Deutschland, das Wachstum und die Sorge vor dem Börsencrash

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Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat die Wachstumsprognose für Deutschland jüngst von 1,3 Prozent auf 1,8 Prozent heraufgesetzt. Allerdings verbreiten die Experten keinen überschäumenden Optimismus, sondern sprechen von einem „gedopten und geliehenen Aufschwung“, der nur eine „Illusion“ sei. So habe der niedrige Euro im Vergleich zum US-Dollar der deutschen Wirtschaft einen Wachstumsschub von etwa einem Prozent gebracht, während der Ölpreisrutsch für ein Plus von geschätzt 0,7 Prozent verantwortlich sei. Ein Rückfall auf ein Wachstum von unter 0,5 Prozent sei für die Zukunft keineswegs ausgeschlossen, warnen die Experten des DIHK.

Wir meinen: Wenn der Wirtschaftsaufschwung gedopt ist, dann ist die Börse erst recht gedopt: Die Aktienkurse wurden schließlich maßgeblich durch die künstlich nach unten gedrückten Zinsen stark nach oben getrieben. Zudem beflügeln diese niedrigen Zinsen, der gefallene Ölpreis und auch ein schwächerer Euro die Gewinne der Unternehmen. In einem normalen Umfeld mit höheren Zinsen, Ölpreis und Euro wären die Unternehmensgewinne niedriger und gleichzeitig würde aufgrund der dann höheren Zinsen die KGVs wieder sinken. Diese Rückkehr zu einem normalen Umfeld würde somit gleich doppelt negative Folgen für die Aktienkurse haben.

An der Börse ging es zuletzt deutlich abwärts. Ob wir damit den Anfang der oben aufgezeigten Belastungen für die Börse sehen? Möglicherweise. Denn es gab tatsächlich bereits erste Schritte zurück zur Normalität mit sich wieder erholenden Zinsen, Ölpreis und Euro. Diese Entwicklung führt zu einer Verunsicherung der Anleger, die Gewinnmitnahmen vornahmen.

Sollte der Anleger jetzt ängstlich werden und aus Aktien aussteigen? Hierzu sollten die Aktionäre zunächst einmal generell Folgendes wissen: Angst ist an der Börse (ebenso wie Gier) ein sehr schlechter Ratgeber. Denn was ist denn der größte Kapitalvernichter der Börsengeschichte? Ist es tatsächlich der viel zitierte Börsencrash, vor dem so viele Anleger Angst haben? Nein, es ist vielmehr die weit verbreitete Furcht vor einem Crash. Dies führt seit Jahrzehnten dazu, dass viel zu viel Geld unproduktiv zu niedrigen Zinsen auf Sparbüchern und Festgeldkonten herumliegt und somit die langfristig weit höheren Renditen am Aktienmarkt von der Masse der Sparer verpasst werden. Unser Fazit lautet: Wer bei der Aktienauswahl sorgfältig vorgeht und sich ganz überwiegend Aktien von soliden Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen sowie starken Bilanzen ins Depot legt, der kann Unsicherheitsphasen an der Börse deutlich gelassener verfolgen als jene Anleger, die blind und gierig überteuerten Aktien hinterherjagen.

RiegerEin Beitrag von Matthias Rieger

Er ist Chefredakteur des Hanseatischen Börsendiensts.

Der Hanseatische Börsendienst bietet Privatanlegern und Investoren seit 54 Jahren fundierte Tipps, Trends und Analysen rund um deutsche Spezial- und Nebenwerte. Er setzt sein value-orientiertes Anlagekonzept konsequent um. Das Musterdepot steigerte seinen Wert seit Anfang 1999 von 10.000 Euro auf knapp 100.000 Euro. Damit wurde der Depotwert rund verzehnfacht.

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