Explosionsgefahr

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Es ist doch wirklich ein Kreuz mit den Wolfsburgern. Nicht nur, dass sich der Beginn des als Dieselgate in die Geschichtsbücher eingegangenen Abgasskandals erstmals jährt, nein, VW kommt auch anderweitig einfach nicht aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Diesmal war es ein mit Erdgas angetriebener Touran, der an einer Aral-Tankstelle in Niedersachsen explodierte. Nun ist noch nicht geklärt, ob die Ursache beim Mineralölkonzern oder beim Autobauer zu suchen ist. Aral hat jedenfalls seinen Tankstellenpächtern vorsorglich empfohlen, bis zur Klärung kein Erdgas mehr zu verkaufen. Und Volkswagen…die hatten ohnehin schon eine Rückrufaktion für Gas-Tourans gestartet, da die betroffenen Fahrzeuge an einem mauen Korrosionsschutz beim Gastank leiden. Läuft nicht so in Wolfsburg, da wird es höchste Zeit für tiefgreifende Restrukturierungsmaßnahmen. Denn die Rendite der Kernmarke schwächelt weiterhin, und auch die Aktie könnte etwas Auftrieb vertragen, die dümpelt derzeit knapp oberhalb der 120-Euro-Marke herum und notiert damit gut ein Viertel tiefer als vor Jahresfrist, bevor die Schummelsoftware-Bombe platzte. Ziemlich explosiv ist auch die Lage am Gesamtmarkt:

Doppeltop

Die gute Nachricht vorweg: die offene Kurslücke zwischen 10.375 und 10.405 Punkten wurde zwischenzeitlich erfolgreich geschlossen! Die etwas weniger gute: nach fünf Verlusttagen hintereinander hat der DAX den Anschluss an die Rallyebewegung vom August verloren und im Chart ein klassisches Doppeltop ausgebildet. Diese Formation entstand durch die beiden Hochs im August bei 10.802,30 und im September bei 10.780,50 Zählern und gilt in der technischen Analyse als Umkehrformation, sprich der vorherige Aufwärts- wechselt in einen Abwärtstrend. Das Verkaufssignal findet sich beim Doppeltop immer dort, wo eine waagerechte Linie gezogen werden kann, die den Ausganspunkt des ersten Anstiegs mit den Tiefs zwischen den beiden Tops verbindet. Im aktuellen Chart liegt diese Linie, wer hätte es gedacht, ziemlich genau bei 10.400 Zählern, zufällig exakt da, wo sich der deutsche Leitindex in dieser Handelswoche überwiegend herumtrieb. Damit kommen wir zur dritten Nachricht, und die ist weder gut noch schlecht, sondern beschreibt lediglich wertneutral die aktuelle Ist-Situation auf dem Parkett – nach oben ist der Deckel drauf, und nach unten könnte es noch einmal brenzlig werden. Warum?

Hexensabbat

Weil mehrere, noch dazu sehr unterschiedliche Komponenten derzeit den Kursverlauf bestimmen. Zum einen ist die Zinslage in den USA im Augenblick völlig unklar, und vor der Fed-Sitzung in der kommenden Woche wird sich an dieser Situation auch nichts ändern. Für den Dow Jones bedeutet das ein zähes Ringen mit der 18.000er-Marke, und sollte der US-Leitindex unter diese psychologisch wichtige Marke rutschen, hätte das vermutlich eine starke Signalwirkung. Zum anderen befinden wir uns in der schwächsten Phase des Jahres, zumindest aus statistischer Sicht. Dagegen überrascht als scheinbarer Lichtblick das Euwax-Sentiment mit positiven Zahlen, die Mehrheit der privaten Anleger ist demnach bullish gestimmt. Das wiederum war in der Vergangenheit jedoch beinahe ausnahmslos ein deutlicher Indikator für eine Abwärtsbewegung am Markt. Und zu guter Letzt muss am heutigen Hexensabbat, dem großen Verfallstag, ohnehin mit gewissen Schwankungen gerechnet werden, die sicherlich kaum zu einer Stabilisierung beitragen. Geschweige denn einen neuen Trend initiieren. Damit überwiegen formal die Abwärtsrisiken, und solange sich die oben genannten Knoten nicht lösen, dürfte sich daran auch nicht allzu viel ändern. Zumal die schlechten Nachrichten auch nicht abreißen, Stichwort Deutsche Bank.

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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