Winterblues

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In verschiedenen Studien wurde herausgefunden, dass der Winter, insbesondere der Monat Januar, den Menschen mächtig aufs Gemüt schlägt. Unter dem Begriff „Winterdepression“ bzw., für den internationalen Sprachgebrauch „Seasonal Affective Disorder“ hat es dieser Zustand der mentalen Verstimmung sogar in den Katalog der WHO, der Weltgesundheitsorganisation geschafft. Auslöser für den Winterblues sind hauptsächlich das nasskalte Wetter und der jahreszeitlich bedingte Lichtmangel, die im menschlichen Gehirn Missmut, Heißhunger und ein ausgeprägtes Schlafbedürfnis auslösen. Weshalb gerade jetzt der McDonald‘s „Big Rösti“ mit unglaublichen 759 Kilokalorien Nährwert seinen 10. Geburtstag feiert und daher so ausgiebig multimedial beworben wird, liegt demnach auf der Hand, genau wie die Tatsache, dass die Waage trotz aller guten Neujahrsvorsätze immer noch ein negatives, weil übergewichtiges Ergebnis anzeigt. Beim Versuch, etwas Licht oder gar Sonnenschein abzubekommen, erleidet man schnell Erfrierungen wie sonst nur vorm LAGESO in Berlin, und wem das alles noch nicht für einen ausgemachten Trübsinn reichte, der konnte ja gerne mal einen Blick auf die Aktienmärkte werfen, denn spätestens dabei wurde bis Mitte der Woche wohl jeder depressiv:

Stimmungskiller

Wir befinden uns in der dritten Handelswoche des Jahres 2016, und das Jahr schien bereits gelaufen. Die Stimmung unter den Anlegern war mindestens so tief unten im Keller wie die Kurse. Ähnlich wie in der Vorwoche fiel der Dienstag zwar positiv aus, alles aber, was danach noch fiel, waren nur die Unternehmenswerte, und zwar auf breiter Front. Ein Kurssturz von über 300 Punkten trieb den Markteilnehmern am Mittwoch den Angstschweiß auf die Stirn, der all denjenigen sofort zu Eis gefror, die des Nobelpreisträgers Joseph Stieglitz mahnende Worte aus dem winterlich verschneiten Davos vernahmen: „2015 war das schlechteste Jahr seit der Finanzkrise 2008/2009, und 2016 könnte noch schlechter werden.“ Was Stieglitz da so negativ bewertet, sind die Abkühlung der Weltwirtschaft bzw. das geringe Wachstum derselben. Dass uns hier ein Problem ins Haus stehen könnte, das befürchten auch die Anleger, und zwar schon seit einer Weile. Ausreichend Indizien dafür liegen schließlich vor – der scheinbar unaufhaltsame Ölpreisverfall, der Konjunktureinbruch in China, alles ganz und gar nicht neu, aber alles brandgefährlich. Warum? Weil dadurch eine fatale Abwärtsspirale in Gang gesetzt werden kann. Die Mischung aus Angst, Stopp-Kursen an technischen Zielmarken und zusätzlichen Schreckensmeldungen zieht die Märkte in solchen Situationen gerne scheinbar unaufhaltsam in die Tiefe. Ein schönes Beispiel dafür (wobei „schön“ nun wirklich nicht der passende Ausdruck ist) lieferte ein Einzelwert aus dem DAX am gestrigen Donnerstag:

V wie Verlust

Nachdem bereits tags zuvor beim Leitindex der 2015er-Tiefststand bei 9.325 Punkten im Handelsverlauf unterboten wurde (Vorsicht, hier dürften etliche Stopp-Kurse vermerkt sein!), „überraschte“ die Deutsche Bank die ohnehin schon leidgeprüften Anleger mit einer wahren Horrornachricht, nämlich der vom Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro für 2015! Das ist zwar erst der zweite negative Jahresabschluss in der Unternehmensgeschichte (beim ersten wies das Geldinstitut im Krisenjahr 2008 einen Verlust von rund 3,9 Milliarden Euro aus), dafür aber gleich der größte aller Zeiten. Die Aktie von Deutschlands Bankhaus No. 1 rauschte folgerichtig erst einmal gute 9 Prozent nach unten und nahm damit, auch das durchaus unschön, zumindest am Vormittag Kurs auf das Allzeit-Tief bei 13,39 Euro, das übrigens vor exakt 7 Jahren, nämlich am 21. Januar 2009 markiert wurde. ABER es gibt auch noch eine gute Nachricht: Der Gesamtmarkt konnte sich mit einer Tagesperformance von +1,9 Prozent diesem Abwärtssog erfolgreich entgegenstemmen, und auch bei der Deutsche Bank belief sich der Minus zum Handelsschluss auf, nun, sagen wir „den Umständen entsprechende“ 3,5 Prozent. Na also! Wird jetzt alles wieder gut? Ja! Zumindest, wenn man sich darauf verlassen möchte, dass Mario Draghi es auch diesmal wieder richten wird. Seine Ankündigungen, ab März die ohnehin schon expansive Geldpolitik der EZB eventuell noch weiter zu lockern, verhalfen dem DAX gestern und heute jedenfalls mächtig auf die Sprünge. Ob das reicht? Wir werden sehen!

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