Wachstumstempo verliert an Dynamik

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Trotz der anhaltend hohen Nachfrage wird die Industrie weiterhin von Engpässen und damit Lieferverzögerungen sowie erheblichen Kostensteigerungen für Logistik, Vorleistungsgüter und einige Rohstoffe ausgebremst. Entsprechend gaben im Juli einige Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe nach, wenngleich sie überwiegend eine dynamische Expansion der Produktion in den kommenden Monaten erwarten lassen.

Überraschend starke Wachstumsabkühlung

Vor allem in China, seit dem zweiten Quartal 2020 die Konjunkturlokomotive der Welt, sank die Zuversicht der befragten Unternehmen zuletzt deutlicher. Der CAIXIN-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe fiel auf 50,3 Punkte und liegt damit nur noch knapp oberhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten sowie auf dem tiefsten Stand seit Frühjahr 2020.

Dabei war eine gewisse Abkühlung der vielfach heiß gelaufenen Wirtschaft von staatlicher Seite gewünscht und wurde regulatorisch – etwa durch eine restriktivere Kreditvergabe – unterstützt. Die am Anfang der Woche veröffentlichten Konjunkturdaten für Juli verdeutlichen jedoch eine überraschend starke Wachstumsabkühlung. So lagen sowohl das Wachstum der Industrieproduktion mit 6,4 Prozent, die Zunahme der Anlageinvestitionen mit 10,3 Prozent als auch die Steigerung der Einzelhandelsumsätze mit 8,5 Prozent (jeweils im Vergleich zum Vorjahr) deutlich unter den Werten des Vormonats und zudem unter den Erwartungen von Analysten.

Neue Lockdowns?

Auf der Unternehmensstimmung lasteten zuletzt wieder in vielen Regionen weltweit steigende Corona-Fallzahlen. In China wurde jüngst ein kompletter Terminal in einem der größten Häfen der Welt geschlossen, nachdem ein Arbeiter positiv auf das Virus getestet wurde. Auch in anderen Regionen steigen die Inzidenzwerte erneut und belasten die wirtschaftlichen Perspektiven. In den USA gab zuletzt das von der Uni Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen deutlich nach und liegt derzeit sogar unter den Werten aus dem Frühjahr 2020.

In Australien sind weite Teile des Landes aufgrund einer erneuten Infektionswelle von Lockdowns betroffen und selbst in Israel steigen die Neuinfektionszahlen wieder an. Weiterhin besteht zudem die Gefahr, dass angesichts teils sehr niedriger Impfquoten in vielen Schwellenländern weitere Virusvarianten entstehen. Die Corona-Pandemie dürfte somit auch in den kommenden Monaten ein relevantes Thema für Konjunktur und Kapitalmärkte bleiben und immer wieder für Verunsicherung sorgen.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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