Scherzer & Co: Fließen bald weitere Millionen aus dem WMF-Squeeze-out? Leider Nein!

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Vor Gericht und auf hoher See ist man alleine in Gottes Hand. Soll heißen, alles ist möglich und was am Ende dabei herauskommt, ist vorher kaum absehbar. Dennoch tummelt sich die Scherzer & Co. AG (WKN: 694280 / ISIN: DE0006942808) als Spezialist für Investments in börsennotierte deutsche Nebenwerte und Abfindungsspekulationen bewusst in diesem Bereich. Und bisweilen fallen spektakuläre Erfolge na, wie beim Schering-Squeeze-out, wo Bayer kräftig nachzahlen musste.

Über die im Scherzer-Portfolio schlummernden erhebliche Millionenpotenziale aufgrund werthaltiger Nachbesserungsrechte aus Spruchstellenverfahren bzw. Squeeze-outs hatte ich ja bereits ausführlich berichtet und insbesondere auf das AXA-Verfahren hingewiesen, wo es für Scherzer & Co. unter dem Strich um eine Nachbesserung von über €1 je Scherzer-Aktie gehen könnte. Zur Einschätzung: der aktuelle Börsenkurs notiert bei €2,25.

Hinsichtlich des AXA-Verfahrens gibt es noch nicht viel Neues und es wird sich auch noch eine Weile hinziehen. Das Gericht hatte die Frist zur Abgabe von Stellungnahmen jüngst um zwei Monate auf Ende Februar verlängert. Allerdings hat ich für Scherzer der Einsatz erhöht. Denn man ist bei der börsennotierten RM Rheiner Management AG jetzt mit 41,46% beteiligt, nachdem man die Beteiligung im Dezember außerbörslich von zuvor knapp 30% aufgestockt hatte. Und die RM hat ein ganz ähnliches Geschäftsmodell und eigene Nachbesserungsrechte zu AXA und anderen Squeeze-outs im Tresor liegen. Kommt eine Nachbesserung, stehen Scherzer & Co. also die eigenen Anteile zu und nun auch noch einmal 10% mehr der Gewinne, die die RM damit erzielt.

Scherzer-Chart: finanztreff.de

Gericht hält bei WMF Abfindung für zu niedrig
Das Traditionsunternehmen WMF Württembergische Metallwarenfabrik AG wurde 2012 vom US-Finanzinvestor KKR & Co. übernommen und von der Börse genommen. Scherzer & Co. war hier vorab eingestiegen und hat dann beim Squeeze-out KKR seine 71.024 Vorzugsaktien zu €58,37 angedient – ein Gesamtvolumen für den Scherzer-Anteil von rund €4,1 Mio.

Nun hat das Landgericht Stuttgart den verschmelzungsrechtlichen Squeeze-out bei WMF verhandelt und die sachverständigen Prüfer angehört und dabei Zweifel an dem für den Squeeze-out vorgerechneten Unternehmenswert von nur knapp über €800 Mio. geäußert. Und das ist nicht wirklich verwunderlich, denn KKR hatte damals quasi noch während des laufenden Squeeze-outs bereits den Verkaufsprozess eingeleitet und dabei einen Verkaufspreis von $2 Mrd. angesetzt (damals umgerechnet rund €1,8 Mrd.). KKR setzte im Verkauf also den Wert mit €1,8 Mrd. an, während man zur selben Zeit die Altaktionären mit €800 Mio. für ihre Aktien abspeiste. Ein – vermutlich lukrative – Diskrepanz…

Verkauft wurde WMF dann später zu €1,6 Mrd., allerdings waren zuvor bereits Randbereiche abgegeben worden, so dass der Gesamterlös wohl über €1,8 Mrd. gelegen haben dürfte.

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Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

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