Starbucks: “Volle Fahrt voraus”

(Bildquelle: starbucks.com)

Wenn wir hierzulande hören, wie sehr sich US-Konzerne dagegen wehren, dass sich ihre Mitarbeiter gewerkschaftlich organisieren, klingt das immer ein wenig befremdlich. Aktuell stehen mit dem E-Commerce-Riesen Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) und der Kaffeehauskette Starbucks (WKN: 884437 / ISIN: US8552441094) zwei Unternehmen in dieser Hinsicht ganz besonders im Fokus. Starbucks versuchte nun den Befreiungsschlag. Nicht nur in dieser Hinsicht.

“Neue Wachstumsära”

Neben einem neuen CEO setzt das Unternehmen aus Seattle im US-Bundesstaat Washington auf einen “beispiellosen Plan, um sich neu zu erfinden.” Auf diese Weise möchte Starbucks in eine “neue Wachstumsära” eintreten. Zur Umsetzung der neuen Strategie bleibt Interim-CEO Howard Schultz noch an Bord.

Er durfte auch die neuen Pläne verkünden. Ab 1. April 2023 soll Laxman Narasimhan den CEO-Posten übernehmen. Er war zuvor in London für den Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser (WKN: A0M1W6 / ISIN: GB00B24CGK77) tätig und dort ebenfalls für die Umsetzung einer neuen Strategie verantwortlich.

Vor einiger Zeit hat sich die Kaffeehauskette Starbucks eine neue Strategie verpasst. Am Markt scheint diese bereits gut anzukommen. (Bildquelle: Starbucks.com)

Veränderte Marktbedingungen

Mit dem neuen Plan will Starbucks vor allem für mehr Effizienz in den Filialen sorgen. Außerdem soll die Fluktuationsrate unter den Mitarbeitern verbessert werden. Diese standen schon vor COVID-19 unter Druck. Dieser erhöhte sich noch einmal, als eine weltweite Pandemie ausbrach. Hinzu kommen Herausforderungen wie die Inflation. Schließlich ist Starbucks nicht gerade für günstigen Kaffee bekannt.

Wenn die Preise für Nahrungsmittel sowie Energie steigen, überlegen es sich Kaffee-Fans vielleicht zwei Mal, wie viel ihnen ein Frappuccino oder anderes Heißgetränk in der besonderen Atmosphäre der Starbucks-Filialen noch wert ist. Gleichzeitig sorgen das Coronavirus und die “Zero-COVID”-Politik der Pekinger Regierung für reichlich Gegenwind im wichtigen chinesischen Wachstumsmarkt.

Hinzu kommen allgemeine Trends, wie sich verändernde Konsumgewohnheiten und die voranschreitende Digitalisierung. Diese kann als Herausforderung, aber auch als Chance gesehen werden. Außerdem müssen die Filialen renoviert werden, während den Mitarbeitern Anreize gegeben werden sollen, am besten von ihren Bemühungen um die Bildung von Gewerkschaften abzusehen.

Entlastung der Mitarbeiter

Die Baristas, die sich über zu wenig Personal und Überlastung beschwert hatten, sollen mithilfe des neuen Plans beruhigt werden. Zum Beispiel sollen die Starbucks-Mitarbeiter, die dort Partner genannt werden, nicht mehr jede halbe Stunde heißen Kaffee aufbrühen müssen. Stattdessen soll ab kommendem Jahr eine Maschine das Mahlen und Brühen für eine einzelne Tasse in 30 Sekunden übernehmen. Glücklichere und weniger überlastete Mitarbeiter sollen wiederum mehr Zeit für den Kundenkontakt haben.

Diese möchten ihrerseits, dass sich Starbucks auf ihre veränderten Kauf- und Trinkgewohnheiten einstellt. So wird das Geschäft mit Kaltgetränken immer wichtiger, während die Getränke und Snacks immer häufiger per Handy bestellt werden. Gut für Starbucks, da das Treueprogramm Starbucks Rewards zuletzt immer wichtiger geworden ist. Auch drive-thrus sollen gestärkt werden, da der Kaffee nicht mehr wie selbstverständlich in den Filialen genossen wird, insbesondere seit Ausbruch der Corona-Pandemie.

Ambitionierte Ziele

Die neue Starbucks-Strategie hält jedoch nicht nur etwas für Kunden und Mitarbeiter beriet. An die Investoren dachte man ebenfalls. Die vergleichbaren Umsätze sollen bis 2025 jährlich im Schnitt um 7 bis 9 Prozent gesteigert werden. Die vorherige Zielspanne lag bei 4 bis 5 Prozent. Der Konzernumsatz soll um 10 bis 12 Prozent zulegen, während der bereinigte Gewinn je Aktie jährlich sogar um 15 bis 20 Prozent ansteigen soll.

Zu dem Wachstum soll unter anderem eine größere Zahl an Filialen beitragen. Zwischen 2023 und 2025 soll diese jährlich um 7 Prozent wachsen. Im Zuge dieser Wachstumsstrategie kommt China eine besonders hohe Bedeutung zu. Am 27. September konnte man dort die 6.000. Filiale, in diesem Fall in Shanghai, eröffnen. Bis 2025 soll es 9.000 Filialen in 300 Städten in China geben. Bis Ende 2025 wird insgesamt mit einer Zahl von 45.000 Filialen gerechnet, während diese Zahl bis 2030 auf etwa 55.000 Filialen steigen soll.

FAZIT

Ob Starbucks seine Mitarbeiter mithilfe der neuen Strategie glücklicher machen kann, bleibt abzuwarten. An den Märkten kamen die neuen Pläne bereits gut an. Dies lässt sich auch an einigen Analystenkommentaren ablesen. Jeffrey Bernstein, Analyst bei Barclays, sprach von einer “neue Ära des überdurchschnittlichen Wachstums für das Unternehmen.” Wedbush-Mann Nick Setyan stellte heraus, dass die Prognose für das jährliche Umsatzwachstum über den Erwartungen lag. Er betont auch, dass in China aufgrund des langfristigen demografischen Rückenwinds das Motto “volle Fahrt voraus” lauten sollte.

tom

Bildquelle: starbucks.com