Pferdesport & Co: Rendite auf der Rennbahn

Bildquelle: Pixabay / annca

Abseits der Börse gibt es im wahrsten Sinne des Wortes schöne und schnelle Optionen, Investments einzugehen. Eine Möglichkeit grast auf grünen Weiden, galoppiert ab und zu auch auf Rennbahnen herum und spiegelt noch dazu eine große Portion Lebensart wider.

Waren Sie schon einmal auf einer Pferde-Rennbahn? Es ist eine einzigartige Atmosphäre und die Klischees der 1980er-Jahre aus den TV-Serien wie „Das Erbe der Guldenburgs“ oder „Rivalen der Rennbahn“ – mit all den schönen und opulenten Damen-Hüten, edlen Zwirns und noch edleren Schaumweinen in den Logen – kommen voll zur Geltung. Das Topereignis in Deutschland ist das Hamburger Derby Meeting. Es ist das bedeutendste und höchstdotierte Rennen des deutschen Galopprennsports. Jährlich kommen zu diesem Event am Sonntag 20.000 Besucher und wetten, welcher Hengst Jahr für Jahr auf der 2.400-m-Strecke der Galopprennbahn in Hamburg-Horn als erster durchs Ziel rennen wird.

Die Welt der Schönen und Reichen

Rennsport und die damit verbundene Pferdezucht sind nicht erst in den vergangenen Jahren in Deutschland zu einem Millionengeschäft geworden. Lohnt es sich abseits der herkömmlichen Pferdewetten eigentlich, als Investor in diesem Bereich aktiv zu werden? Wer beim Lesen dieser Frage gleich für sich selbst die Antwort „nein“ über die Lippen lässt, sollte auf jeden Fall weiterlesen – denn so einfach ist die Antwort keineswegs. Nähern wir uns dem Pferdesport über den einfachsten Weg  – Pferdesport als Hobby. Fakt ist: Deutschland ist ein Pferdeland.

21 Prozent der Bevölkerung über dem Alter von 14 Jahren bzw. knapp 15 Millionen Menschen interessieren sich für Pferde. 4 Millionen dieser Menschen gehen dem Pferdesport aktiv nach und mehr als 1,25 Millionen zählen gar zur Gruppe der Intensivpferdesportler, so aktuelle Zahlen aus 2018, darunter sind 78 Prozent Frauen Diese Sportler/innen verbringen den Angaben zufolge pro Woche etwa 20 Stunden im Pferdestall, aufgeteilt auf sechs Tage die Woche und dies seit durchschnittlich 23 Jahren. Beeindruckend – das ist in Arbeitsleistung umgerechnet mehr als ein halbes Berufsleben. Knapp 690.000 Personen sind in einem der deutschen Pferdesportvereine organisiert, rund 80.000 gehen dem Turniersport aktiv nach. Außerdem gibt es etwa 900.000 Pferdebesitzer in Deutschland, und in rund 180.000 Pferdehaltungen sind 1,1 Millionen Pferde untergebracht.

Bei Ascot, dem wohl berühmtesten Rennen der Welt, ist auch die Queen anwesend (Bildquelle: Pixabay / chudson)

Lebensart im Alltag

Die Zahlen sind beeindruckend und zeigen auf, dass das Pferd und der damit verbundene Sport im Zeitalter der Digitalisierung als eine Art Gegenpol zum sich immer weiter beschleunigenden Lebensalltag der Menschen fungieren. Gerade in Ballungsgebieten lebende Menschen auf der Suche nach Entschleunigung führt das Pferd wieder zurück zur Natur und trägt damit zu einer Verbesserung des Wohlbefindens dieser bei – umgekehrt führt dies zur Stärkung des ländlichen Raums.

Die Deutschen Reitpferde nehmen dabei den größten Part ein. 51.000 Zuchtstuten, 2.400 Hengste und 24.000 Fohlen stellen die Exportschlager der Pferdezucht, so wird jährlich teilweise die Hälfte der über die Verbandsauktionen vermarkteten Pferde exportiert. Aber nicht nur die Reitpferde erfreuen sich großer Beliebtheit. Insgesamt 200 verschiedene Pferderassen haben in Deutschland ihre Heimat.

Nicht weniger interessanter ist der Pferdesport unter dem wirtschaftlichen Aspekt. Mit einem jährlichen Gesamtumsatz von geschätzten fast 8 Mrd. Euro ist die deutsche Pferdewirtschaft ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftssektor. Davon entfallen 39 Prozent auf die Pferdehaltung und 61 Prozent auf den Tertiärsektor mit Handel, Industrie und Dienstleistungen, so die Zahlen aus dem Jahr 2018. Soweit die volkswirtschaftlichen Daten zum Business mit Pferden. Das eigene Pferd zu besitzen – das ist in nicht wenigen Familien, in denen Kinder begeistert dem Reitsport nachgehen, keine seltene Diskussion. Stellt sich die einfache Frage. Wie teuer ist das ganze eigentlich? Die kurze Antwort: teuer!

Hohe Kosten

Es ist ganz einfach. Ein Pferd ist ein Lebewesen und diese bleiben von Krankheit oder gar dem Tod am Ende nicht verschont. Wenn es nur einmal bei einem lädierten Knöchel bleibt, darf der Eigentümer schon froh sein. Dieser ist zwar bei der Behandlung im Verhältnis keineswegs teuer, aber bei einem Rennpferd kann mit einer solchen Diagnose der Wert der Geldanlage (fast) vernichtet sein. Daher schließen auch viele Eigentümer eine Versicherung ab, um etwaige Verluste zu kompensieren. Oftmals sind als Jahresprämien 4,5 bis 6 Prozent des Marktwertes des Pferdes keine Seltenheit. Versichert sind Tod und „Nottötung“. Vieles läuft in diesem Bereich über Kulanz. Wer also ein paar zehntausend Euro in sein edles Reitpferd investiert hat, darf schon bei der Versicherung gut in die Tasche greifen. Doch nur die Versicherung ist das wenigste Geld, das man in die Hand nehmen muss. Die laufenden Unterhaltskosten eines solchen Tieres werden von vielen unterschätzt. Dass für Futter, Tierarztrechnungen, die Kosten für Hufschmied und Trainer neben der Versicherung im Jahr pro Rennpferd schnell einmal fast 20.000 Euro aufwärts zusammenkommen, ist keine Seltenheit.

Kinder und Pferde: Ein besonderes Kapitel (Bildquelle: Pixabay / 3675284)


Das teuerste Pferd der Welt: Fusaichi Pegasus

Diese unglaubliche Investment-Geschichte fängt im Jahr 1998 an. Der japanische Unternehmer Fusao Sekiguchi FuPeg kauft für 4 Millionen Dollar ein Pferd. Der Name des Hengstes Fusaichi (Pegasus) ist eine Kombination aus dem Namen seines Besitzers und dem japanischen Wort „ichi“, was so viel wie Nummer eins bedeutet. In den darauffolgenden zwei Jahren gewinnt das Rennpferd wichtige Rennen in Nordamerika, unter anderem das Kentucky Derby. Der irische Rennpferdezüchter Coolmore Stud legt dann im Jahr 2000 64 Millionen Dollar auf den Tisch. Pegasus Nachkommen sind nicht weniger erfolgreich. Manche wie Bandini und Haradasun konnten verschiedene „Grad 1“ Derbys gewinnen. Mit „Grad 1“ Rennen werden Derbys bezeichnet, bei denen nur die besten Rennpferde an den Start gehen.



Bis man aber zu diesem Schritt kommt, steht eine viel wichtigere Frage im Raum. Wo kaufe ich ein solches Rennpferd, das sich langfristig als Investment erweisen könnte? Rund um den Globus ist Deutschland als Pferdeland sicherlich bekannt, aber welcher Rasse gehört beispielsweise die Zukunft? Ist es die Rasse Vollblut, die in den vergangenen Jahren zu einem ganz großen Geschäft geworden ist und auf die finanzstarke Investoren aus Dubai setzen? Es ist wie überall bei Investments: Es ist nicht einfacher geworden, eine gute Qualität auch zu einem guten Preis zu bekommen. Die Hilfe von professionellen Beratern ist fast ein Muss.

Anleger sollten aufpassen, sich bei den laufenden Kosten

des Pferde-Investments nicht zu vergaloppieren.

Für ein Rennpferd werden nicht selten sechsstellige Summen aufwärts in die Hand genommen. Ein Hot Spot in Deutschland für die Ersteigerung bzw. den Kauf von Pferden befindet sich rund um die Galopprennbahn Baden-Baden Iffezheim. Die Pferde-Auktionen am Rande des Schwarzwaldes haben seit 1963 Tradition und sind in der Szene untrennbar verbunden mit der Vollblutzucht und dem Galopprennsport in Deutschland. In diesem Jahr umfasste das Auktionsangebot Ende Mai mehr als 140 Pferde, neben zweijährigen wurden auch dreijährige und ältere Rennpferde angeboten. Wer das nötige Geld hat, wird in Baden-Baden gute Qualität bekommen. Bei den Jährlingsauktionen kann man für Jungpferde zwischen 5.000 und 500.000 Euro ausgeben. Für eine halbe Million erhält man dann aber auch ein Tier mit einer Ahnentafel von mehr als 20 oder sogar 30 Generationen. Die Auktionen in Baden-Baden zeichnen seit Jahren eine überdurchschnittliche Erfolgsrate aus. 2018 gewannen sechs Pferde, die auf diesen Auktionen verkauft wurden, internationale Gruppe 1 Rennen. Die letzten drei Sieger im Deutschen Derby – Isfahan, Windstoß und Weltstar – kamen alle in Baden-Baden in den Auktionsring.

Der Start ist immer ein spannender Moment (Bildquelle: Pixabay / hhach)

Nicht aufs falsche Pferd setzen

Wer einmal in Baden-Baden in den vergangenen Jahren als Zuschauer bei diesem Event zugegen war, der konnte eines registrieren: Den größten Käufermarkt für Rennpferde stellen reiche Araber und Briten dar. Es passiert nicht selten, dass ein „Champion“ nach ein paar Jahren den Besitzer wechselt – für das Zehn- oder Zwanzigfache des ursprünglichen Kaufpreises des Pferdes. Doch an dieser Stelle sollte Euphorie fehl am Platze sein – eine solche Rendite ist schwer zu erzielen. Im Gegensatz zu einem Engagement an der Börse in eine langfristig aussichtsreiche Aktie muss in ein Pferde-Investment viel Arbeit und Geld – nicht nur in die Haltung und Entwicklung der Tiere – investiert werden. Um eine gute Rendite zu erzielen heißt es hier:

Gute Ergebnisse bei Events! Und selbst dann währt der Lohn nicht ewig. Pferde sind keine Aktien, die kein Alter besitzen. Rennpferde haben irgendwann ihren Zenit überschritten und werden bei Rennen oder in der Dressur aufgrund der alternden Physis keine guten Ergebnisse mehr erzielen. Ein Alter von 30 Jahren ist für ein gesundes Pferd ein gutes Alter. Nach dem aktiven Sport kann man einen „Champion“ aber dann auch für das Decken benutzen und so weiter (viel) Geld verdienen. Doch eines sei an dieser Stelle auch gesagt: Ein guter Stammbaum macht allein noch keinen Champion und garantiert keine Rendite. Dafür ist der Markt zu hart umkämpft und man braucht wie bei jedem Lebensart-Investment auch ein bisschen Glück.

Ein Rennen ist Spannung pur (Bildquelle: Pixabay / dreamtemp)

Wie hart ein solches Pferde-Investment sein kann, konnte jeder im vergangenen Jahrzehnt am Beispiel von Paul Schockemöhle und seinem Hengst Totilas sehen. Eigentlich ein Dream-Team: Paul Schockemöhle, mehrfacher Europameister im Springreiten, der auch bei Olympischen Spielen und zahlreichen Preisen der Nationen Erfolge feierte. Auf der anderen Seite Totilas. Das im Jahr 2000 in den Niederlanden geborene Tier gilt als eines der besten Dressurpferde der Geschichte. Im Herbst 2010 wurde Totilas von Paul Schockemöhle für eine Summe zwischen 10 und 15 Mio Euro gekauft. Totilas war zum einen ein Mega-Prestigeobjekt, zum anderen war es aber auch der Plan des bekannten deutschen Pferde-Experten, mit dem Hengst sportliche Ergebnisse zu feiern und damit auch den zweiten Einnahmetopf – das Decken – auf das Maximum zu bringen. Bis Anfang 2012 waren mehr als 200 Stuten von ihm trächtig. Jede erfolgreiche Deckung brachte seinem Besitzer 8.000 Euro ein. Das bedeutete, dass Totilas in rund eineinhalb Jahren schon fast 2 Mio. Euro eingebracht hatte, seit er den Besitzer gewechselt hatte. Drei Weltrekorde, drei WM-Goldmedaillen – Totilas war bis dahin nur mit Superlativen zu beschreiben. Er hat mit seinen Auftritten im Viereck die Menschen weit über den Dressursport hinaus bewegt und für eine bislang nicht gekannte Popularität gesorgt. Doch das Risiko für Paul Schockemöhle, Europas größten Pferdezüchter, war recht groß und er wurde nur bedingt belohnt. Denn: Keine fünf Jahre nach dem Kauf war die Karriere des ehemals besten Dressurpferdes der Welt beendet. Keine Medaillen mehr -weder bei den Olympischen Spielen 2012, der Europameisterschaft 2013 oder der Weltmeisterschaft 2014. Im Jahr 2015 ging die sportliche Karriere zu Ende, die eingeplanten Einnahmen waren keineswegs so hoch, wie erwartet. Von ehemals 8.000 Euro Decktaxe ging der Preis deutlich zurück. Heute liegt die Taxe bei 2.500 Euro. Ein gewaltiger Preiseinbruch, ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man die hohen Anschaffungskosten im Hinterkopf hat.

„Das Risiko, dass sich ein Pferde-Investment

am Ende nicht auszahlt, ist groß.“

Ob sich langfristig das Investment in Totilas lohnen wird, bleibt abzuwarten. Erfreut sich Totilas auch abseits des Dressursports bester Gesundheit und schafft er es weiterhin, auf das Phantom, das Ledergestell, das in der Pferdezucht für den Deckakt eingesetzt wird, zu springen, dann sollte am Ende das Investment wohl aufgehen. Seine Erfolge als Deckhengst sind auf jeden Fall sehenswert. Auf den Auktionen erzielen die Nachkommen Spitzenpreise. So war Total Recall mit einem Zuschlagspreis von 200.000 Euro teuerstes Fohlen aller Zeiten. Dennoch:

Das Investment „Totilas“ ist das wohl prominenteste Beispiel, um zu zeigen, wie schwer es ist, im Bereich Pferde(sport) erfolgreich zu sein und wie riskant zugleich das Investment sein kann. Der langfristige Wert beim Investment „Pferd“ liegt vor allem in den Deckgebühren. Ist das Pferd gesund, freut sich der Eigentümer. Wird der Hengst aber krank, dominieren am Ende die Rechnungen für die (hohen) Grundkosten des Investments. Experten sagen, dass im Durchschnitt aller in Deutschland trainierten Rennpferde die Gewinne und sonstigen Einnahmen etwa 45 Prozent der Kosten decken. Mehr nicht.

Auch Dressur gehört zum Pferdesport (Bildquelle: Pixabay / romavor)

FAZIT. Wer Pferdeliebhaber ist, der wird im Pferdesport Spannung, Spaß und Leidenschaft und manchmal auch Rendite suchen und finden. Letzteres ist aber nicht garantiert. Wer aber die Rendite vor die Lebensart beim Pferd stellt, sollte vielleicht (als Anfänger) eher Beteiligungen an einem oder mehreren Pferden eingehen. Aber auch nur für Anleger, die wirklich einen Bezug zu Pferden haben und dem Wettkampf selbst ebenso viel abgewinnen können wie der vermeintlichen Rendite. Denn auch hier gilt: Diversifikation – das Risiko der einzelnen Investments streuen. Man wird so an den Gewinnen wie auch den Verlusten/Kosten anteilig beteiligt und die Freude über ein schönes Investment dürfte dann auch überwiegen.

In Deutschland wird die Zahl der Besitzergemeinschaften, Clubs und Pools über die ein Anleger in Pferde investieren können, immer größer. Sehr exklusiv wiederum ist die britische Besitzergemeinschaft Highclere Thoroughbred Racing (HTR) in der Grafschaft Berkshire. Sie ist das führende europäische Eigentümerkonsortium für Vollblüter. Hier können sich bis zu 20 Personen den Besitz eines Pferdes teilen – Gewinne, Kosten und Verkaufserlöse inklusive. Das Ganze geht sogar mit verhältnismäßig wenig Geld. Der kleinste Anteil, den man derzeit erwerben kann, kostet circa 9.000 Pfund, plus eine Verwaltungsgebühr von 3.000 Pfund. Die Portion Lebensart gibt es obendrauf: Als Miteigentümer hat man den Status, auch im charmanten VIP-Bereich Einlass zu finden, der eigentlich nur Prinzen, Premierministern und Gestütsbesitzern vorbehalten ist – how lovely.


Kurz nachgefragt bei…

Bernhard Fessler
Er ist Leiter des Berliner Hauptstadtbüros der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Der Diplom-Verwaltungswissenschaftler und begeisterte Reiter berät die FN und deren Mitgliedsverbände, beobachtet die politischen Entwicklungen und Gesetzgebungsverfahren und vertritt die Interessen der FN und deren Mitglieder auf bundespolitischer Ebene.
www.pferd-aktuell.de

Der Pferdesport wurde in Deutschland lange wenig beachtet. Inzwischen gibt es sogar einen eigenen Parlamentskreis. Hat diese Wiederentdeckung auch wirtschaftliche Gründe?
So kann ich das nicht stehenlassen. Der Pferdesport war, ist und wird immer eine tragende Säule im Konzert der 39 Olympischen Spitzenverbände sein. Dies zumal wir die meisten Medaillen nach Hause bringen. Der Pferdesport ist durch seine ganz besondere Eigenart der zwei Partner – Athlet und Reiter – einer anderen Öffentlichkeit ausgesetzt. Wir trainieren mit unserem „Sportpartner“, den wir züchten, halten, betreuen, ausbilden und natürlich lieben. Wir züchten aber auch nur Pferde und bilden sie für den Verkauf aus. Ich bin selbst regelmäßig fasziniert, wer alles Berührungspunkte mit dem Pferd hat. Es gibt ganz viele Unternehmer, die eine große Liebe zu den Pferden haben. Sei es als Züchter, Mäzene oder Reiter. Pferde sind eben faszinierend. Und wen diese Leidenschaft einmal gepackt hat, den lässt sie auch nicht mehr los. Das gilt auch für den von Ihnen angesprochenen Parlamentskreis im Deutschen Bundestag. Dieser ist offen für unsere Themen, hört sich aber selbstverständlich auch andere Organisationen an, die das Pferd auf irgendeine Weise berühren.

Welche Bedeutung hat der deutsche Pferdemarkt für den europäischen Markt?
Zunächst einmal bieten wir – das macht der Verband der Berufsreiter und Fahrer – eine einzigartige Ausbildung, die weltweit geschätzt wird. Wir bilden Pferdewirte und Pferdewirtschaftsmeister im Dualen Ausbildungssystem aus. Wir bieten inzwischen Erasmus-Programme im Ausland an, um unsere wertvolle und tiergerechte Ausbildung zu exportieren und uns externes Wissen ins Land zu holen. Zudem gelten unsere deutschen Zuchtergebnisse auf dem Weltmarkt als exklusiv und exquisit. Deutsche Pferde sind überall gefragt. Nicht zuletzt auch in China, Russland und der arabischen Welt. Der Zuchtverband der Hannoveraner ist der größte Pferdezuchtverband der Welt. Es wird immer Reiter und Pferdefreunde geben, die wollen irische Blüter oder Hunter, sowie American Quarter Horses oder Andalusier. Das ist auch ok, mit einem deutschen Pferd macht man aber nichts falsch. Und das wird weltweit geschätzt.

Welche Auswirkungen hätte ein Brexit auf die europäische Pferdezucht?
Wie so viele andere auch, müsste ich in eine Glaskugel schauen. Für uns ist der Import aus UK wichtiger als der Export nach UK. Was den Pferdeexport und -Import anbelangt, wird UK Drittland und auch als solches gelistet. Das bedeutet: Es gelten die Drittlandanforderungen bei der Einfuhr von Tieren in die EU (Hygienevorschriften). Lebende Equiden & Sperma sind als Export möglich. Aber eben unter ganz klaren Bedingungen und nicht mehr im freien Handel. Unser Glück wird wohl sein, dass Großbritannien das SPS-Recht der EU eins zu eins in britisches Recht spiegelt. Als positiv werten wir zudem, dass wohl keine Voranmeldungen britischer Importeure nötig sein werden. Ich empfehle den regelmäßigen Besuch der Website des Ministeriums: www.bmel.de Dort erfährt man am besten, was sich tun wird.


Bildquelle: Pixabay / annca