Nachlassende wirtschaftliche Dynamik

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Der GfK-Konsumklimaindex für Deutschland gab leicht nach. Zwar blieben die Einkommens- und Konjunkturerwartung auf vergleichsweise hohen Niveaus, deutlich abwärts ging es aber für die Anschaffungsneigung. Als Gründe werden die steigende coronabedingte Verunsicherung sowie deutlich anziehende Inflationsraten genannt.

Erholung schwächt sich ab

Auch der ifo-Geschäftsklimaindex sowie weltweit viele Markit-Einkaufsmanagerindizes wurden zuletzt schwächer vermeldet. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe wird die Produktion durch anhaltend und sich noch verschärfende Lieferengpässe ausgebremst.

Entsprechend ist nach der Erholung der letzten Monate, eine weniger dynamische Ausweitung des Welthandels zu erwarten. Der „Kiel Trade Indicator“ des Instituts für Weltwirtschaft signalisiert nur noch eine geringe Aufwärtsdynamik für August. Vor allem die chinesischen Exporte gaben mit sechs Prozent im Vergleich zum Vormonat allerdings schon stärker nach.

Fed-Tapering spätestens ab dem 1. Quartal 2022

Vor dem Hintergrund einer hohen, aber nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik, dürfte Jerome Powell, im Rahmen des Economic Symposiums in Jackson Hole, keine vorschnelle Reduktion der Wertpapierkaufvolumina in den USA ankündigen. Unsere Basisannahme bleibt, dass das Tapering ab dem 4. Quartal 2021 oder spätestens ab dem 1. Quartal 2022 einsetzt, allerdings reicht dafür auch eine Ankündigung in der regulären September-Sitzung des FOMC-Boards, wenn bis dahin mehr Klarheit über die weiteren ökonomischen Perspektiven herrscht.

An den internationalen Aktienmärkten fehlten zuletzt klare Impulse, wenngleich vor allem US-Aktienindizes trotzdem immer wieder neue Allzeithöchststände erreichten. Vor allem die überaus positiv verlaufene Berichtssaison zu den Unternehmensgewinnen im 2. Quartal hat dafür gesorgt, dass Bewertungsparameter wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis sogar leicht gesunken sind, wenngleich sie absolut betrachtet immer noch auf hohen Niveaus verharren. Trotzdem bleiben Anleger vorsichtig. Grundsätzlich unterstützt werden Aktien weiterhin von tief negativen Realzinsen – und das sowohl in den USA als auch in der Eurozone.

Bundestagswahl voraus

Auch wenn sich bei den Umfragen zur Bundestagswahl zuletzt deutliche Verschiebungen zugunsten der SPD und zulasten der CDU/CSU ergeben haben, dürfte der Ausgang der Wahl kaum für größere Bewegungen an den Kapitalmärkten sorgen. Die wesentlichen Treiber bleiben die Corona-Pandemie, der Pfad der wirtschaftlichen Erholung und die Geldpolitik, woran sich kurzfristig auch mit einer neuen Bundesregierung kaum etwas ändern dürfte.

Nur für den Fall, dass sich eine rot-rot-grüne Koalition konkreter andeuten sollte, wäre mit steigender Verunsicherung an den Börsen zu rechnen. Mittel- bis langfristig werden von der neuen Bundesregierung – unabhängig in welcher Koalitionskonstellation -wichtige Implikationen erwartet.

Angesichts der außergewöhnlichen Fülle an besonderen Herausforderungen sind entscheidende Weichenstellungen gefragt, um die deutsche und europäische Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich wieder zu verbessern, dem Klimawandel effektiv zu begegnen und im Rahmen der geopolitischen Umwälzungen durch ein gemeinsames Eintreten für europäische Interessen möglichst vieler europäischer Staaten zu werben.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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