…denn sie wissen nicht, was sie tun

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Jetzt ist es also passiert – das Volk der Griechen hat gewählt, und zwar sich selbst ins Abseits. Und: Mit dem klaren Nein vom Sonntag ist den Hellenen dabei sogar ein „OXImoron“ gelungen. Ein Oxymoron – wohlgemerkt mit „y“ – ist ja nun eigentlich ein rhetorisches Stilmittel, mit dem in einem Wort (wahlweise auch einem Satz) ein Widerspruch beschrieben wird. Ein ganz bekanntes Oxymoron ist beispielsweise die „Hassliebe“, oder auch die Begriffe „bittersüß“ und „alter Knabe“. Nachdem die Griechen jedoch schon der antiken Kunstform ihrer Tragödie neues, zeitgemäßes Leben einhauchten – der Market Mover berichtete in der Vorwoche davon – wurde mit dem „OXImoron nun sozusagen auch gleich die Rhetorik reformiert. Das OXImoron schreibt sich nämlich seit Sonntag nicht nur mit einem „i“ statt des früheren „y, sondern definiert jetzt auch den Widerspruch im Widerspruch. Nein zu Europa, nein zu den Geldgebern und den Reformen, aber her mit dem dritten Hilfspaket – ja was denn nun, ihr lieben Griechen? Hat euch noch niemand gesagt, dass es so nicht geht? Immerhin einer scheint den Un-Sinn begriffen zu haben und hat sich darum vorsichtshalber schon einmal aus dem Staub der Geschichte gemacht: Yanis Varoufakis legte nach dem – aus seiner Sicht doch eigentlich erfolgreichen – Ausgang des Referendums flugs das Amt des Finanzministers nieder und brauste eiligst davon. Den schwarzen Peter hat jetzt der andere:

Bemerkelswert

Ministerpräsident Tsipras muss nun den gordischen Knoten alleine lösen und einerseits dem Wunsch seines Volkes nach Widerstand entsprechen, indem er alle Zugeständnisse an die Forderungen der Gläubiger ablehnt. Andererseits hat er eben jene Zugeständnisse samt und sonders zu erfüllen, um überhaupt noch mit am Verhandlungstisch in Brüssel sitzen zu dürfen. Die Geduld der Mitspieler in diesem Theater ist nämlich außerordentlich erschöpft, schließlich geht es in deren eigenen Reihen mittlerweile um viel mehr als die bloße Frage, wie man den Griechen wohl am besten das Sparen lehren könne. Tatsächlich steht bereits der eine oder andere Machterhalt auf dem Spiel, und selbst die sonst so überaus standfeste Kanzlerin Merkel gerät da plötzlich ins Wanken und in Erklärungsnot. Ist ja auch alles andere als schmeichelhaft, wenn man dem heimischen Parlament (und Wähler) plötzlich erklären muss, dass die ganzen schönen Euromilliarden, die man in den vergangenen Jahren nach Athen geschickt hat, nun vielleicht doch nicht wiederkommen, sondern voraussichtlich als Totalverlust enden. Es sei denn, der Grieche widerruft den Widerruf und reformiert doch noch…oder tut zumindest so. Wie man es dreht und wendet, Europa droht eine Zerreißprobe. Auf beiden Seiten besteht derzeit kaum noch ein Verhandlungsspielraum, und neben der Zeit wird auch das Geld in Griechenland immer knapper:

Bedauerlich

Ein paar Tage können sich Staat und Banken wohl noch über dem Wasser der Ägäis halten, dann heißt es „Hellas unter!“ Entsprechend angespannt präsentierten sich in dieser Handelswoche auch die Märkte – auf breiter Front ging es bis zur Wochenmitte erst einmal nach unten. Dabei markierte der DAX mit seinem Wochentief bei 10.653 Punkten den niedrigsten Stand seit Anfang Februar, womit ein Großteil der Draghi-Rallye vorübergehend aufgehoben wurde. Zwar erholten sich die Kurse zum Wochenende hin deutlich und eroberten dabei sogar die 11.000er-Marke zurück. Von Entspannung kann jedoch (noch) keine Rede sein. Dafür sind sowohl die politische Lage, als auch die Marktsituation derzeit schlichtweg zu instabil. Neben der Griese ließen nämlich auch die Rücksetzer bei den Edelmetallen und Rohstoffen die Kurse heftig schwanken, da dadurch sofort wieder neue Ängste vor möglichen negativen Auswirkungen auf das Weltwirtschaftswachstum geschürt wurden. Insgesamt also keine gute Zeit für risikoaverse Anleger, und das spiegelt auch das berühmt-berüchtigte Angstbarometer, der VDAX NEW, eindrucksvoll wider. Der pendelte dieser Tage um die 30er-Marke und notierte damit auf dem höchsten Stand seit gut drei Jahren. Moment mal – wie war das noch gleich, damals im Sommer 2012? Nach einem fulminanten Jahresbeginn mit einem Kursplus von 18 Prozent gab der DAX im Mai und Juni 2012 innerhalb weniger Wochen nahezu den gesamten Gewinn wieder ab. Die Gründe damals: Der drohende Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone (so hieß das mal, der Begriff „Grexit „wurde erst drei Jahre später geprägt), Angst vor einer Ansteckungsgefahr vor allem in Spanien, deutlich gedämpfte Konjunkturerwartungen in den USA und ein schwacher Euro bereiteten den Anlegern zu jener Zeit massive Sorgen. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Uns auch! Bleibt zu hoffen, dass sich diese Geschichte ausnahmsweise einmal wiederholt!

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