Alibaba: Der falsche Zeitpunkt

Bildquelle: Pressefoto Alibaba

Lange Zeit schienen Investments in aufstrebende Tech-Konzerne aus China eine sichere Sache zu sein. Die Pekinger Regierung änderte dies jedoch.

Munro Partners in Sachen China-Investments vorsichtig

Nick Griffin, CIO beim australischen Vermögensverwalter Munro Partners, sagte jüngst gegenüber dem “Sydney Morning Herald”, dass China die „weltweit beste Investitionsmöglichkeit“ bieten würde, nur nicht jetzt. So hatte sich der Fondsmanager dazu entschlossen, sämtliche Aktien chinesischer Konzerne im ersten Halbjahr dieses Jahres zu verkaufen.

In der Vergangenheit hatte man bis zu 15 Prozent des verwalteten Vermögens in Aktien wie Alibaba (WKN: A117ME / ISIN: US01609W1027) oder Tencent (WKN: A1138D / ISIN: KYG875721634) gesteckt. Nun aber will sich Munro Partners mit neuen China-Engagements zurückhalten, bis die chinesische Regierung für klare regulatorische Regeln gesorgt hat.

George Soros vs. BlackRock

Dies ist nur ein Beispiel, wie sich die Einstellung westlicher Investoren in Bezug auf China geändert hat. Der berühmte Investor George Soros argumentiert weniger mit den unklaren regulatorischen Gegebenheiten und dem Vorgehen der Pekinger Regierung gegen einzelne Tech-Konzerne, sondern eher aus moralischer Sicht.

Insbesondere sieht er die Pläne von BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, kritisch, noch mehr Geld in China zu investieren. Auf diese Weise würde laut Soros die repressive Politik von Staatschef Xi Jinping gestützt werden. Zudem würden diese Investments den Sicherheitsinteressen der USA schaden.

Neuer Gegenwind für chinesische Unternehmen

Anleger überall auf der Welt müssen sich den neuen Gegebenheiten rund um China-Investments anpassen. Lange Zeit ging lediglich die US-Regierung gegen Unternehmen wie Huawei vor. Dies war keine große Überraschung. Schließlich herrschte Handelsstreit. Doch inzwischen müssen sich die chinesischen Konzerne vor allem mit Gegenwind vonseiten der heimischen Politik beschäftigen.

Insbesondere die Marktmacht vieler Tech-Konzerne wie Alibaba und Tencent ist der Pekinger Politik ein Dorn im Auge. Beispielsweise wurde Tencent zuletzt mit einer Begrenzung der Zeit, die Jugendliche mit Online-Spielen verbringen dürfen, getroffen. Im Fall des UBER-Rivalen DiDi Chuxing spielte die möglicherweise erzwungene Weitergabe von Daten an ausländische Regierungen eine Rolle. Sämtliche im Ausland gelistete Unternehmen aus China müssen sich nun mit ähnlichen Sicherheitsfragen beschäftigen.

Der E-Commerce-Riese Alibaba bekam seinerseits von den Wettbewerbshütern eine Rekordstrafe in Höhe von 18 Mrd. Yuan (umgerechnet 2,3 Mrd. Euro) aufgebrummt. Die Marktaufsicht erklärte die Maßnahme damit, dass Alibaba seine marktbeherrschende Position ausgenutzt hatte, um Händler zu zwingen, ihre Waren exklusiv über Alibaba anzubieten. Doch damit ist Alibaba noch nicht aus dem Gröbsten raus.

Alipay und Ant Group erneut im Fokus

Nun berichtet die “Financial Times”, dass Teile wie die Kreditvergabe des zur Ant Group gehörenden Bezahldienstes Alipay abgespalten werden sollen. Die Behörden hatten bereits zuvor eine Umstrukturierung der Alibaba-Finanzsparte Ant Group in eine Finanz-Holding angeordnet.

Nun soll eine mögliche Abspaltung ein großes Problem der chinesischen Wirtschaft angehen. Fintechs und große Tech-Konzerne vergeben immer mehr Kredite an die Bevölkerung, ohne sich dabei an die strengen Auflagen zu halten, denen traditionelle Finanzunternehmen unterliegen.

China-Investments weiterhin attraktiv?

Das Vorgehen der chinesischen Regierung hat die Alibaba-Aktie in den vergangene Tagen erneut unter Druck geraten lassen. Das Papier befindet sich bereits seit rund einem Jahr auf dem absteigenden Ast. Bis endlich regulatorische Klarheit herrscht, dürfte ein Investment trotz der positiven Aussichten für den E-Commerce-Giganten derzeit mit zu vielen Fragezeichen versehen sein.

Interessanter könnte aktuell ein Blick auf die gesamte chinesische Wirtschaft ausfallen. Schließlich hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt selbst in Zeiten der Corona-Krise Wachstumsstärke bewiesen.

Daher dürfte das Index-/Partizipationszertifikat auf den Vontobel China New Vision Index (WKN: VQ8SFS / ISIN: DE000VQ8SFS0) in Bezug auf einen möglichen Erfolg der gesamten chinesischen Wirtschaft als interessante Anlagealternative dienen. Dieser Index widmet sich vor allem Unternehmen aus Sektoren, die nach Ansicht der Analysten bei von Vontobel besonders von dem neuen Fünfjahresplan der Regierung profitieren sollen.

Bildquelle: Pressefoto Alibaba