Stop-Loss richtig gesetzt (Teil 2)

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Im ersten Teil meines Beitrags bin ich auf die Frage nach Möglichkeiten eingegangen, Stops zu setzen. Dazu habe ich Ihnen zum einen die traditionelle, an der Charttechnik ausgerichtete, Methode vorgestellt. Zusätzlich habe ich die von mir entwickelte und in meinem Börsendienst Momentum Trader verwendete Handhabung mit Initial-Stop-Loss und Dynamischem Stop-Loss präsentiert.

Doch wie schon im ersten Teil angeklungen war, sollten Investoren nicht allein auf ihr Stop-Loss achten. Meiner Erkenntnis nach machen sich (leider) vor allem weniger erfahrene Anleger oft keine Gedanken darüber, wo sie denn einen Gewinn mitnehmen möchten oder sollten. Doch nur, wenn Sie wissen, wohin die Reise gehen soll, können Sie auch Ihr Ziel erreichen. Nur dann können Sie abschätzen, ob ein Investment auch das Risiko wert ist, das Sie eingehen.

Der Fachbegriff dazu heißt Chance-Risiko-Relation (CRR). Er drückt das Verhältnis von möglichem Profit zu möglichem Verlust aus. Als Daumenregel gilt: Die Chance sollte mindestens doppelt so hoch sein wie das Risiko. Je höher das CRR, umso sinnvoller ist ein Investment.

Möglichkeiten zur Kurszielberechnung

Doch wie berechne ich ein Kursziel? Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. In der Charttechnik beispielsweise lassen sich diese aus zahlreichen Chartformationen herleiten. Zu diesem Kreis zählen alle Formen von Dreiecken, Rechtecken, die Schulter-Kopf-Schulter-Formationen sowie die Doppelboden- bzw. Doppeltop-Formationen. Auch Flaggen in Kombination mit Fahnenstangen bieten sich hier an.

Eine andere, häufig genutzte Form, sind markante Kursniveaus aus der Historie eines Marktes. Dazu zählen bei Long-Investments frühere Hochpunkte bzw. Niveaus, über die der Kurs nicht hinauskam. Der Grund für dieses Verhalten ist erhöhtes Angebot auf diesem Level, wodurch die Nachfrage (über-) kompensiert wird. Wenn sich ein Markt nun erneut einem solchen Niveau nähert, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass es hier zunächst wiederum zu Gewinnmitnahmen und einem Rücksetzer kommt.

Eine dritte Möglichkeit offeriert Ihnen eine leider stark unterschätzte Strategie: Point & Figure. Diese Analyse-Methode bietet Ihnen nicht nur konkrete, sondern gleich zwei Kursziele: horizontale und vertikale. Bei einer guten Börsen-Software werden diese sogar automatisch berechnet – Sie müssen nicht einmal zum Taschenrechner greifen. Nachfolgend ein Beispiel:

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Der aktuelle Point & Figure-Chart von Beiersdorf zeigt ein vertikales Kursziel von 75 Euro und ein horizontales von 66 Euro. Das vertikale ist noch „unvollständig“, da es noch durch einen Rücksetzer in Gestalt einer O-Säule bestätigt werden muss.

Die Ermittlung Ihrer Chance-Risiko-Relation

Wenn Sie beide Komponenten – Stop-Loss und Kursziel – ermittelt haben, können Sie anhand der Chance-Risiko-Relation (CRR) errechnen, ob sich ein Investment in diesem Markt lohnt.

Bleiben wir gleich bei Beiersdorf. Wie Sie dem Point & Figure-Chart ebenfalls entnehmen können, hat die Aktie zuletzt zwei Tiefpunkte bei 56 Euro ausgebildet. Somit bietet sich die Marke 55 Euro als Stop-Loss an.

Bei einem aktuellen Kurs von 62,46 Euro wäre Ihr Risiko somit 62,46 minus 55,00 = 7,46. Gemessen am horizontalen Kursziel von 66,00 Euro wäre Ihre Chance 3,54 und Ihr CRR somit ungünstig.

Wenn Sie hingegen auf einen Kursrücksetzer warten, der ja das Kursziel von 75,00 bestätigt, würden Sie bei einer Kästchenumkehr von 3 zum Kurs von 59,00 Euro kaufen. Dann läge Ihr Risiko nur noch bei 4, Ihre Chance jedoch bei 16, womit sich ein exzellentes CRR von 4 ergäbe.

Nur zur Klarstellung: Mein Beitrag stellt keine Kaufempfehlung zu Beiersdorf dar! Die Aktie diente lediglich als zufällig gewähltes Beispiel für eine CRR-Berechnung.

Ihr

Andreas Sommer

Ein Beitrag von: www.timingismoney.de: Zum optimalen Zeitpunkt im richtigen Markt

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