Die Aktie des niederösterreichischen Energieversorgers EVN (WKN: 878279 / ISIN: AT0000741053) gehörte in den vergangenen beiden Jahren zu den Überfliegern an der Wiener Börse. Seit dem Corona-bedingten Einbruch im März 2020 auf 11 Euro konnte sich der Kurs bis zum Dezember 2021 verzweieinhalbfachen, womit die Aktie ein Rekordhoch bei 28 Euro markierte (aktuell: 24 Euro).
Dass es für die Aktie so steil nach oben ging, hatte vor allem zwei Gründe. Der eine war, dass die EVN-Aktie im März 2021 in den österreichischen Leitindex ATX aufgenommen wurde. Denn dadurch müssen seitdem börsengehandelte Indexfonds auf den ATX (ATX-ETFs) die EVN-Aktien in ihren Portfolios halten. Außerdem ist die Aktie damit auch verstärkt in den Fokus internationaler Investoren gerückt, was für zusätzlichen Kaufdruck auf die Papiere gesorgt haben dürfte.
Doch neben dem ATX-Ritterschlag wurde EVN auch wegen der starken operativen Entwicklung für Anleger immer interessanter. So wurde für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2020/2021 (per Ende September 2021) ein kräftiger Umsatzanstieg und ein Gewinnsprung vermeldet. Dementsprechend mit Spannung wurden auch die neusten Geschäftszahlen erwartet, die Ende Februar 2022 verkündet worden sind.
Starker Umsatzanstieg
Für das abgeschlossene erste Geschäftsquartal 2021/2022 (per Ende Dezember 2021) wurde auf Jahressicht ein Umsatzanstieg um 49,1 Prozent auf 900,9 Mio. Euro bekanntgegeben. EVN erklärte das beeindruckende Plus vor allem mit den stark gestiegenen Strompreisen, die insbesondere beim Energievertrieb in Südosteuropa für deutliche Zuwächse sorgten.
Außerdem sollen witterungsbedingte Mengeneffekte in allen drei Kernmärkten zu höheren Umsatzerlösen im Netzbetrieb geführt haben. Diese Entwicklung soll in Österreich noch zusätzlich unterstützt worden sein durch die per 1. Januar 2021 von der E-Control festgelegten Netznutzungsentgelte.
Laut der Pressemitteilung konnten wegen der gestiegenen Großhandelspreise auch die Erlöse aus der erneuerbaren Erzeugung deutlich zulegen. Demnach wurde außerdem das Kraftwerk Theiß vom österreichischen Übertragungsnetzbetreiber häufiger als im Vorjahr zur Netzstabilisierung abgerufen.
Ergebnisbelastung
Das Konzernergebnis verringerte sich im ersten Geschäftsquartal 2021/2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,7 Prozent auf 81,5 Mio. Euro. Wie EVN erklärte, erreichten die Marktpreise für Erdgas, CO2-Emissionszertifikate sowie Grund- und Spitzenlaststrom historische Höchstwerte. Diese Verwerfungen wirkten sich zwar positiv auf die erneuerbare Erzeugung aus, drückten aber auf das Ergebnis des Vertriebsgeschäfts. Zudem führten in Südosteuropa die marktpreisbedingten deutlich höheren Kosten für die Netzverlustabdeckung zu Belastungen.
Außerdem gingen die sonstigen betrieblichen Erträge im Periodenvergleich um 79,0 Prozent auf 28,9 Mio. Euro zurück, hauptsächlich verursacht durch den Entfall eines positiven Einmaleffekts im Zusammenhang mit der Übernahme eines zusätzlichen Strombezugsrechts im Vorjahr.
Der Ausblick bleibt sehr positiv
Der weitere Ausblick bleibt trotzdem weiterhin sehr positiv. Für das Geschäftsjahr 2021/2022 wird ein Ergebnis von 200 bis 240 Mio. Euro angepeilt (Vorjahr: 200 Mio. Euro). Die Investitionen sollen sich auf rund 500 Mio. Euro belaufen, wobei insbesondere die Geschäftsfelder Netzinfrastruktur, Trinkwasserversorgung und erneuerbare Erzeugung im Fokus stehen. Der letztgenannte Bereich hat eigenen Angaben nach inzwischen einen Anteil von 54,4 Prozent an der Stromerzeugung bei EVN (Vorjahr: 51,9 Prozent).
Aktie weiterhin aussichtsreich
An der Börse kletterte die EVN-Aktie im Dezember 2021 auf ein neues Rekordhoch bei 28,15 Euro. Nach einem anschließenden Rücksetzer auf 23 Euro konnte sich der Kurs inzwischen auf zeitweise 24 Euro erholen.
Setzt sich die Aufholbewegung fort, könnte schon bald wieder das jüngste Allzeithoch angesteuert werden. Oberhalb würde dann die 30er-Marke ins Visier rücken.
Bildquelle: Pressefoto EVN / Wurnig