PNE: Eine Frage der Strategie

Bildquelle: Pressefoto PNE Wind - Courtesy of PNE WIND AG
PNE (WKN: A0JBPG / ISIN: DE000A0JBPG2) ist ein Pionier im Bereich der erneuerbaren Energien; Schwerpunkt der Cuxhavener ist das Bauen, Betreiben und Veräußern Windparks. Während man einerseits im Auftrag von Windparkbetreibern tätig wird und bei diesen Projekten im Projektverlauf sog. Meilensteinzahlungen erhält für das Erreichen bestimmter fixierter Zwischenschritte, baut PNE (das PNE steht für Pure New Energy) auch für den eigenen Bestand, sowohl Wind- als auch Solarparks.
Für Anleger ist PNE schwerer zu (be-) greifen als seine Wettbewerber. Das liegt zum einen an der Strategie und zum anderen an den in den letzten Jahren häufiger erfolgten Strategieschwenks. Diese führen auch dazu, dass die Geschäftszahlen aus den Vorjahren nicht wirklich mit den aktuellen vergleichbar sind und auch nicht denen der Peergroup, also den Wettbewerbern.
Nun hat PNE seine Zahlen zum abgelaufenen 3. Quartal 2020 vorgelegt und muss einen starken Rückgang beim Ergebnis ausweisen. (Wider-) sinnigerweise sind das aber positive Nachrichten und ein Beleg dafür, dass die neu(st)e Strategie sich auszahlen wird…
So, genug Verwirrung gestiftet mit kryptischen Aussagen, kommen wir zum Handfesten.

PNEs frühere(n) Strategie(n)

Dazu machen wir erstmal einen Schritt zurück. Oder besser gleich mehrere.
PNE schrammte einige Jahre lang an der Insolvenzkante herum, die Bilanz glich eher einem Alptraum. Hintergrund war die damalige Strategie, über mehrere Jahre hinweg ein großes Windparkportfolio (“YieldCo”) aufzubauen und dieses dann als Ganzes zu verkaufen. Die Überlegung war, dass sich so ganz andere Käuferschichten mit ganz anderen finanziellen Mitteln gewinnen ließen, als mit dem üblichen Verkauf einzelner Windparkprojekte.
Knackpunkt dieser Strategie war, dass während der Aufbauphase des YieldCo-Portfolios enorme Kosten anfielen, während aber die Einnahmen ausblieben – die Windparks wurden ja nicht verkauft. Dies strapazierte die Bilanz aufs Äußerste und die Börse schenkte der Strategie keinen Glauben. Die PNE-Aktien waren daher extrem billig – und ich stieg ein. Einige Zeit später dann der große Coup: mit Allianz Global Investors (AIG) wurde ein zahlungskräftiger Käufer für das YieldCo-Portfolio gefunden und auf einen Schlag erstrahlte die PNE-Bilanz in neuem Glanz.
Nach dem starken Kurssprung nahm ich meine Gewinne mit. Dann “passierte” Politik und Wirtschaftsminister Altmeier deckelte die EEG-Erträge und beschnitt das Volumen für neue Windparkprojekte. Mit der Folge, dass die Kurse der Branchenwerte einknickten, auch der von PNE. Was mich zum zweiten Einstieg veranlasste, denn die PNE-Strategie hatte sich bewährt und das Unternehmen stand viel solider dar als zuvor. Und es wurde am Aufbaue eines neuen großen, europäischen Windparkprojekt gearbeitet.
PNE war sehr erfolgreich beim Aufbau des Windparkportolio2020, doch als es auf die Zielgerade ging mit dem Verkauf, griff Morgan Stanley Infrastructure Partners (MSIP) zu. Und zwar nicht bei den Windparks, sondern bei PNE selbst. MSIP wurde Großaktionär bei PNE und versuchte kurze Zeit später, mit einem Delistingerwerbsangebot die übrigen Aktionäre herauszudrängen.
Ich nahm meine – zweiten – Kursgewinne mit und veräußerte meine PNE-Aktien über die Börse. Doch das MSIP-Angebot scheiterte kläglich und MSIP ist nicht einmal Mehrheitsaktionär geworden. Es hatten sich aktivistische Investoren eingekauft und verlangten einen deutlich höheren Preis, als MSIP zu zahlen bereit war. Dem entsprechend bekamen sie kaum Aktien angedient.
Der März brachte den großen Corona-Einbruch an den Börsen mit sich und einfach alle Aktien wurden gnadenlos abverkauft. Auch die von PNE. Zu meinem Glück, denn ich bekam eine neue Chance und kaufte mich wieder ein. Zum dritten Mal und ungefähr zu den Kursen, bei denen ich zuvor verkauft hatte. Man kann also sagen, dass mein Verkauf während des (gescheiterten) Delistingversuchs von MSIP ein Fehler war.
Ich bin jedenfalls froh, wieder an Bord zu sein, weil sich bei PNE eine enorme Chance auftut. Und damit meine ich nicht unbedingt die Spekulation darauf, dass MSIP (oder jemand anderes) eine erneute Übernahme anstreben könnte.
Nein, ich meine die neue Strategie (ich muss schon selber lachen…), die Green Deals von Bundesregierung, EU-Kommission und vielleicht auch bald der USA unter President-elected Joe Biden.

Die neu(st)e Strategie

Es war natürlich abzusehen, dass MSIP als neuer Großaktionär kein Interesse daran hat, dass PNE sein großes Windparkportfolio2020 an jemand anderen verkauft. MSIPs Ziel ist, sich mit PNE einen eigenen Projektentwickler einzukaufen und die bestehenden Windparks zu betreiben. Diese – neue – Strategie wurde dann auch einige Monate nach dem Einstieg von MSIP verkündet…

Auf www.intelligent-investieren.net geht es weiter…

Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

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Bildquellen: Pressefoto PNE Wind – Courtesy of PNE WIND AG