Um 10: DAX versucht die Stabilisierung – Märkte treiben Fed vor sich her

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Es scheint, als hätten die Märkte Janet Yellen gefangen genommen und würden sie erst wieder freilassen, wenn Sie den Leitzins auch an diesem Mittwoch nicht antastet. So zumindest kann man die Turbulenzen interpretieren, die in den vergangenen Tagen an den Finanzmärkten zu beobachten waren. Mit Blick auf die Markterwartung scheint eine Zinswende mit fast 80 Prozent zwar eine ausgemachte Sache, aber eben auch nur fast.

Die US-Notenbank wird sich durchaus bewusst sein, dass sie ein Risiko eingeht, die Leitzinsen in diese Marktschwäche hinein anzuheben. Sie könnte den Zinsschritt aber auch gerade deshalb demonstrativ durchführen, um ein Zeichen zu setzen, das sie sich nicht von den Spekulanten an den Märkten beeinflussen lässt. Sie trieben die US-Notenbank zuletzt vor sich her. Bei dieser Konstellation dürften stürmische Vorweihnachtstage und ein turbulenter Jahresausklang an der Börse – egal wie die Entscheidung ausfällt – schon jetzt vorprogrammiert sein. Der Deutsche Aktienindex ist vor diesem Hintergrund weder nach oben noch nach unten hin irgendwie abgesichert, alles scheint möglich.

Für etwas Beruhigung sorgen Chinas Daten zur Industrieproduktion und zum Einzelhandel. Sie waren besser als erwartet. Chinas Regierung wird dennoch mehr tun müssen, bevor das Wachstum sich wieder stabilisiert. Es hilft für den Moment nicht, den Rutsch im Yuan aufzuhalten. Er notiert am Morgen kräftig im Plus. Das zeigt auch, wie stark der Yuan eigentlich unter Abwertungsdruck steht. Das Institute of International Finance schätzt, dass am Ende dieses Jahres 500 Milliarden US-Dollar China verlassen haben werden. Es wäre ungewöhnlich, wenn sich das nicht früher oder später in einer Abwertung der Währung bemerkbar macht.

Öl ist am Freitag noch tiefer gerutscht, und während Brent-Öl eine wichtige technische Unterstützung nach unten durchbrochen hat, ist die US-Ölsorte WTI gerade erst dort angekommen. Wenn WTI zum Schrittgeber am Ölmarkt wird, hätte es zwischen 35,16 und 34,60 US-Dollar die Chance, eine technische Gegenbewegung einzuleiten. Ein Unterschreiten jener Zone wäre charttechnisch bärisch zu werten.

Im Vorfeld der Zinssitzung haben Hedgefonds und andere spekulativ orientierte Händler schon die zweite Woche in Folge ihre Long-Positionen im US-Dollar reduziert. Das ist genau das, was sich als Klotz am Bein für die Bullen im DAX erweisen könnte. Die großen Adressen drehen ihre Dollar-Long-Positionen oder bauen sie ab, obwohl ein Zinsschritt mit 79 Prozent erwartet wird. Es könnte wie bei der EZB laufen: Anleger kaufen die Erwartung, dass ein Zinsschritt kommt, aber verkaufen dann die Nachricht, wenn er wirklich gekommen ist. Also könnte der Euro zum US-Dollar dann noch stärker steigen als bisher.

Jochen StanzlEin Beitrag von Jochen Stanzl

Er ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, Frankfurt.
Davor war Jochen Stanzl über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

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