Was ist eigentlich aus Ölsand geworden?

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Die Ölsandförderung steht seit langem in der Kritik von Umweltschützern, ist aber auf der anderen Seite von herausragender Bedeutung bei der Erdölgewinnung. Für Anleger ist dieser Milliardenmarkt über die Aktien der entsprechenden Förderunternehmen investierbar. Zwei der Big Player in diesem Bereich kommen aus Kanada.

Die meisten Menschen denken bei Erdöl zuerst an den flüssigen Rohstoff unter der Erde. Doch Erdöl lagert in vielen Regionen weltweit nicht in seiner reinen Form, sondern als Sandgemisch im Boden und kann dort, vergleichbar beispielsweise mit Braunkohle, in einem Tagebau gefördert werden. Die sogenannten Ölsande setzten sich aus Quartz, Mineralkörnern, Erdöl und Wasser zusammen. Je nachdem wie stark das Erdöl enthalten ist, kann dabei zwischen Schweröl, in dem das Öl noch relativ flüssig ist, und Naturbitumen unterschieden werden, das eine zähflüssige oder sogar feste Struktur aufweist.

Negative Auswirkungen auf die Umwelt

Die Ölsandvorkommen haben den großen Vorteil, dass sie in einer geringen Tiefe von häufig nur bis zu 100 Metern unter der Erde vorkommen und deshalb vergleichsweise einfach abgebaut werden können. Auf der anderen Seite gibt es den großen Nachteil des immensen Wasserverbrauchs und der hohe Energiebedarf, der benötigt wird, um daraus Dampf zu erzeugen. Auch die Entsorgung des stark belasteten Wassers ist einer der Kritikpunkte, der von den Gegnern der Ölsandförderung angeführt wird. Denn die Förderung kann unterirdische Schäden für die Umwelt verursachen. Natürlich wird auch die Natur zum Beispiel in Form von Waldrodungen zerstört, die nach dem Ölsandabbau nur schwer oder gar nicht zurückgewonnen werden kann. Hinzu kommt, dass bei der Förderung auch große Mengen an Treibhausgasen entstehen, die in die Atmosphäre freigesetzt werden. Kanadische Forscher berichteten im Jahr 2016 im Fachblatt „Nature“, dass bei der Verarbeitung der Sande zu Öl enorme Mengen sogenannter Sekundärer Organischer Aerosole (SOA) freigesetzt werden. Diese Partikel sind in Feinstaub enthalten und wirken sich negativ auf die Luftqualität aus. Auch Auswirkungen auf die Temperatur der Atmosphäre werden vermutet, da manche SOAs Sonnenlicht absorbieren.

Hohe Feinstaubbelastung

Weltweit werden die Ölsandvorkommen auf über 9 Billionen Barrel geschätzt, insbesondere in Kanada werden die auch als Teersande bezeichneten Rohstoffe seit Jahrzehnten gefördert. Ein Forscherteam von der Umweltforschungsabteilung der kanadischen Regierung überflog vor wenigen Jahren eine Ölsand-Lagerstätte in der Provinz Alberta mehrfach mit einem Spezialflugzeug und maß dabei sehr hohe Feinstaubwerte. Wie die Wissenschaftler im Magazin Nature berichteten, setzte die Mine jeden Tag zwischen 45 und 84 Tonnen der Sekundären Aerosole frei. Dementsprechend sei die Ölsandförderung eine der größten Quellen für diese Emissionsart in Nordamerika. Den Umweltforschern zufolge setzte die beobachtete Lagerstätte vergleichbare Mengen SOA frei wie Mexiko City oder andere Millionenstädte.

Enorme Ölsandvorkommen in Kanada

Trotz der negativen Auswirkungen auf die Umwelt sind die Ölsande bei der Rohölgewinnung nicht mehr wegzudenken. Allein in Kanada wurden die Ölsand-Reserven im vergangenen Jahr 2019 auf 165 Milliarden Barrel geschätzt, was einem Anteil von 96 Prozent an den gesamten Ölreserven (170 Mrd. Barrel) des Landes entsprach. Damit verfügt Kanada über die drittgrößten Ölreserven der Welt und ist einer der wichtigsten Öllieferanten der USA. Dabei dürfte Kanada die Marktmacht im Ölsandbereich weiter ausbauen. Erst im Sommer 2019 genehmigte das Kabinett die Erweiterung der umstrittenen „Trans Mountain Pipeline“, die Bitumenöl aus den Ölsandfeldern Albertas an die Pazifikküste bringen soll. Nach dem Bekenntnis von Kanadas Premier Justin Trudeau, dass der Rohstoff- und Energiesektor sowie die Pipelines von „nationalem Interesse“ seien, rücken auch die Aktien der großen Öl(Sand)konzerne wieder verstärkt in den Fokus der Anleger. Dazu zählt Canadian Natural Resources.

Canadian Natural Resources: Zurück in der Gewinnspur

Canadian Natural Resources (WKN: 865114 / ISIN: CA1363851017) ist einer der größten unabhängigen Rohöl- und Erdgasproduzenten der Welt. Die größten Fördergebiete befinden sich in den USA, in der Nordsee und vor der Westküste Afrikas. Der Konzern ist zudem im Bereich Ölsand-Bohrungen aktiv. Der scharfe Einbruch des Rohölpreises zwischen Mitte 2014 und Anfang 2016 schlug sich damals auch in den Geschäftszahlen von Canadian Natural Resources nieder. So brach der Umsatz von 18,9 Mrd. Kanadischen Dollar im Jahr 2014 auf 10,5 Mrd. Kanadische Dollar im Jahr 2016 ein. Seitdem zogen die Umsatzerlöse aber wieder an.

Suncor Energy: Die Umsätze ziehen wieder an

Zu den Big Playern bei der Ölsand-Förderung zählt auch Suncor Energy (WKN: A0NJU2 / ISIN: CA8672241079). Das 1917 in Montreal gegründete Unternehmen fördert Erdöl unter anderem im Gebiet der Athabasca-Ölsande in Alberta und baute seine Marktstellung 2016 durch die Übernahme des Konzerns Canadian Oil Sands für 4,9 Mrd. Kanadische Dollar aus. Auch bei Suncor Energy zogen die Umsätze in den vergangenen Jahren wieder an.

Fazit

Aus Umweltschutzsicht bleibt die Ölsandgewinnung ein heißes Eisen. Aus Anlegersicht kann sich ein Blick auf die Aktien der großen Ölsand-Förderunternehmen aber durchaus lohnen.

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