Luxusuhren – ein Investment mit Leidenschaft

Omega Speedmaster 57er Edition in Stahl-Roségold. Listenpreis: 13.300 Euro. Foto: Auparo/dg photo creator

Uhren sind eine zeitlose Sachwertanlage, insbesondere bei Uhrenliebhabern, die ihre Leidenschaft für die luxuriösen Zeitmesser mit einem Investment verbinden können. Doch welche Uhrenmarken gehören zu den Luxusuhren, welche Uhrenmanufakturen stehen hinter den großen Marken und hat die Schweiz immer noch die Nase vorn? Wir geben einen Überblick über das Ranking der Luxusuhren und welche Strategien zum Investieren zur Auswahl stehen. Außerdem haben wir einen Uhrenexperten zum Thema „Uhren als alternatives Investment“ befragt.

Der Markt der Luxusuhren

Den Luxusuhrenmarkt teilen sich einige wenige Großkonzerne mit ein paar starken traditionsreichen Marken. Zu den wichtigsten Marktteilnehmern im Luxusuhrenmarkt gehören der internationale Konzern Swatch Group mit 18 Uhrenmarken, darunter Omega, Longines, Rado, Breguet, Blancpain und Glashütte Original, der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont mit 11 Uhrenmarken, darunter A. Lange & Söhne, Baume & Mercier, IWC, Jaeger LeCoultre, Officine Panerai und Vacheron Constantin, außerdem der weltweit führende Branchenführer der Luxusgüterindustrie LVMH mit den Uhrenmarken TAG Heuer, Bulgari, Hublot und Zenith. Hinzu gesellen sich im Markt der Luxusuhren die starke Marke Rolex, die sich im Besitz einer Stiftung befindet, und die im Familienbesitz befindlichen erfolgreichen Uhrenmarken Audemars Piguet und Patek Philippe. Hinzu kommen ein paar kleinere Uhrenmanufakturen wie Richard Mille.

Patek Philippe Nautilus Ref. 5711-1300A-001 in Stahl mit Diamanten im Baguetteschliff, Listenpreis: 81.620 Euro. Foto: Patek Philippe

Insgesamt gesehen ist der Luxusuhrenmarkt ein weltweit zurückgehender Markt, denn die Luxusuhr bekam in den letzten Jahren immer mehr Konkurrenz. Während sich Smartwatches in unserer digitalen Zeit immer mehr etablieren, legen immer weniger Käufer Wert auf das traditionelle Uhrmacherhandwerk. Umso wichtiger ist es für die Hersteller, die richtige Markenstrategie zu wählen, um sich am Markt zu behaupten.

Reverso Hybris Mechanica Calibre 185 Quadripthyque von Jaeger-LeCoultre, limitiert auf 10 Exemplare. Preis ca. 1,6 Millionen Euro. Foto: Jaeger-LeCoultre

Schweizer Uhrenmarken nach Umsatz

Das US-amerikanische Investmentbanking- und Wertpapierhandelsunternehmen Morgan Stanley hat im Jahr 2020 eine Übersicht über die Top 50 der Schweizer Uhrenmarken veröffentlicht, die zwar auf Schätzungen beruht, den Luxusuhrenmarkt jedoch sehr gut wiedergibt. Durch die Angabe von Umsatz und Absatz wird deutlich, welche Stückpreise die Uhren der Marken im Durchschnitt haben und wie sehr sich die Markenstrategien unterscheiden. Audemars Piguet, Patek Philippe und Richard Mille gehören zu den Marken mit den durchschnittlich höchsten Stückpreisen, während der Spitzenreiter Rolex zu den erschwinglichen Investments zählt, was die Marke so begehrt und interessant macht. Nicht umsonst sind die Einsteigermodelle in Stahl im stationären Handel nicht verfügbar und mit langen Wartelisten versehen.

Erster Platin-Daytona-Chronograph von Rolex, vorgestellt auf der Baselworld 2013. Listenpreis: 70.800 Euro, Foto: Auparo/dg photo creator

Uhren als Investment – welche Strategien gibt es?

Beim Investment in Uhren stehen verschieden Strategien und Kombinationen von Strategien zur Auswahl. Welche Strategie für einen selbst in Frage kommt, hängt primär vom persönlichen Budget und der gewünschten Investitionssumme ab. Ganz einfach ausgedrückt, sollte man mit einer großen Investitionssumme nicht nur am Sekundärmarkt tätig werden, da sonst die Stückzahlen zu groß werden, was einen hohen Lageraufwand mit sich bringt. Auf der anderen Seite reicht ein kleines Budget nicht aus, um sich im Primärmarkt auf das Portfolio einer Marke zu fokussieren. Kurz gesagt: Budget und Strategie müssen aufeinander abgestimmt werden, um ein geeignete Marken-Portfoliomischung zusammenzustellen.

Luxusuhren im Markenwert-Ranking, Quelle: Interbrand “Best Swiss Brands”, 2020
  1. Uhren neu kaufen und lagern

Zur Strategie 1 zählt der Erwerb einer Uhr im Primärmarkt, das heißt durch einen Neukauf bei einem Hersteller oder bei Konzessionären mit der Absicht, die Uhr zu lagern. Ebenso ist ein Kauf im Onlinehandel oder bei unautorisierten Händlern möglich, hier allerdings oft mit Abschlägen und einem gewissen Transaktionsrisiko. Diese Strategie lohnt sich nur bei werthaltigen Modellen, denn sonst können hohe Verluste entstehen. Der Vorteil, eine Uhr neu zu kaufen, liegt auf der Hand: der neuwertige Zustand und die Authentizität sind am besten garantiert, die Uhr ist in vollständiger Ausstattung und kann durch eine sichere Transaktion ohne Risiko erworben werden. Als Nachteil sind der höhere finanzielle Einsatz im Primärmarkt zu nennen. Hinzu kommt, dass sich noch kein Sekundärmarktpreis bilden konnte und kein direkter Marktpreis zum Vergleich vorliegt. Zudem kann sich die Rendite durch die Marge des Konzessionärs schmälern.

  1. Uhren gebraucht kaufen

Bei dieser Strategie werden Uhren im Sekundärmarkt gebraucht gekauft und können deshalb auch getragen werden. Dazu zählen Vintage- und Gebrauchtuhrenhändler, Auktionshäuser und Händler-Sammler. Hier stehen viele Handelskanäle und eine größere Auswahl an Modellen gleichzeitig zur Auswahl. Ebenso ist der Preis pro Uhr etwas geringer als auf dem Primärmarkt, wodurch ein breiterer Kapitaleinsatz möglich ist. Das Thema Bewertung wird umso wichtiger, um den Zustand, die Authentizität und die Vollständigkeit der Uhr festzustellen. Während die Preise besser vergleichbar sind, besteht andererseits ein höheres Transaktionsrisiko. Ein Vorteil ist, dass die Uhr getragen werden kann, wodurch sich ihr Zustand für den Wiederverkauf natürlich auch verschlechtern kann.

  1. In populäre Themen oder Marken investieren

Bei dieser Strategie investiert man in ein bestimmtes Thema und/oder in eine bestimmte Marke, die man auf dem Primär- oder Sekundärmarkt erwerben kann. Hierzu sind gute Marktkenntnisse und eine komplexe Bewertungslogik erforderlich. Sehr populäre Modelle sind im Primärmarkt oft nicht oder nur gering verfügbar und nur zu einem Premiumpreis zu erwerben. Die Fokussierung auf ein Thema kann eine positive Entwicklung verstärken und zu hohen Investmenterfolgen führen, das Risiko auf der anderen Seite aber auch erhöhen, wenn man sich auf ein Thema konzentriert, das an Popularität verliert. Gute Investmenterfolge lassen sich beispielsweise bei Neuauflagen von erfolgreichen Vintage-Modellen erzielen.

  1. Antizyklisch kaufen

Bei dieser Strategie investiert man in die gerade nicht so populären Modelle, die zu einem günstigeren Preis erworben werden können und sich später zu populären Modellen entwickeln können. Der Vorteil liegt im geringeren Einstiegspreis und in der Möglichkeit, sein Investment auf mehrere Modelle zu streuen. Der Rechercheaufwand ist jedoch sehr hoch, um die Entwicklung der Modelle einschätzen zu können und das Risiko, dass die Uhr unpopulär bleibt, bleibt weiterhin bestehen. Zudem fehlt die Leidenschaft beim Sammeln von nicht so begehrten Uhren.

  1. Uhren kaufen, die gefallen

Bei dieser Strategie, die eigentlich keine ist, aber trotzdem am weitesten verbreitet ist, investiert man in Uhren, die einem gefallen und die man selbst tragen möchte. Dieses Investment ist am langfristigsten, weil es am meisten Spaß macht und den größten individuellen Nutzen bringt. Hier zählt vor allem der persönliche Geschmack. Fehlinvestitionen werden leichter hingenommen.

IWC Pilot’s Watch Chronograph 41, Listenpreis: 6.850 Euro. Foto: IWC


Nachgefragt bei…
Prof. Dr. Oliver Hoffmann

Prof. Dr. Oliver Hoffmann. Foto: auparo.de

Der Uhrenexperte und Mitbegründer von AUPARO, studierte in München, Zürich und Fribourg Technology Management und Innovations­­management. Er doziert an der TU München sowie an der Tongji University Shanghai und beschäftigt sich seit fast 20 Jahren beruflich und privat mit dem Thema Investments in Uhren. Seine Tätigkeiten für die Auctionata AG (Global Head of Watch Department), für das Auktionshaus Christie’s (Consultant Watch Department) und die Chrono24 GmbH (Head of Collector Relations) machen ihn zum führenden Experten für den Kauf und Verkauf von Luxusuhren. www.auparo.de

Welche Uhrenmarken zählen zu den Luxusuhren?

Es gibt natürlich viele Uhrenmarken, welche sich zu den Luxusuhren zählen. Zum Kern des Hard-Luxury-Bereichs würde ich aber vor allem die Marken Patek Philippe, Audemars Piguet und Rolex zählen. Dazu kommen dann noch einmal eine Handvoll kleinere, exotischere Marken wie Richard Mille oder F.P. Journe.

Welche Marken eignen sich besonders für die Geldanlage?

Letztendlich sind es auch diejenigen Marken, welche zu den Luxusuhrenmarken im engeren Sinne zählen. Diese sind häufig sehr wertbeständig und haben sich gerade in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Natürlich muss man dazu sagen, dass eine Geldanlage stark vom Einstiegspreis abhängt, sprich, es sind die Einkaufsbedingungen entscheidend, wenn die Investition erfolgreich sein soll. Es geht aber meist weniger um die Marke, sondern eher um die konkrete Modelllinie: Jede Marke hat erfolgreiche und weniger erfolgreiche Modelllinien.

Welche bestimmten Modelle sind interessant dafür?

In den letzten Jahren haben vor allen Dingen Uhren der Nautilus-Reihe von Patek Philippe als auch Uhren von Audemars Piguet aus der Royal-Oak-Reihe sehr gut funktioniert. Ebenso hat alles von Rolex, was aus Stahl gebaut wurde, eine sehr gute Performance erzielt. Diese Uhren eignen sich nach wie vor für ein Investment.

Welche Modelle eignen sich für den Einstieg?

Dies hängt natürlich davon ab, mit welchen Beträgen man in diese Thematik einsteigen möchte – besonders wenn man Uhren als echtes alternatives Investment betreiben möchte, ist sicherlich ein Betrag ab 100.000 € absolut notwendig und auch dieser eröffnet nicht alle Investitionsmöglichkeiten.

Für den Einstieg empfehle ich immer eine Uhr zu kaufen, die einem auch wirklich gefällt und von der man sich auch vorstellen kann, sie zu tragen. So hat man schon eine direkte Rendite am Handgelenk.

Wie kann man Uhren als Alternative zu anderen Anlageformen nutzen?

Wer in Uhren investieren möchte, muss diese meist zunächst physisch erwerben, was mit einigen Risiken und Herausforderungen verbunden ist. Neben dem physischen Investment gibt es auch die Möglichkeit, sich an einem Unternehmen zu beteiligen, welches gezielt in Uhren investiert und das aufgebaute Portfolio aktiv betreut – das von mir mitbegründete Unternehmen AUPARO ist das aktuell einzige aktiennotierte Unternehmen, welches seine Aktionäre an der Wertentwicklung von hochwertigen Luxusuhren partizipieren lässt. AUPARO wird im vierten Quartal 2021 ein IPO, bestehend aus Kapitalerhöhung und Börsenlisting, vornehmen. In diesem Rahmen können interessierte Anleger Aktien der AUPARO zeichnen oder handeln.

Welche Wertentwicklung erfahren Luxusuhren?

Dies ist sehr unterschiedlich und hängt stark von Modell und Marke ab, aber man kann sagen, dass sich der Gesamtmarkt für gebrauchte Uhren um über 250 Prozent gesteigert hat in den letzten zehn Jahren.

Darf man die Uhren tragen bzw. wie verändert sich dann der Wert?

Für ein reines Investment ist es natürlich sinnvoll, eine Uhr nicht zu tragen und diese möglichst sicher und geschützt zu lagern. Da eine Uhr aber natürlich auch Freude bereiten soll, kann man sich bei Uhren, die bereits Gebrauchsspuren aufweisen, überlegen, ob man diese nicht auch trägt – die Veränderung im Wert ist dann meistens gering.

Wo kauft man Luxusuhren am besten?

Hier lohnt es sich, zu einem Händler des Vertrauens eine langfristige Beziehung aufzubauen – gerade die gefragten Modelle bekommt man meistens nicht direkt im Handel. Ebenso eignen sich Auktionen sehr, da hier die Uhren meistens unabhängig überprüft werden.

Welche ist Ihre persönliche Lieblingsuhr?

Das ist schwer zu sagen, da ich persönlich natürlich sehr viel sehe und nur an wenig hängen kann. Ich schätze beispielsweise Greubel Forsey sehr.



Buch-Tipp

Vom nützlichen Luxus
In seinem Buch vermittelt Prof. Dr. Oliver Hoffmann fundiertes Wissen über Uhren und Strategien für das Investment in edle Zeitmesser. Im ersten Teil des Buches werden die Grundlagen der Uhrenindustrie und die historische Entwicklung des Marktes erklärt. Der zweite Teil ist den erfolgreichen Investmentstrategien in Marken und Modellen gewidmet.
ISBN: 978-3-86470-687-5 – 49 Euro*

Bildquelle: Auparo/dg photo creator // *Amazon-Partnerlink