Sparen lohnt! Warum traditionelle Sparanlagen weiter ins Portfolio gehören.

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Klassische Sparprodukte sind die Komparsen der privaten Geldanlage: Zwar in fast jedem deutschen Portfolio vertreten, finden sie in der Debatte um die richtige Allokation aber kaum Beachtung. Warum Festgeld & Co. dennoch insbesondere im Niedrigzinsumfeld weiterhin Aufmerksamkeit verdient haben.

In Zeiten des Niedrigzinses die richtige Portfolioaufteilung zu finden, ist für Anleger längst zum Problem geworden. Nicht nur Einsteiger, sondern auch Investment-Profis stehen vor der Herausforderung, wie sie ihr Portfolio bestmöglich aufteilen sollten. Dabei kümmern sie sich vor allem um das Verhältnis von Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Immobilien oder ausgefalleneren Anlageklassen. Doch was ist mit dem eher konservativen und risikoärmeren Teil des Portfolios? Auch hier lohnt sich ein kritischer Blick auf die aktuelle Allokation – und gegebenenfalls eine Optimierung.

Je nach individueller Risikobereitschaft, Lebenssituation und Alter dürfte der konservative Teil einen kleinen bis mittelgroßen Teil am Gesamtportfolio ausmachen. Die Zeiten, in denen hier zum Beispiel die deutsche Bundesanleihe das Maß der Dinge war, sind längst vorbei. Seit Dezember 2013 ist die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen von 1,94 auf 0,25 Prozent gefallen. Wer im selben Anlageuniversum höhere Renditen erzielen möchte, muss auf Emittenten mit einem geringeren Kreditrating setzen, und damit höhere Ausfallrisiken in Kauf nehmen. Und da noch niedrigere Leitzinsen im Euro-Raum kaum möglich sind, sind größere positive Kurssprünge infolge von Leitzinssenkungen unwahrscheinlich. Wenn überhaupt dürfte mittel- bis langfristig die Zinswende kommen. In diesem Szenario würde der Kurs von Euro-Anleihen sinken und Anleger müssten ihre Obligationen vermutlich bis zum Ende der Laufzeit halten, um überhaupt einen positiven Ertrag zu erwirtschaften. Eine simplere Alternative zu den eher konservativen Euro-Anleihen können daher festverzinsliche Anlagen bei Auslandsbanken sein. Im direkten Vergleich zur aktuellen Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe schneiden beispielsweise die Zinskonditionen von Festgeldern mit gleichem Anlagehorizont bei vielen Auslandsbanken oftmals deutlich besser ab.

Klassische Sparprodukte sind die Komparsen der privaten Geldanlage

Eine ungeschriebene Regel für das private Portfolio lautet zudem, dass eine Summe von etwa drei bis sechs Monatsgehältern liquide angelegt werden sollte – zur Absicherung gegenüber unvorhergesehenen Ausgaben oder einer plötzlichen Krankheit oder Verlust des Arbeitsplatzes. Auch wenn die Eintrittswahrscheinlichkeiten eher gering sein sollten, bewährt sich hier das angelsächsische Sprichwort „better safe than sorry“. Laut dem Statistischen Bundesamt liegt das durchschnittliche Bruttoeinkommen der Deutschen bei rund 3.700 Euro. Einmal grob angenommen, dass davon Netto 2.500 Euro übrigbleiben, entspräche das einem liquiden Portfolioanteil von 7.500 bis 15.000 Euro. Auch diese Summe sollte verzinst angelegt werden, denn sonst droht eine schleichende Enteignung durch die Inflation. Nehmen wir die Inflationsrate in Deutschland von Ende 2016, die bei 1,7 Prozent lag, entspräche das bei dem geschilderten Portfolioanteil von 15.000 Euro einem Wertverlust von bis zu 255 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: von dieser Summe könnte man ein ganzes Jahr lang Video- und Musikstreaming-Dienste abonnieren. Um diesen Wertverlust zu vermeiden und sein Geld trotzdem vollständig liquide anzulegen, also jederzeit ohne Verzögerung auf sein Geld zugreifen zu können, bleibt Sparern im Zinsniveau eigentlich nur Tagesgeld als Option übrig. Wer allerdings in Sachen Liquidität etwas flexibler ist, dem bietet Festgeld mit ultrakurzen Laufzeiten eventuell attraktivere Konditionen. Hier gibt es mehrere lohnenswerte Angebote mit einer Laufzeit ab einem Monat, größtenteils bei Banken aus dem europäischen Ausland. Und durch die europäische Einlagensicherung sind Einlagen bis zu 100.000 Euro geschützt.

Festverzinste Sparanlagen machen also in einem breit aufgestellten Portfolio noch immer Sinn. Wie hoch ihr Anteil dabei letztendlich ist, muss jeder nach seiner eigenen Risikotoleranz beurteilen. Da diese bei deutschen Sparern im internationalen Vergleich aber noch immer unterdurchschnittlich ausfällt, stehen Sparprodukte hierzulande weiter hoch im Kurs. Ein guter Grund, diesen Anteil noch einmal genauestens zu überprüfen und wo notwendig zu optimieren. Denn gerade im festverzinsten Sparuniversum hat sich im Niedrigzinsumfeld vieles bewegt.

Ein Beitrag von Kaido Saar, Vorstandsvorsitzender der Bigbank

Kaido Saar studierte Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Tallinn. Er fing als Sachbearbeiter bei der Bigbank an, übernahm das Kreditgeschäft und später den Bereich Marketing und Vertrieb. Der zweifache Familienvater ist seit dem Jahr 2007 Mitglied des Vorstands der Bigbank, seit 2013 ist er Vorstandsvorsitzender der Bigbank.

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