Gutes Klima im ersten Halbjahr für Börsengänge – nur nicht in Deutschland

[ad#Google Adsense XL-links]Das erste Halbjahr war an den europäischen Aktienmärkten von einem Auf und Ab geprägt. Interessanter fällt der Blick auf das Neuemissionsklima aus. Laut IPO Watch Europe Survey der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC stieg das IPO-Volumen zwischen April und Ende Juni 2011 auf 13,4 Mrd. Euro, fast 4,4 Mrd. Euro mehr als im Vorjahreszeitraum und sogar gut 10,4 Mrd. Euro mehr als im ersten Quartal 2011. Zudem stieg die Zahl der Neuemissionen von 95 im ersten Quartal auf 134 im zweiten Quartal 2011.

Von der aufkommenden Euphorie war in Frankfurt allerdings wenig zu spüren, auch wenn man nach London der zweitwichtigste europäische IPO-Markt war, gefolgt von Warschau und Wien. Dazu sollte man sich jedoch klar machen, dass die Börse London mit rund 10,7 Mrd. Euro fast 80 Prozent der europaweiten IPO-Einnahmen auf sich vereinen konnte. Immerhin kann mit GSW Immobilien das größte deutsche IPO als voller Erfolg gewertet werden. Nach einem Ausgabepreis von 19,50 Euro und einem ersten Kurs von 19,55 Euro, verbuchen Mitzeichner aktuell einen Gewinn von fast 20 Prozent. Noch dazu sorgt die SDAX-Aufnahme Ende Juni für zusätzliches Interesse.
Erstaunlicherweise kann von dem zusätzlichen Maß an Beachtung der Industrieausrüster Norma Group nicht profitieren. Trotz SDAX-Aufnahme (ebenfalls per 20. Juni) kommt die Aktie nicht vom Fleck und notiert inzwischen klar unter dem ersten Kurs von 21,50 Euro und dem Ausgabepreis von 21,00 Euro. Aber möglicherweise bringt ja das zweite Halbjahr hier den nötigen Schwung. Besonders, wenn die globale Konjunkturentwicklung auch auf das operative Geschäft einwirkt.

Das zweite Halbjahr begann aus IPO-Sicht indes weniger erfreulich. Die ersten beiden Börsengänge, Prime Office und SHW, waren eher mit dem Begriff „Holperstart“ zu versehen, denn mit „glanzvolles Börsendebüt“. Schaut man sich beispielsweise das Büroimmobilienunternehmen Prime Office an, fällt auf, dass das Pricing wenig geglückt war. Gegenüber der ursprünglichen Preisspanne zwischen 7,00 und 9,50 Euro senkte man am Ende den Ausgabepreis auf 6,20 Euro. Hinzu kommt, dass auch die Altaktionäre mit an Bord bleiben mussten. Statt geplanter 42 Millionen Aktien wurde man nur 34,5 Millionen los. Der Kursverlauf verlief dann aber überraschend positiv für Mitzeichner. Zwar notiert die Aktie inzwischen wieder unter dem ersten Kurs von 6,85 Euro, dennoch fiel der Titel seither noch nicht unter den Ausgabepreis.

Auch SHW, ein Automobilzulieferer mit großer Vergangenheit, konnte nur holpernd aufs Parket gelangen. Von der eigentlichen Emissionsspanne von 26 bis 29 Euro wurde nur das untere Ende von 26 Euro realisiert. Und beim Volumen konnten nur 2,63 Millionen Aktien platziert werden, anstatt der geplanten über 3 Millionen. Einstmals unter dem Namen Schwäbische Hüttenwerke firmierend, werden heute Motorkomponenten, Bremsscheiben und Pumpen hergestellt. An sich also ein durchaus interessantes Geschäftsmodell, dennoch belastet auch hier die Tatsache, dass sich vor allem Altaktionäre von ihren Papieren trennen. Wie ich schon öfter schrieb, sind solche Börsengänge immer mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten, da die Unternehmen erst einmal beweisen müssen, dass sie auf dem Parkett dennoch weiter wachstumsfähig aufgestellt sind.

[ad#Google Adsense M-rechts]Interessant sind an dieser Stelle auch die Aussagen deutscher Investmentfondsgesellschaften, wonach Fondsmanager bei Emittenten insbesondere auf eine überzeugende Unternehmensstory achten. Daneben sehen Fondsmanager laut der Umfrage von BVI und McKinsey auch in der Preisgestaltung entscheidende Bedeutung. Der späteren Aktionärsstruktur und der mangelnden Kapitalmarkterfahrung des Managements wird indes weniger Bedeutung zugemessen. Für mich muss ein Börsengang primär mit einer Kapitalbeschaffung einhergehen, ein Auswechseln der Aktionäre lässt die Kurse eben meist nicht steigen.