Banken, die öffentliche Schuldenmoral und der Ausweg Aktien

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Der Vorstandschef der Munich Re, Dr. Nikolaus von Bomhard, sprach im aktuellen Quartalsbericht von einer „Erosion der öffentlichen Schuldenmoral“. Er verweist dabei auf den von Griechenland erzwungenen Schuldenschnitt im Jahr 2012 sowie einem aktuellen Fall in Österreich, in dem ein Staat seine gegebenen Zusagen den Gläubigern gegenüber nicht erfüllt: Das Bundesland Kärnten will für die Schuldtitel der Abwicklungsgesellschaft Heta (vormals: Hypo Alpe Adria) nicht aufkommen, obwohl das österreichische Bundesland Kärnten wirksame Garantien übernommen hatte. Zudem verweist der Konzernchef des Rückversicherungsgiganten auf rückwirkende Anpassungen einiger südeuropäischer Länder bei den Förderbedingungen für erneuerbare Energien.

Es gibt also eine Tendenz, dass sich Staaten entgegen bestehender Verträge und gegen geltendes Recht aus ihren finanziellen Verantwortungen heraus stehlen. Nikolaus von Bomhard sieht darin einen „bedenklichen Trend“, bei dem Rechtssicherheit verloren geht. Verloren gehen könnte noch viel mehr, eventuell sogar das Vertrauen in unser Finanzsystem und unser Papiergeld. Denn wenn sich Staaten nicht mehr an Gesetze halten und berechtigte Zahlungen nicht mehr leisten, dann sind weder Staatsanleihen noch Banken unumstößlich sicher. Bisher konnten Banken in diese vermeintlich 100%ig sichereren Staatsanleihen investieren, ohne hierfür zur Risikodeckung Eigenkapital vorhalten zu müssen.

Doch nicht nur das Beispiel Griechenland zeigt überdeutlich, dass es diese 100%ige Sicherheit für Staatsanleihen längst nicht mehr gibt. Es wird bereits eifrig diskutiert, ob Staatsanleihen diesen Sonderstatus verlieren könnten. In diesem Fall müssten Banken auch diese Wertpapiere in ihren Bilanzen zur Absicherung mit Eigenkapital unterlegen. Doch die Banken haben dieses Eigenkapital nicht. Mit anderen Worten: In diesen Zeiten einer „Erosion der öffentlichen Schuldenmoral“ werden Banken als Anlageort für Spargelder der Kunden noch unsicherer.

Dies gilt umso mehr, weil die Banken ohnehin nach den neuen EU-Regeln nicht mehr davon ausgehen dürfen, vom Staat gerettet zu werden. Die Ratingagentur Fitch hat auf diese neue EU-Richtlinie vor wenigen Tagen bereits deutlich reagiert und auch die deutschen Banken abgestuft. So wird die Commerzbank beispielsweise jetzt von Fitch um vier Stufen schlechter mit „BBB“ bewertet, während die Deutsche Bank um eine Stufe niedriger mit dem Rating „A“ versehen wird. Zudem wurden sechs Landesbanken herabgestuft.
Wir leben schon in einer kuriosen Zeit. Bisher galt stets: Je niedriger die Zinsen, desto höher die Sicherheit und umgekehrt. Doch diesen Zusammenhang haben die Notenbanken durch ihre experimentelle Geldpolitik außer Kraft gesetzt. Trotz steigender Risiken für Sparanlagen bei Banken und für Staatsanleihen erhalten die Anleger hierfür kaum noch Zinsen. Da bleibt uns nur, unsere Empfehlung zu wiederholen: Gute Sachwerte wie nicht überteuerte Immobilien in guten Lagen, solide Aktien und Edelmetalle sind im aktuellen Umfeld die bessere Anlagealternative als jene Sparformen, die nur noch ein zinsloses Risiko bieten.

RiegerEin Beitrag von Matthias Rieger

Er ist Chefredakteur des Hanseatischen Börsendiensts.

Der Hanseatische Börsendienst bietet Privatanlegern und Investoren seit 53 Jahren fundierte Tipps, Trends und Analysen rund um deutsche Spezial- und Nebenwerte. Er setzt sein value-orientiertes Anlagekonzept konsequent um. Das Musterdepot steigerte seinen Wert seit Anfang 1999 von 10.000 Euro auf knapp 100.000 Euro. Damit wurde der Depotwert rund verzehnfacht.

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