BASF: Korruptionsaffäre weitet sich aus, Ausmaße größer als vermutet

(Aktualisierte Version)

Die Korruptionsaffäre beim Ludwigshafener Chemiekonzern BASF weitet sich immer mehr aus. Nachdem Mitte Januar erste Ermittlungen gegen eine Fremdfirma bekannt wurden, in Folge derer u.a. auch ein BASF-Mitarbeiter entlassen wurde, kamen heute nun deutlich größere Ausmaße ans Licht. Wie die Rheinpfalz in ihrer Donnerstagausgabe schreibt, wurden inzwischen weitere vier BASF-Mitarbeiter freigestellt. Zudem wurden die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen auch auf die BASF-Standorte im brandenburgischen Schwarzheide und im belgischen Antwerpen ausgeweitet. Inzwischen geht die BASF von einem Schaden von mindestens 1 Mio. Euro aus, zunächst war die Rede von lediglich 400.000 Euro gewesen.

Offensichtlich wurden also nicht nur der direkte Ansprechpartner der Fremdfirma “geschmiert”, sondern auch nachgelagerte Ebenen. Wie die Rheinpfalz weiter schreibt, hat sich die Fremdfirma offenbar durch “Kampfpreise” Aufträge im Gerüstmontage- und Rohrleitungsbau gesichert, deren niedrige Erträge dann wiederum durch Mehrfachabrechnung von Aufträgen kompensiert wurden. Wieviele Personen insgesamt an der Korruptionsaffäre beteiligt sind, ist weiter unklar. Allein die Fremdfirma beschäftige wohl zeitweise mehr als 500 Mitarbeiter, die alle auf dem Geländer der BASF eingesetzt waren. Die Zusammenarbeit mit der Fremdfirma wurde beendet. Vorwürfe wonach “Fehler im System” die Korruptionsaffäre ausgelöst hätten, wies ein BASF-Sprecher zurück. Laut Rheinpfalz sollen interne Prüfer der BASF alle Aufträge der betroffenen Fremdfirma aufrollen und Unregelmäßigkeiten feststellen.

Der Ruf leidet

Mit diesem Skandal verliert die “Anilin”, wie der größte Arbeitgeber in der Chemiestadt genannt wird, ihren einstmals sauberen und guten Ruf. Im Gegensatz zu den großen Korruptionsskandalen bei Siemens oder MAN scheint man die Probleme bei der BASF in den bundesweiten Medien noch eher gering einzuschätzen. Anders kann man sich das geringe Medieninteresse nicht erklären. Auch hier scheint die Vorstellung vorzuherrschen, dass es nicht “so schlimm” sein könne. Der Umfang der Falschabrechnungen macht aber doch stutzig, denn eigentlich sollte ein DAX-Konzern über genügend Sicherheitsmaßnahmen verfügen, die so etwas verhindern. Der BASF-Aktie tut die Meldung jedenfalls nicht gut. Aktuell verliert der Titel 1,5 Prozent.

Aktienkurs dürfte wenig beeinflusst werden

Zugleich ergeben sich für den Aktienkurs direkt nach jetzigem Stand erstmal keine weiteren bedeutenden Auswirkungen. Zumal der Gewinn auch nicht mehr negativ beeinflusst werden dürfte, da die doppelten Abrechnungen ja in der Vergangenheit erfolgt sind und nun gestoppt sind. Ob sich evtl. sogar Schadenersatzzahlungen daraus ableiten lassen muss man abwarten. Die nun genannte 1 Mio. Euro Schaden dürfte meines Erachtens erst die Spitze des Eisbergs sein, denn Dauer (rund 10 Jahre) und Umfang der Tätigkeit (die besagten 500 Mitarbeiter) der Fremdfirma lassen doch noch einiges mehr erwarten. Was mögliche Strafen angeht, so dürfte sicher die ein oder andere Haftstrafe für die Drahtzieher herauskommen. Das wird sich aber erst mit Klarheit über den Gesamtschaden ergeben.
Für die Aktie generell gilt: Auf dem derzeitigen Kursniveau ist sie aus Sicht der Gewinnerwartungen absolut fair bewertet. Wenn sich die allg. Stimmung am Markt verbessert, dürfte der Kurs wieder deutlich an Fahrt gewinnen. Charttechnisch ist der Aufwärtstrend weiter intakt. Zugleich ist auch das Absturzrisiko eher gering. BASF bleibt meines Erachtens nach trotz der Korruptionsaffäre ein solider Langfristwert.