SAP: Kampf mit Oracle geht weiter

Hört das denn niemals auf? Diese Frage dürfte man sich nun bei Europas größtem Softwarehersteller und der weltweiten Nummer eins in Sachen Unternehmenssoftware SAP (WKN 716460) stellen. Denn der US-Konkurrent Oracle (WKN 871460) will weiterhin vor Gericht mit den Walldorfern streiten und möglichst viel Geld aus dieser Auseinandersetzung herausquetschen.

Offensichtlich sind Oracle 306 Mio. US-Dollar zu wenig als Entschädigung für einen viele Jahre zurückliegenden Fall, bei dem die mittlerweile geschlossene SAP-Tochter TomorrowNow bei Softwareupdates illegal auf Programme des US-Konzerns zurückgegriffen hatte. Denn bei dem anhaltenden Rechtsstreit wurde Oracle zunächst ein Schadenersatz in Höhe von 1,3 Mrd. US-Dollar zugesprochen. Diese Summe wurde später jedoch von einer Richterin als völlig überzogen eingestuft und auf 272 Mio. US-Dollar reduziert. SAP selbst bot schließlich 306 Mio. US-Dollar um die Sache aus der Welt zu schaffen. Nachdem Oracle Anfang August dies zunächst akzeptiert hatte, kam nun die Nachricht, dass es doch noch Berufung einlegen wird. Somit erleben wir eine Fortsetzung des Streits zwischen den beiden Erzrivalen auf dem Softwaremarkt.

Für SAP kommt dieses anhaltende Störfeuer zu einer Unzeit, da sich das Unternehmen vor allem im Bereich des Cloud-Computing auf einem Wachstumskurs befindet und zuletzt bei den Geschäftszahlen eine positive Entwicklung zu verzeichnen hatte. Dieser Erfolg zeigte sich beispielsweise an den Zahlen für das zweite Quartal. Zwischen April und Juni ging es beim Gewinn nach Steuern im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um 12 Prozent auf 661 Mio. Euro nach oben. Das Betriebsergebnis wurde um 7 Prozent auf 921 Mio. Euro gesteigert. Dabei profitierte das Unternehmen von der sehr guten Umsatzentwicklung. SAP konnte einen währungsbereinigten Zuwachs bei den wichtigen Softwareerlösen um 19 Prozent und damit auf die Rekordmarke von 1,06 Mrd. Euro verbuchen. Der Umsatz wurde im zweiten Quartal deutlich von 3,3 Mrd. Euro im Vorjahr auf 3,9 Mrd. Euro gesteigert.

Die guten Ergebnisse des zweiten Quartals sorgten dafür, dass SAP seine selbstgesteckten kurz- und mittelfristigen Ziele bekräftigen konnte. Im laufenden Geschäftsjahr soll der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 10 bis 12 Prozent gesteigert werden. Beim Betriebsergebnis soll es von 4,71 Mrd. Euro auf 5,05 bis 5,25 Mrd. Euro nach oben gehen. Zu den Zielen für das Jahr 2015 zählen u.a. ein jährlicher Umsatz von 20 Mrd. Euro und das Anheben der operativen Marge auf 35 Prozent. Aufgrund dieser Aussichten konnte auch der Kurs der SAP-Aktie seit Anfang Juli etwa 15 Prozent an Wert zulegen. Dabei dürfte das Papier trotz dieses Anstiegs mit einem für Technologiewerte moderaten 2012er-KGV von 17 und einer Dividendenrendite von 1,6 Prozent nicht überbewertet sein.