Die Deutsche Forfait AG (WKN: A2AA20 / ISIN: DE000A2AA204) versucht nach der erfolgreich überstandenen Insolvenz und der Rekapitalisierung den Neuanfang und hatte am 21. Februar zu Hauptversammlung geladen, um ihre Aktionäre auf den aktuellen Stand zu bringen. Das war auch nötig, denn zuletzt hatten zwei negative Nachrichten die Aufbruchstimmung doch wieder eingetrübt.
Die DFAG hatte aufgrund eines verlorenen Prozesses eine Wertberichtigung auf ihr Restrukturierungsportfolio in Höhe von €4,9 Mio. vornehmen müssen. Dieses dient dazu, die Forderungen der Altgläubiger zu befriedigen und belastet die Bilanz seit dem Neustart nicht mehr. Eigentlich. Denn sollte es der Gesellschaft nicht gelingen, mindestens €24 Mio. aus der Verwertung des gesamten Restrukturierungsportfolios zu erzielen, kann es abhängig vom tatsächlich erzielten Erlös aus der Verwertung des Restrukturierungsportfolios zu einer Zahlung von bis zu €0,8 Mio. an die Insolvenzgläubiger kommen. Es wurde nochmals betont, dass für die DFAG und ihre heutigen Aktionäre das Risiko bei diesen €0,8 Mio. gedeckelt ist. Man sollte diese Summe also innerlich abschreiben und falls sie nicht zum Tragen kommt, als außerordentlichen Ertrag willkommen heißen. Ich betone das so, weil nicht auszuschließen ist, dass weitere Abschreibungen auf dieses Portfolio nötig sein werden, auch wenn das heute noch nicht absehbar ist.
Die wichtigere Information ist, dass der erkrankte und beurlaubte Großaktionär und Vorstandsvorsitzende Dr. Shahab Manzouri voraussichtlich im Mai seine Tätigkeit wieder aufnehmen kann. Er hält 79,14% der DFAG-Aktien.
Die Gesellschaft hat wie angekündigt bei der Deutschen Börse einen Antrag auf Down-Listing eingereicht und wird künftig anstatt im Prime Standard nur noch im General Standard gelistet werden. Ein Delisting sei aber nicht geplant. Auch wolle man weiterhin die Aktionäre umfangreich informieren; der Schritt erfolge ausschließlich aus Kosten- und Aufwandsgründen.
Nach dem Neustart Mitte 2016 und dem großen Millionengewinn, der alleine aus dem Forderungsverzicht der Alt-Gläubiger resultierte, hat die DFAG im ersten Geschäftsquartal 2016/17 erst wenig neues Geschäft generiert. Man habe rund €2 Mio. Umsatz erzielt und dabei etwa €1 Mio. Verlust eingefahren. Die Strategie der DFAG ist es, als Spezialist für die Außenhandelsfinanzierung Lösungen für Banken und andere Forfaitierungsgesellschaften sowie damit zusammenhängende Dienstleistungen anzubieten. Der regionale Fokus soll weiterhin auf den Nahen und Mittleren Osten und vor allem den Iran gelegt werden, da die Emerging Markets wegen der guten Margen und hohen Wachstumsraten besonders attraktiv erscheinen. Speziell für den Iran erwartet man nach Aufhebung der Sanktionen in den nächsten Jahren eine Vervierfachung der deutschen Ausfuhren. Und der Iran hatte schon früher für die DFAG eine große Bedeutung und steuerte teilweise mehr als 20% zum gesamten Geschäftsvolumen bei.
Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg in dieser Region ist allerdings ein wasserdichtes Compliance-System – zur Misere der DFAG hatte ja geführt, dass man auf die Sanktionsliste des US-Außenhandelsministeriums geraten war. Man orientiere sich hier an den höchsten internationalen Standards und habe zusammen mit internationalen Partnern ein entsprechendes Verfahren entwickelt. Dabei wurden vor allem auch die USA mit einbezogen…
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Ein Beitrag von Michael C. Kissig
Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.
Bildquellen: Michael C. Kissig / markteinblicke.de