DAX: Das ist der neue CEO-Spitzenverdiener

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Wie viel haben Deutschlands Konzernlenker in Corona verdient, wer ist Spitzenreiter und was machten die Boni-Zahlungen? Diese Fragen und durchaus erstaunliche andere Ergebnisse präsentierten die Anlegerschützer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e. V. (DSW) zum 21. Mal in ihrer neuen Vergütungsstudie, die in der Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Controlling der TU München von Professor Friedl entstanden ist.

Vorstandsgehälter erneut gesunken

Demnach sind die Vorstandsgehälter der 30 DAX-Unternehmen im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent gesunken. Das ist der dritte Rückgang in Folge und zeige, so Professor Friedl, dass die Vergütungen der Vorstände auf die Geschäftsentwicklung reagieren. „Der Rückgang war deutlich stärker als der Rückgang der Bruttogehälter in Deutschland, die im letzten Jahr zum ersten Mal nach dem zweiten Weltkrieg ebenfalls gesunken sind und zwar nominal um 0,1 Prozent.“

… Der Rückgang darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Unterschied zwischen den Gehältern der durchschnittlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einerseits und Vorstandsmitgliedern andererseits immer noch gewaltig ist.

Auf der anderen Seite – der Unterschied zwischen CEO und der Mitarbeiterschaft ist nach wie vor gewaltig: Im Schnitt verdienen Vorstände mit 3,4 Mio. Euro das 48-fache ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zwei Jahre zuvor war es noch das 52-fache.

Die DAX-Vorstände haben 2020 bei ihrem Gehalt von den steigenden Aktienkursen „ihrer“ Unternehmen profitiert. (Bildquelle: Pixabay / 3844328)

CEOs profitierten vom Aktienkurs

Entscheidend für den Rückgang der Vorstandsgehälter sei, so die Studie, die Gewinnentwicklung der DAX-Unternehmen. Im Corona-Jahr 2020 gingen die operativen Gewinne vor Zinsen und Steuern um mehr als 25 Prozent zurück. „Dies hatte zur Folge, dass auch die Boni sanken, nämlich um deutliche 18,9 Prozent. Einzelne Unternehmen haben sogar keinen Bonus ausgezahlt, darunter beispielsweise Adidas, MTU und Munich Re“, so Friedl weiter.  Dagegen stieg die Fixvergütung um 1,2 Prozent und die langfristige variable Vergütung um 1 Prozent.

Durch diese gegenläufige Entwicklung bei den einzelnen Vergütungsbestandteilen ändere sich auch die Struktur der Gehälter: Im letzten Jahr wurde ein Drittel (33,2 Prozent) als Fixgehalt, 18,4 Prozent als kurzfristige variable Vergütung und 48,4 Prozent als langfristige variable Vergütung gewährt, führte Professor Friedl weiter aus. „Da die langfristige Vergütung häufig an die Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt ist, führt dieser hohe Anteil dazu, dass Vorstände von der letztlich günstigen Börsenkursentwicklung im Jahr 2020 mit einem DAX-Anstieg um mehr als 3 Prozent profitieren.“

Einsame Spitze: SAP-Vorstand verdiente am Meisten

Waren zuletzt im Ranking der Spitzenvergütungen die Automobilhersteller on Top, so wurde diese nun von SAP abgelöst. Der Walldorfer Softwarekonzern zahlte seine Vorständen im Schnitt 7,4 Mio. Euro und damit deutlich mehr als im Jahr zuvor. Auf Platz zwei und drei liegen Merck mit 6,3 Mio. Euro und Linde mit 5,9 Mio. Euro. Der Autohersteller Volkswagen landet mit 4,7 Mio. Euro erst auf Platz 6.

Nemetsche
Spitze: Der Walldorfer Softwarekonzern SAP zahlte seine Vorständen im Schnitt 7,4 Millionen Euro und damit deutlich mehr als im Jahr zuvor. (Bildquelle: Pressefoto © Norbert Steinhauser/SAP SE)

„Das Bild ändert sich allerdings, wenn man Pensionen und Einmalzahlungen einbezieht. Dann schiebt sich Volkswagen wegen eines hohen Pensionsaufwands von im Schnitt 1,1 Mio. Euro und sehr hoher Einmalzahlungen von im Schnitt 4 Mio. Euro auf Platz 2 nach SAP vor“, ergänzt Friedl.

Derweil belegt SAP auch bei den Einmalzahlungen mit im Schnitt 4,5 Mio. Euro den ersten Platz. Die stärkste negative Entwicklung verzeichneten derweil die Vorstände von Adidas mit minus 43 Prozent, die aufgrund eines Verzichts auf den Performance-Bonus einen nochmaligen Rückgang ihrer Vergütung erleben mussten.

Die drei Unternehmen mit dem stärksten Anstieg bei der Vergütung (ohne Pensionen und Einmalzahlungen) waren DAX-Neuzugang Delivery Hero, SAP und die Deutsche Bank, bei denen die Vergütung im Jahresvergleich zwischen 14 und 65 Prozent zulegte.

Vorständinnen verdienten im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen

Spannend sind diese Zahlen der Studie zum Gehaltsunterschied zwischen männlichen und weiblichen Vorstandsmitgliedern. „Es zeigt sich, dass männliche Vorstände – Vorstandsvorsitzende nicht eingerechnet – mit durchschnittlich 2,9 Mio. Euro deutlich weniger als ihre weiblichen Kolleginnen verdienen, die auf 3,4 Mio. Euro kommen“, sagte Friedl. Damit könne man zumindest auf der Ebene der Vorstandsmitglieder keinen Gender-Pay-Gap erkennen.

„Trotzdem ist der Anteil weiblicher Vorstandsmitglieder mit nicht einmal 18 Prozent immer noch deutlich ausbaufähig.“ Einen hohen Anteil gibt es derweil bei nicht-deutschen Vorstandsmitglieder. Dieser lag mit 35 Prozent deutlich höher, die zudem auch mit im Schnitt 3,3 Mio. Euro deutlich mehr verdienen als die deutschen Kollegen, die auf 2,8 Mio. Euro kommen.

Topverdiener: Stephen Angel von Linde

Ist Topverdiener unter den DAX-Vorständen: Linde-CEO Stephen Angel (Bildquelle: Linde)

Topverdiener unter den DAX-CEOs war kein Automobil- und auch kein Software-Konzern-CEO. Spitzenverdiener unter den DAX CEOs ist Stephen Angel von Linde mit 14 Mio. Euro, Christian Klein von SAP erreichte mit 8,4 Mio. Euro den zweiten Platz ­- und der letztjährige Erstplatzierte Herbert Diess von Volkswagen erreichte mit 7,9 Mio. Euro den dritten Platz.

Im Schnitt erhielten laut der Studie die Vorstandsvorsitzenden der DAX- Unternehmen 5,4 Millionen Euro und damit etwas mehr als im Vorjahr und deutlich mehr als ihre Vorstandskollegen, deren durchschnittliche Vergütung sich auf 3,0 Mio. Euro belief. Es sei allerdings auch deutlich weniger als manch internationales Gehalt Friedl brachte in diesem Zusammenhang eine weitere interessante Zahl zum Vergleich:  So erhielt der CEO von Palantir Alex Karp im letzten Jahr mit 1,1 Mrd. US-Dollar weit mehr als das hundertfache Gehalt seiner deutschen DAX-Kolleginnen und -Kollegen.

Spitzenreiter bei den Finanzchefs war in diesem Jahr wie bereits in den beiden Vorjahren der CFO der Deutschen Bank, James von Moltke. Er erhielt mit 5,9 Millionen Euro deutlich mehr als im Vorjahr und behauptete sich trotz volatiler Performance seines Unternehmens an der Spitze.

Das leidige Thema Pensionszusagen

Ein wichtiges Thema der Studie sind immer wieder die Pensionszusagen. „Einen Aspekt, der uns schon sehr lange umtreibt, sind die Pensionen der Vorstände, die selbstverständlich auch zur Vergütung gehören und bei denen weiterhin ordentlich Intransparenz herrscht. Aber immerhin: Auch da tut sich was, wenn auch nur langsam“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer des DSW.

Bei den Pensionszusagen liegt der CEO von Bayer mit einer jährlichen Pensionszusage von 1,3 Mio. Euro an der Spitze, gefolgt von dem inzwischen ausgeschiedenen Elmar Degenhart von Continental mit 1,1 Mio. Euro und Frank Appel von der Deutschen Post mit 1,0 Mio. Euro.

Angesichts der Zahlen spricht Tüngler Klartext und fordert einmal mehr: „Vorstände mit einem Millionengehalt können und sollten sich selber um ihre Altersvorsorge kümmern. Pensionszusagen und -ansprüche gehören daher in die Mottenkiste. Die Zukunft wird laut DSW über ein Versorgungsentgelt laufen, „mit der dann aber alle Ansprüche für die Zukunft und fürs Alter abgegolten sind. Pensionsrückstellungen für Vorstände und deren Angehörige würden dann der Vergangenheit angehören.“

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