“.

Überraschung

Denn die jahrelange Hausse, die den Anlegern seit der Finanzkrise 2008/2009 vor allem bei den Tech-Werten teils gigantische Gewinne beschert hat, ist, Überraschung, keineswegs in Stein gemeißelt. Und plötzlich sind das Wallis und Graubünden ganz nah, im übertragenen Sinne: Da bedrohen die Absturzgefahren aus Geröll und Gestein Haus und Hof, dort die Abwärtsrisiken aus Spekulation und Gier das monetäre Hab und Gut. Mag sein, dass mancher/m dieser Vergleich zu weit hergeholt scheint, aber darüber kann ich großzügig hinwegsehen. Gehört schließlich beides dazu, das eine zum Leben, das andere zum Geschäft. Oder um es mit den Worten eines der betroffenen Landwirte zu sagen: „Der Fels bröckelt halt eines Tages.“ So do the share prices. Was in der gerade ablaufenden Handelswoche schön zu beobachten war, denn da krachte der DAX beispielsweise auf ein neues Jahrestief bei nur noch 11.009 Punkten. Dabei geht die Korrektur immer mehr in die Breite: Mittlerweile notieren ALLE wichtigen Aktien-Indizes unterhalb ihrer langfristigen Durchschnitte. Womit die Sorgen der Anleger nicht kleiner werden dürften. Aber – und jetzt kommen wir tatsächlich zu einem wesentlichen Unterschied zum eingangs erwähnten Gefahrenpotenzial für die Alpen – der Trend an den Börsen kann jederzeit wechseln.

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.

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Bildquellen: Prime Quants / Pressefoto Deutsche Börse AG