Wie schlecht oder gut ist die Lage wirklich?

Darüber, wie es der Wirtschaft wirklich geht wird ja allenthalben viel gestritten. Dabei waren die jüngsten Konjunkturdaten ja recht positiv. Angefangen beim Auftragseingang der deutschen Industrie, der sich im Mai preis- und saisonbereinigt um 4,4 Prozent erhöht hat. Ähnlich positiv sieht es bei der Produktion im Produzierenden Gewerbe aus. Denn diese ist preis- und saisonbereinigt um 3,7 Prozent angestiegen. Soweit so gut.

Aber schaut man sich den Auftragseingang dagegen auf Jahressicht an, wird einem doch anders:

Ihren Vorjahresstand unterschritten die Auftragseingänge in der Industrie im Zweimonatsvergleich (April/Mai) kalendermonatlich um 33,5 %. Die Inlandsbestellungen lagen um 29,5 % und die Auslandsbestellungen um 36,6 % unter dem Vorjahresniveau.

Und auch bei der Produktion sieht es auf Jahressicht nicht mehr rosig aus:

Ihren Vorjahresstand unterschritt die Produktion im Produzierenden Gewerbe im April/Mai arbeitstäglich bereinigt um 20,1 %. Die Industrieproduktion lag dabei um 21,9 % unter, die Erzeugung im Bauhauptgewerbe um 3,3 % über dem Niveau des Vorjahres.

So schön die Anstiege auch sind, ein wirkliches Ende der Krise läuten sie noch nicht ein. Dazu ist die Ausgangslage einfach zu schlecht. Auch wenn das manch Konjunkturexperte zu Optimismus verleitet. So zitiert die Welt Kai Carstensen vom Ifo-Institut: „Wir hatten damit gerechnet, dass es wieder aufwärtsgeht. Aber dass es so stark hochgeht, hat uns überrascht.“ Und weiter: „Es könnte sein, dass die Welt besser dasteht als bisher gedacht.“

Es könnte… ja es könnte morgen auch schneien…oder uns der Himmel auf den Kopf fallen. Schaut man sich mal die Entwicklung der Im- und Exporte im Mai an so wird einem deutlich, dass noch vieles im argen liegt:

Die deutschen Ausfuhren waren damit im Mai 2009 um 24,5% und die Einfuhren um 22,6% niedriger als im Mai 2008.

Zwar sieht auch hier der Vergleich zum Vormonat etwas besser aus, aber ich halte es für falsch daraus Trends abzuleiten. Fast ein Viertel weniger Exporte müssen erstmal verdaut werden. Und die Folgen bei der Beschäftigung kommen dank Kurzarbeit mit großer Verzögerung, aber dafür dann im Herbst wohl geballt. Besonders die Branchen Automobilbau und Maschinen- und Anlagenbau stehen vor einem heißen Herbst. Auch bei der Elektrotechnik sind keine positiven Signale zu sehen. Von daher wäre ich vorsichtig, was Prognosen angeht.

Man schaue sich hierzu auch nur mal die Börse an. Hier wird die Zukunft gehandelt und das eben nicht sehr optimistisch. Ab nächster Woche folgen die Zahlen zum zweiten Quartal en masse und dann wird sich zeigen, ob die Kursanstiege der vergangenen Monate wirklich gerechtfertigt waren. Ich bin mir da jedenfalls noch nicht so sicher. Wobei ich mich mit Freuden irren würde!