Delticom: Jetzt hilft nur noch ein überraschender Wintereinbruch

Nach deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgängen im dritten Quartal und einer erneut gesenkten Prognose hilft dem in Europa führenden Internet-Reifenhändler Delticom (WKN 514680) nur noch ein überraschender Wintereinbruch, bei dem die Autofahrer zum Kauf von Winterreifen gezwungen werden. Somit spricht man bei Delticom von „sehr gutem“ Winterwetter, wenn es so richtig kalt wird.

Im dritten Quartal musste das SDAX-Unternehmen beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Rückgang von 12,3 Prozent auf 87,2 Mio. Euro hinnehmen. Delticom begründete diesen Rückgang vor allem mit der allgemeinen Marktschwäche in Europa. Dem Unternehmen macht ganz besonders die durch die Euro-Krise verursachte Nachfrageschwäche zu schaffen. Nachdem bereits das Sommerreifengeschäft enttäuschend verlaufen war, fiel der Start in die Wintersaison deutlich schwächer aus als im letzten Jahr. Dabei ist Delticom vor allem von dem Geschäft mit Winterreifen abhängig. Das EBIT verschlechterte sich im Berichtszeitraum aufgrund höherer Fixkosten um satte 55,0 Prozent auf 9,5 Mio. Euro. Somit ergab sich für das dritte Quartal eine EBIT-Marge von 4,9 Prozent gegenüber 9,5 Prozent im Vorjahresquartal.

Aufgrund der schwachen Ergebnisse in den ersten neun Monaten des Jahres, sah sich Delticom nun gezwungen die Jahresprognose erneut nach unten zu fahren. Im letzten Jahr konnte Delticom von einem frühen Start in die Wintersaison profitieren, wohingegen das Geschäft in diesem Jahr bislang überwiegend schleppend verlaufen ist. Somit konnte auf das Gesamtjahr gesehen eine EBIT-Marge von 10,9 Prozent erreicht werden. Trotz zufriedenstellender Winterreifennachfrage in einzelnen Ländern Europas wird man den Gesamtumsatz des Vorjahres sehr wahrscheinlich nicht mehr erreichen können. Aufgrund der herausfordernden Marktlage nimmt das Management das EBIT-Ziel auf 7 bis 8 Prozent zurück. Nach neun Monaten beträgt die Marge 6,2 Prozent. Bereits immer Sommer war das Unternehmen davon ausgegangen, dass man nur bei „sehr gutem“ Winterwetter die Marke von 9 Prozent überschreiten könnte. Beim Umsatz geht Delticom nun nur noch von 480 Mio. Euro oder weniger aus, nachdem zuvor rund 504 Mio. Euro bei den Jahresumsätzen erwartet worden waren.

Für den Aktienkurs des Unternehmens bedeuteten diese Zahlen einen weiteren Einbruch. Im Donnerstagshandel verlor der Titel zwischenzeitlich mehr als 10 Prozent an Wert und rutschte auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Dieser Kurssturz setzt eine Talfahrt fort, bei dem die Aktie seit dem Jahreshoch bei 82,51 Euro zu Beginn des Jahres nun fast die Hälfte ihres Wertes eingebüßt hat. Wer als Anleger an einen plötzlichen Wintereinbruch glaubt und somit an ein baldiges Comeback von Delticom, erhält das Papier zu einem 2013er-KGV von 16,5 und einer Dividendenrendite von 6,0 Prozent.