K+S: Was macht die Umweltbilanz?

Bildquelle: Pressebild K+S

Gestern war in Kassel die Hauptversammlung von K+S (WKN: KSAG88 / ISIN: DE000KSAG888). Ich war nicht vor Ort, habe aber via PC die Entwicklung dort mit Interesse verfolgt. Gab es bei den Abstimmungen eine Überraschung?

Ich kann es direkt sagen: Nein! Die Vorschläge von Vorstand/Aufsichtsrat wurden mit großen Mehrheiten von 72,7% bis 99,23% (!) angenommen. Interessanterweise hatte der „Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre“ die Nicht-Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat gefordert. Immerhin gab es daraufhin bei dem Abstimmungspunkt „Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats“ 9,5% NEIN-Stimmen und beim Punkt Entlastung der Mitglieder des Vorstands 6,64% NEIN-Stimmen.

K+S-Chart: finanztreff.de

In dem Zusammenhang sprach auch Christian Russau – Vorstandsmitglied des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Guter Mann, finde ich! Ich möchte hier den größten Teil seiner Rede wiedergeben (Anfang gekürzt):

Christian Russau bei der K+S Hauptversammlung:

„Ich bin genötigt, dies hier anzusprechen, denn Ihre Umweltbilanz ist – gelinde gesagt – schockierend. Dies reicht von der Salzlaugenverpressung im Untergrund, also in den Boden verpresstes Salzwasser, das aufsteigt, was das Grundwasser, das als Trinkwasser von den Menschen benötigt wird, bedroht – wir reden hier über eine historische Gesamtmenge der bisher verpressten Abwässer von mutmaßlich mehr als eine Milliarde Kubikmeter.

Das geht weiter über ein 3D-Grundwassermodell Kali 60, das weder Hand noch Fuß hat, das geht über die Verklappung von Produktionsabfällen in Werra und Weser, in Fliede und Fulda und andere Flüsse, das geht über Soleschlacke aus dem Kaliberg, über Regenauswaschungen der Halden, über Schwermetalle in der Rückstandshalde Hattorf, über den Umgang in der Altlastenentsorgung im Werk Werra, über Einlagerung von Kaliabwässern in der Grube Springen, über die die Umwelt belastenden Salzabfallhalden, das geht hin zu dem mutmaßlichen Verschweigen von Entsorgungsalternativen und reicht bis hin zu äußerst zweifelhaften politischen Bewilligungen zur Verklappung und Verpressung.

Ihr Umwelt-Sündenregister ist lang, unsere Ansicht nach: zu lang. Deswegen müssen wir vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat stimmen. Sauberes Trinkwasser ist Grundrecht, ist Menschenrecht – und es kann nicht sein, dass Sie sich aus reinem Gewinnstreben darüber hinwegsetzen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“

Quelle: Rede von Christian Russau auf der Hauptversammlung der K+S am 10. Mai 2017 in Kassel

Wenn ich K+S Aktien gehabt hätte, dann weiß ich, wem ich das Stimmrecht heute übertragen hätte.

Michael VaupelEin Beitrag von Michael Vaupel

Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
Weitere Informationen unter: www.ethische-rendite.de

Bildquelle: Michael Vaupel / Pressebild K+S