Zypern & Europa – Was kommt nun?

Nachdem am vergangenen Wochenende die rettende Finanzierung Zyperns gerade noch gelang, stellt sich nun natürlich die Frage, wie es mit dem Inselstaat weiter geht und natürlich welchen Einfluss dies auf Europa hat.

Am Donnerstag wurden nun auch die Banken nach langen zwei Wochen wieder für die zypriotische Bevölkerung geöffnet. Der befürchtete Massenansturm blieb bisher jedoch aus. Durch eine kräftige Auffüllung der Geldspeicher durch die EZB, sowie polizeilichen Schutz der Banken versuchte man im Vorfeld alles dafür zu tun um einen kontrollierten Tagesablauf zu gewährleisten. Ebenfalls werden den Einwohnern Zyperns viele Auflagen in Bezug auf Ihre Bankgeschäfte auferlegt. So dürfen z.B. nicht mehr als 300€ pro Tag und Konto abgehoben werden. Ebenso sind Überweisungen oder Zahlungen mit Kreditkarten im Ausland auf monatlich 5.000€ beschränkt. Somit versucht man alles dafür zu tun um möglichst viel Kapital im Land zu erhalten.

Jedoch gehen bereits die Gerüchte um, dass „Insider“ schon vor dem Ausbruch der Zypern-Krise Wind von der anstehenden brenzlichen Lage bekommen haben und bereits große Summen abgezogen und ins Ausland verlagert haben.

Nichtsdestotrotz heißt es in Zypern nach langen Verhandlungen und Demonstrationen nun in die Hände zu spucken, um das Land umzukrempeln und neu zu strukturieren. Ein großer Teil dieser Umstrukturierung muss der Abbau des völlig übergroßen Bankensektors sein. Dieser umfasst momentan ca. das 8fache der zypriotischen Wirtschaftskraft und daher deutlich größer als angemessen. Genau dadurch entsteht dann eine zu hohe Abhängigkeit an die Banken und bei Schieflage eines Sektors gerät direkt das ganze Land ins Taumeln. Des Weiteren denke ich, dass Privatisierungsmaßnahmen im Rahmen eines Sparprogrammes unabdingbar sind. Gepaart mit einer Erhöhung der Steuern (z.B. Unternehmensbesteuerung mit 10% im EU-Vergleich „Schlusslicht) kann hier bereits ein Fundament für eine gesündere und nachhaltigere Wirtschaft aufgebaut werden. Nun gilt es jedoch auch Investitionen richtig anzustoßen. Hier sehe ich zwei Sektoren, die für das Land von essentieller Bedeutung sind. Zum einen handelt es sich um den Tourismus, sowie zum anderen um die zahlreichen Gasvorkommen vor der Mittelmeerinsel. Diese Bereiche gezielt und intelligent zu fördern ist daher sinnvoll. Bei der Suche nach Investoren für z.B. Privatisierungsvorhaben oder zum Abbau von Gas, sollte man sich jedoch nicht nur auf Hilfe aus Russland verlassen. Eine zu hohe Abhängigkeit halte ich hier für zu risikobehaftet. Diversifikation in der Suche nach Investoren ist hier also das Stichwort.

Gemeinsam mit einem neuen Gremium, werden zypriotischen Politiker nun zusammen in Nikosia und Brüssel zusammen arbeiten, um alle Möglichkeiten für EU-Fördergelder aufzuspüren. Dieses Gremium muss dann vierteljährlich Report erstatten, wodurch eine kontrollierte und gesicherte Entwicklung gewährleistet wird.
Ich denke, dass es für die Europäische Union kein Problem darstellen sollte ein Land wie Zypern zu „renovieren“. Jedoch entsteht auch die Frage, ob nicht irgendwann ein Zeichen gesetzt wird/werden muss. Gerne verweise ich hier auf einen Vergleich mit der US-Finanzkrise, bei der die Bush-Regierung Lehman Brothers hat Pleite gehen lassen, um eben aufzuzeigen, dass der Staat nicht überall bedingungslos eingreift. Die Folgen für die gesamte Weltwirtschaft sind bekannt und waren sicher verheerender als ein Ausscheiden eines wirtschaftlich eher unbedeutenden Landes wie Zypern aus der EU.

Durch eine gemeinsame Bankenaufsicht ab 2014 ist allerdings ein weiterer Schritt getan, um die Stabilität innerhalb der Währungsunion zu sichern. Dabei übernimmt die EZB die Aufsicht über 150 europäische Banken, wodurch mehr Transparenz und weniger Risiko entstehen soll. Somit ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Schließlich geht mittlerweile kein Weg mehr daran vorbei, das Pferd von hinten aufzuzäumen, da man mit der gemeinsamen Währung anstatt einer gemeinsamen Währungspolitik begonnen hat. Aufgrund der politischen Visionen und wirtschaftlichen Errungenschaften halte ich ein Scheitern der Eurozone daher weiterhin für sehr unwahrscheinlich.

Für die Märkte dürfte die Restrukturierung Zyperns ebenso keine sehr großen Auswirkungen haben. Nimmt man in der Summe noch die aktuell ungewisse Politik Italiens hinzu, die momentan innerhalb der Medien völlig ins Hintertreffen gelangt ist, würde ich die Auswirkungen auf die europäischen Aktienmärkte als eher mäßig beschreiben. Mittelfristig dürften diese Ereignisse also keine Auswirkungen haben. Daran sieht man wie eben so oft an der Börse, dass die Kurse die Nachrichten machen und nicht die Nachrichten die Kurse!

Ihr Andreas Meyer

Andreas Meyer ist momentan Student der „Internationalen Betriebswirtschaftslehre“ in Frankreich und beschäftigt sich bereits seit seinem 16. Lebensjahr mit dem weltweiten Börsengeschehen. Er konnte bereits professionelle Erfahrungen im Derivategeschäft, sowie Asset Management sammeln und hat im März 2012 mit der Gründung der Firma „A.M. Capital Research“ den Weg in die Selbstständigkeit angetreten.