Bernanke versucht Beruhigung der Märkte mit neuer Offenheit

[ad#Google Adsense XL-links]Das gab es in dieser Form noch nie. Der Chairman der seit fast 100 Jahren bestehenden Federal Reserve stellt sich erstmals nach einer Zinsentscheidung den Fragen der Presse. „Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen“ – mit diesem Leitsatz lassen sich die Versuche der Fed in Sachen Öffentlichkeitsarbeit umschreiben. Den letzten Ausschlag für die neue Politik der Offenheit dürfte sicher der Warnschuss der Ratingagentur Standard & Poor’s gegeben haben, als sie vor kurzem erstmalig das AAA-Rating der USA in Frage stellten. Dabei wird der Greenback ja bereits innerhalb der USA ebenso in Frage gestellt, wie die Einführung von Goldmünzen als Zahlungsmittel in Utah zeigt. Betrachtet man zudem den Goldpreis als Vertrauensindikator in Sachen Dollar, sollte man alarmiert sein. Hier geht es von Rekord zu Rekord.

Doch zurück zur Fed: Ben Bernanke hat sich dabei souverän gezeigt und die bisherigen Entscheidungen erläutert. Erfreulicherweise wurde die Pressekonferenz zeitgleich ganz multimedial up-to-date noch per Livestream in die Welt gesendet. Inzwischen findet man das knapp einstündige Video im Archiv der Fed-Website.

Inhaltlich brachte die Veranstaltung jedoch wenig Neues. Zunächst einmal fiel der Zinsentscheid wie erwartet aus. Die Fed verzichtet weiterhin auf die Zinswende und macht auch keine Angaben, wann denn mit höheren Zinsen zu rechnen ist. Stattdessen kündigte man an, dass QE2, also der Aufkauf von Staatsanleihen im Volumen von 600 Mrd. Dollar, planmäßig Ende Juni auslaufen wird. Was offenblieb, war die Frage ob es QE3 geben wird, oder nicht. Bernanke berief sich da immer auf den reichhaltigen Instrumentenkasten der Notenbank. Beruhigende Worte sollte eigentlich etwas mehr Klarheit bringen. Insofern kann man aber ausgehen, dass das Gelddrucken in Washington weiter gehen wird.

Ein besonderer Blick ruhte neben dem Zinsentscheid vor allem auf dem Tableau der Wirtschaftsprognosen. Dabei senkte die Fed ihre Prognosen für das US-BIP-Wachstum teils deutlich. Für 2011 senkte man die Erwartungen von bisher +3,4 bis +3,9 Prozent auf nun +3,1 bis +3,3 Prozent. Für 2012 und 2013 geht man von einem Wachstum von mind. 3,5 Prozent aus.

Noch interessanter sind dabei die Prognosen in Sachen Inflation. Hier wurde die Prognose für 2011 von 1,3 bis 1,7 Prozent auf 2,1 bis 2,8 Prozent erhöht. Und selbst bei der um Rohstoffpreise und andere schwankungsanfällige Preise bereinigen Kerninflation erhöhte man die Prognose um 0,3 Prozentpunkte auf nun 1,3 bis 1,6 Prozent. Alles in allem also keine schönen Aussichten. Dennoch erklärte Bernanke, dass die Inflationstendenzen nur von kurzer Dauer seien und in den Folgejahren deutlich niedrigere Teuerungsraten erwartet würden. Genau dies bleibt abzuwarten, zumal in Sachen Geldpolitik eben kein neuer Kurs eingeschlagen wurde, obwohl der bisherige zu den gesteigerten Inflationsraten geführt hat.

Schaut man nach Europa, sieht man, dass die Lage an sich sehr ruhig ist – zumindest wenn man sich die Mainstreammedien ansieht. Die aktuellen Turbulenzen in den Euro-Staaten lösen kaum ein mediales Echo aus. Da bieten kurzlaufende griechische Staatsanleihen Renditen von über 25!!! Prozent und so gut wie niemand kriegt es mit. Hinter den Kulissen scheint offen über einen Schuldenschnitt von Griechenland debattiert zu werden, anders kann man die vehementen Warnungen seitens der EZB davor eigentlich nicht werten. Die Belastungen für zahlreiche Banken dürften durch einen Haircut sicherlich nicht unerheblich sein. Von daher sollte man die jüngst gemeldeten Rekordergebnisse in der Branche nicht zu ernst nehmen, das stehen sicher noch einige Abschreibungen ins Haus.

[ad#Google Adsense XL-rechts]Angenommen es erfolgt in Griechenland eine Umschuldung, dürfte das Land damit nicht das letzte gewesen sein. Nachdem ja auch Irland und Portugal unter dem Rettungsschirm gelandet sind, dürften mittelfristig dann auch dort Umschuldungen ins Haus stehen. Dabei steht mit Spanien noch ein Kandidat für den Rettungsschirm in Wartestellung. Und von Belgien, wo man ein Jahr ohne richtige Regierung ist, hört man nur noch sehr wenig. Hier bestimmt quasi der König die Leitlinien der Politik und in den Nachbarstaaten schaut man achselzuckend auf das Nachbarland.

Blue Chips erweisen sich trotz der kriselnden Währungen weiter als sicheres Investment. Die an dieser Stelle schon oft erwähnte BASF schreitet zuletzt wieder einmal von Allzeithoch zu Allzeithoch. Daneben bieten aber auch zahlreichen Nebenwerte jede Menge Potential, wie man auch den Beiträgen zu Dividendentiteln entnehmen kann. Alles in allem hat sich für den Anleger nichts wesentlich geändert, was ja eigentlich ein gutes Zeichen ist.