Warum der Westwing-Ausblick die Alarmglocken schrillen lässt

Bildquelle: Pressefoto Westwing

Der auf Möbel und Wohnaccessoires spezialisierte Internet-Händler Westwing (WKN: A2N4H0 / ISIN: DE000A2N4H07) blickt auf ein wachstumsstarkes, aber ergebnisseitig deutlich belastetes Jahr 2021 zurück. So legte der Umsatz auf Jahressicht um 21 Prozent auf 522 Mio. Euro zu. Die Anzahl der aktiven Kunden stieg im Jahresvergleich um elf Prozent auf 1,7 Millionen.

Dabei wurde 2021 ein bereinigter Betriebsgewinn (EBITDA) von 40 Mio. Euro erzielt, der deutlich unter dem Vorjahresniveau lag (2020: 50,0 Mio. Euro). Die bereinigte EBITDA-Marge verringerte sich von 11,5 auf 7,7 Prozent.

Die Lieferketten-Probleme belasten

Wie das Home & Living-Unternehmen erklärte, wurde die Rentabilität vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 durch die zunehmenden Kostenanstiege beeinflusst. Demnach gab es Beeinträchtigungen in der Lieferkette, die zu höheren Kosten für Lagerhaltung und Seefracht-Container führten.

Positiv wirkten sich dagegen die Marketing-Investitionen in die Westwing Collection aus. So wurde eigenen Angaben nach die Profitabilität durch den Anstieg des margenstarken Anteils der Westwing Collection unterstützt, der 2021 um neun Prozentpunkte auf 34 Prozent des Bruttowarenvolumens des Konzerns anstieg.

Laut Westwing wurde im vergangenen Jahr ein positiver Free Cashflow von 2,7 Mio. Euro erzielt. Dadurch wurde 2021 mit einer hohen Netto-Cash-Position von 97 Mio. Euro abgeschlossen.

„Mit einem Umsatzzuwachs von +96 Prozent in nur zwei Jahren hat Westwing in sehr kurzer Zeit ein enormes Wachstum erzielt. Damit hat das Unternehmen seine Größe im Jahr 2021 gegenüber 2019 fast verdoppelt. Diese Ergebnisse in einem hochdynamischen und herausfordernden Umfeld zu erzielen, erfüllt uns und unser Team mit großem Stolz.“ (Stefan Smalla, Gründer und CEO)

Dieser Ausblick macht Sorge

Was den weiteren Ausblick anbelangt, gibt sich das Münchener Unternehmen sehr vorsichtig. Wegen der derzeit gedämpften Verbraucherstimmung, einer großen Unsicherheit bezüglich des weiteren Jahresverlaufs und der außerordentlich starken Ausgangsbasis des ersten Halbjahres 2021 erwartet Westwing für 2022 einen Umsatz zwischen 460 und 540 Mio. Euro.

Dementsprechend würde sich am unteren Ende der Prognose ein Rückgang von zwölf Prozent errechnen. Bei Erreichen der oberen Prognosespanne wäre ein Erlös-Wachstum von bis zu drei Prozent möglich.

Laut Westwing wird für die zweite Jahreshälfte 2022 ein deutlich höheres Wachstum als in der ersten Jahreshälfte erwartet. Grund hierfür sei der extrem starke Basiseffekt der ersten Jahreshälfte 2021.

Westwing zufolge wird wegen weiterer strategischer Investitionen in Marketing, Technologie und in die Westwing Collection sowie negativer Beeinträchtigungen in der Lieferkette für 2022 ein bereinigtes EBITDA von minus neun bis plus 16 Mio. Euro prognostiziert. Das würde eine bereinigte EBITDA-Marge von minus zwei bis plus drei Prozent bedeuten.

Wegen der derzeit gedämpften Verbraucherstimmung und Lieferketten-Problemen gab Westwing einen schwachen Ausblick auf das laufende Jahr 2022. Es stellt sich deshalb auch die Frage, ob sich die ambitionierten mittelfristigen Ziele noch erreichen lassen. Für die Aktie des Online-Möbel-Händlers könnte es deshalb vorerst weiter nach unten gehen. (Bildquelle: Pressefoto Westwing)

Weiterhin Ambitionierte Mittelfristziele

An den mittelfristigen Zielen wird weiter festgehalten. Bis zum Jahr 2026 soll ein Umsatz von einer Mrd. Euro und ein bereinigtes EBITDA von über 100 Mio. Euro erreicht werden.

An der Börse galt Westwing zunächst als großer Profiteur der Corona-Pandemie, da die Menschen im Zuge der Lockdowns und Social Distancing mehr Zeit zu Hause verbringen und viele davon die Eigenheimverschönerung wieder für sich als Hobby entdeckt haben.

Die Trendpfeile zeigen nach unten

Der Kurs der Nebenwerte-Aktie hatte sich deshalb zwischen Anfang 2020 und Mitte 2021 versechzehnfacht und erreichte im Mai 2021 ein Rekordhoch bei rund 54 Euro. Doch im Zuge der Impffortschritte und der Wiedereröffnung der Wirtschaft kippte die Anleger-Meinung offenbar um. Denn bis Ende März 2022 brach der Kurs auf zeitweise unter 14 Euro ein.

Da hier noch keine Bodenbildung in Sicht ist, könnte sich der Abwärtstrend fortsetzen. Dafür spricht auch die schwache Prognose für das laufende Gesamtjahr. Dementsprechend stellt sich auch die Frage, ob die Mittelfristziele bei Westwing zu ambitioniert sind. Anleger sollten um die Aktie deshalb vorerst besser einen Bogen machen.

Bildquelle: Pressefoto Westwing