Netflix steht massiv unter Druck

(Bildquelle: Pressefoto Netflix)

Es ist gar nicht so lange her, dass man bei Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061) nichts von irgendwelchen werbefinanzierten Angeboten wissen wollte. Die Zeiten haben sich jedoch geändert. Dies dürfte auch bei der Vorlage der Q3-Zahlen deutlich werden.

Bei Netflix weint man den alten Zeiten nach

Vor gar nicht allzu langer Zeit ging es Netflix prächtig. Abonnenten meldeten sich in Scharen beim führenden Streaming-Dienst an. Die Corona-Krise war relativ neu. Regierungen auf dem gesamten Globus hatten Lockdowns verhängt, sodass die Menschen häufiger zu Hause bleiben mussten.

Um sich abzulenken nutzten sie verstärkt Video-on-Demand-Dienste und schauten ihre Lieblingsfilme und -Serien. Die Euphorie rund um Streaming-Dienste führte dazu, dass Netflix im ersten Quartal 2020 netto 15,77 Millionen neue User begrüßen konnte. Im zweiten Quartal 2020 stieg die Zahl der zahlenden Kunden noch einmal um 10,09 Millionen an.

Im gesamten, von der Corona-Krise und Lockdowns beherrschten Jahr 2020, konnte Netflix insgesamt 36,57 Millionen neue User begrüßen. Damals musste man sich beim Management noch keine Gedanken um so etwas wie werbefinanzierte Angebote oder den Kampf gegen das Password-Sharing machen. Diese Zeiten sind vorbei.

Netflix weint den Corona-Zeiten nach. Im Lockdown meldeten sich User in Scharen beim führenden Streaming-Dienst an. Jetzt kämpft man um die Kunden.  Bildquelle: Pixabay / afra32

Der Erfolg für Disney hat Netflix auf den Boden zurückgeholt

Auf die Euphorie folgte schnell der Kater. Im ersten Quartal 2022 hatte Netflix zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren einen Rückgang bei den Abonnentenzahlen vermeldet. Im zweiten Quartal verlor man weitere zahlende Kunden. Zwischen April und Juni 2022 wanderten netto knapp 1 Million Netflix-User ab.

Dies sorgte sogar dafür, dass Konkurrent Disney+ Netflix in einer Kategorie überholen konnte. Ende Juni 2022 hatte Netflix 220,67 Millionen Abonnenten. Der Medienriese Disney (WKN: 855686 / ISIN: US2546871060) brachte es mit seinen Angeboten Disney+, dem Sportangebot ESPN+ und Hulu auf 221,1 Millionen User.

Die Konkurrenzsituation ist inzwischen sehr angespannt. Es gibt unzählige Streaming-Dienste sowie andere Medienangebote wie TikTok oder YouTube, die um die Zeit der Internet-User konkurrieren. Im Fall von Netflix führte dies dazu, dass frühere Tabus gebrochen werden mussten.

Die neue Netflix-Werbestrategie soll’s bringen

Vor einigen Jahren war es für das Netflix-Management noch undenkbar, ein werbefinanziertes Angebot herauszubringen. Ab 3. November soll jedoch genau dies geschehen.

Auf diese Weise soll Netflix günstiger werden. Zumal den Streaming-Anbieter nicht nur die zahlreich vorhandene Konkurrenz zu schaffen macht, sondern auch Entwicklungen wie die Inflation. Die Menschen überlegen es sich inzwischen ganz genau, welche Streaming-Dienste sie tatsächlich noch brauchen, wenn sie angesichts der Inflation einen größeren Anteil ihres Budgets für Lebensmittel oder Energie aufwenden müssen.

Ein bisschen Werbung verträgt jeder Netflix-Kunde …

Das neue Angebot “Basic with Ads” wird es in den USA zum Start für 6,99 US-Dollar im Monat geben. Neben den USA startet das Angebot auch in Australien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Südkorea, Mexiko, Spanien und Großbritannien. Die bisherigen werbefreien Angebote bleiben bestehen.

Im Fall von “Basic with Ads” soll die Werbung 15 bis 30 Sekunden lang sein und sowohl vor als auch während der Filme und Serien abgespielt werden. Und natürlich leben wir im Datenzeitalter, sodass die Werbung passend zu den jeweiligen Inhalten sein soll.

Die Auswirkungen auf Umsatz und Rentabilität

Neben den Q3-Zahlen sowie der weiteren Entwicklung bei den User-Zahlen wartet man am Markt gespannt auf die Entwicklung rund um das werbefinanzierte Angebot von Netflix.

Einige Analysten glauben, dass dieses für Netflix Potenzial mitbringt. Justin Patterson, Analyst bei KeyBanc, ist der Ansicht, dass die Zahl der Abonnenten im dritten Quartal dank besser als erwarteter Inhalte ebenfalls überraschend gut ausfallen sollte.

Auch Q4 soll überraschend stark ausfallen, da die Einführung des werbefinanzierten Dienstes breiter als erwartet sei. Allerdings glaubt Patterson auch, dass der Erfolg der Werbestrategie bei Netflix bereits im Aktienkurs eingepreist ist.

Jason Bazinet, Analyst bei Citi, sieht wiederum positive Auswirkungen auf den Free Cashflow des Konzerns sowie die Marktdurchdringung außerhalb der USA. Auch UBS-Mann John Hodulik glaubt, dass sich das neue werbefinanzierte Basisangebot langfristig positiv auf den Umsatz und die Rentabilität auswirken sollte.

mE-Fazit

Netflix ist zuletzt stark unter Druck geraten. Aktuell dürfte sich der Anlegerblick eher auf Werte wie Disney, Apple (WKN: 865985 / ISIN: US0378331005) oder Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) lohnen, da diese Unternehmen abseits des Streamings sehr viel anzubieten haben. Bildquelle: Pressefoto Netflix

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Bildquelle: Pressefoto Netflix