Leoni: Wie groß ist der Vertrauensbeweis wirklich?

Bildquelle: Pressefoto LEONI AG

Leoni (WKN: 540888 / ISIN: DE0005408884) befindet sich an der Börse seit Jahren auf dem absteigenden Ast. Einstmals war der Bordnetzspezialist im MDAX zu finden. Vor wenigen Tagen gab es den Rausschmiss aus dem SDAX. Trotzdem will der Hauptaktionär seine Beteiligung aufstocken.

Hauptaktionär legt nach

Die österreichische Pierer Industrie AG will den Leoni-Aktionären ein Angebot zum Erwerb von bis zu rund 9,60 Prozent der Aktien am Automobilzulieferer unterbreiten. Die Österreicher, insbesondere für die Motorradmarke KTM bekannt, verfügen bereits über 15,30 Prozent der Stimmrechte der Leoni AG.

Hinter der geplante Transaktion steht die Absicht des weiteren Ausbaus der bestehenden strategischen Beteiligung auf bis zu 24,90 Prozent der Stimmrechte. Da Leoni in den vergangenen Jahren häufig für enttäuschende Schlagzeilen gesorgt hatte, sieht dies nach einem Vertrauensbeweis aus. Auf den zweiten Blick hätte dieser aber auch etwas überschwänglicher ausfallen können.

Corona-Krise trifft Leoni hart

Im Zuge des freiwilligen öffentlichen Teilerwerbsangebots bietet Pierer 12,50 Euro je Leoni-Aktie. Zuletzt lag der Kurs jedoch bei etwas mehr als 14 Euro. Dies bedeutet aber auch, dass eine Aufstockung angebracht sein könnte und sich kurzfristig daraus weiteres Kurspotenzial ergeben würde.

Kurspotenzial ergibt sich auch aus dem Erholungskurs, den Leoni eingeschlagen hat. Neben der zwischenzeitlichen Krise in der Automobilbranche hatte Leoni zuletzt auch immer wieder mit hausgemachten Schwierigkeiten zu kämpfen. Dem Unternehmen war sein rasantes Wachstum zeitweise nicht gut bekommen. Ein teurer Umbau musste angestrengt werden.

Während der Corona-Krise musste Leoni zudem Staatshilfen in Anspruch nehmen. Der Schritt wurde notwendig, weil aufgrund der COVID-19-Pandemie die meisten wesentlichen Kunden von Leoni ihre Produktion temporär eingeschränkt hatten und Leoni deshalb temporär signifikante Absatzrückgänge zu verzeichnen hatte.

Erholung kommt voran

Zuletzt konnte Leoni einige Erfolge einfahren. Laut Vorstandschef Aldo Kamper konnte das Unternehmen im ersten Quartal 2021 die operative Erholung der vergangenen Quartale fortsetzen. Zudem kommt das Management beim Verkauf von Teilen des Kabelgeschäfts voran. Ende März 2021 erfolgte der Verkauf der Leoni Schweiz AG.

Hilfreich ist natürlich auch der Umstand, dass sich die Autoindustrie schneller als erwartet von den wirtschaftlichen Corona-Folgen erholen konnte und die Konjunktur dank der globalen Impfprogramme wieder anspringt. So konnte Leoni im ersten Quartal 2021 einen Umsatzsprung gegenüber dem Vorjahr um knapp 20 Prozent auf 1,35 Mrd. Euro verbuchen.

Das EBIT vor Sondereffekten sowie der Kosten des Umbauprogramms lag bei 39 Mio. Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Minus von 17 Mio. Euro zu Buche gestanden hatte. So traute sich das Management trotz andauernder COVID-19-Pandemie und Engpässen in den globalen Lieferketten eine Anhebung der Umsatz- und Ergebnisprognose für 2021 zu:

Die Erlöse sollen 2021 “deutlich” ansteigen (vormals Anstieg lediglich im niedrigen zweistelligen Prozentbereich), während sich das EBIT vor Sondereffekten sowie vor Umbaukosten ebenfalls deutlich verbessern sollte und nun mindestens den Break-Even erreichen dürfte.

FAZIT

Der Kursverlauf der Leoni-Aktie zeigt, dass Börsianer offenbar vom Erholungskurs beim Automobilzulieferer überzeugt sind. Entsprechend dürfte es Pierer schwer haben, bei der geplanten Anteilsaufstockung so günstig wegzukommen wie erhofft. Gleichzeitig bleibt die Frage, ob der Umbauplan, wie geplant, Früchte trägt. Zudem steht insbesondere die europäische Konjunkturerholung auf wackligen Beinen, was auch die Automobilindustrie und Zulieferer treffen könnte. Ein Comeback der Leoni-Aktie ist also alles andere als ein Selbstläufer.

Wer jedoch der Ansicht ist, dass die Leoni-Aktie zulegen wird, kann mithilfe entsprechender Hebelprodukte auf der Long-Seite (WKN: MA74KW / ISIN: DE000MA74KW8) sogar überproportional von Kurssteigerungen profitieren.

Bildquelle: Pressefoto LEONI AG