TLG, DIC Asset, WCM: Wirklich nur Gewinner bei der WCM-Übernahme durch TLG?

Bildquelle: Pressefoto DIC Asset

Die TLG Immobilien AG (WKN: A12B8Z / ISIN: DE000A12B8Z4) startet eine freundliche Übernahme des Gewerbeimmobilienspezialisten WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG (WKN: A1X3X3 / ISIN: DE000A1X3X33) und überrascht damit die Märkte. Denn nachdem vor gut einem Jahr der Konkurrent DIC Asset klammheimlich durch die Hintertür rund 25% der Anteile erworben hatte, war über die gemeinsame Strategie der beiden Konzerne spekuliert worden. Zuletzt hatte Karl Ehlerding seinen WCM-Anteil ausgebaut und auch die DIC Asset (WKN: A1X3XX / ISIN: DE000A1X3XX4) die magische Schwelle von 25% überschritten, obwohl mit diesem Schritt anteilig Verlustvorträge bei der WCM verloren gingen. Ich hatte ja schon schon spekuliert, dass die DIC Asset mit diesem Zukauf vor allem Druck auf die Verhandlungspartner bei WCM ausüben wollten, endlich zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Und nun wurde aus der möglichen kleinen Lösung eine große. Eine ganze Große…

TLG bietet den WCM-Aktionäre eine neue TLG-Aktie für 5,75 WCM-Aktien an. Damit liegt das Angebot in etwa bei 3,15 Euro je WCM-Aktie und das bietet wenig Spielraum ggü. dem aktuellen Kurs. Bezogen auf den ausgewiesenen NAV der WCM von 2,85 Euro ist es immerhin ein prozentual knapp zweistelliges Aufgeld. Dem entsprechend enttäuscht reagiert die Börse. Als das Angebot lanciert wurde, sprang gestern Abend der WCM-Kurs kurz bis auf knapp 4 Euro an, doch die Freude hielt nicht lange an und der Kurs bröckelte wieder stark ab. heute liegt er sogar zweistellig im Minus und pendelt sich beim Angebotspreis ein.

Dahinter steckt, dass die Übernahmephantasie erst einmal raus ist. Denn TLG hat sich mit den großen Aktionären von WCM (DIC Asset, Karl Ehlerding, Stavros Efremidis), dem Aufsichtsrat und dem Vorstand geeinigt. Man wird künftig gemeinsam als Konzern agieren und die WCM-Großaktionäre geben ihre Anteile an TLG ab und unterstützen das TLG-Angebot, insbesondere auch 25%-Aktionär DIC Asset. Inkl. der Mitarbeiter- und Aktienoptionen hat TLG damit bereits jetzt etwas mehr als 50% der Anteile sicher.

Meine Einschätzung
Und hier stoßen wir auf einige Flöhe, die das Ganze für WCM-Aktionäre haben dürfte. Zunächst sollen die neuen TLG-Aktien ab 1. Januar 2017 gewinnberechtigt sein. Die WCM-Aktionäre hatten allerdings für das Geschäftsjahr 2016 mit einer Dividende von 10 Cents je Aktie gerechnet. Da diese von der Hauptversammlung festgelegt wird, wo TLG bzw. die abgebenden Großaktionäre die Mehrheit stellen, ist eine Auszahlung mehr als fraglich. Zwar sind Ehelerding & Co. auf üppige Dividenden aus, aber da sie künftig an der TLG beteiligt sind, wollen sie von denen Dividenden kassieren. Je mehr TLG aus der WCM herausholen kann, desto besser für die TLG-Aktionäre – die alten und die neuen. Ein mögliches Streichen der WCM-Dividende würde darüber hinaus auch deshalb Sinn machen, als dass TLG ja auch die übrigen WCM-Aktien erwerben möchte. Und das möglichst günstig. Eine Dividendenstreichung macht die WCM-Aktien jedenfalls nicht attraktiver.

Unter dem Strich macht die Übernahme schon Sinn, denn TLG kommt inkl. der WCM-Liegenschaften auf ein Immobilienportfolio um die 3 Mrd. Euro und regional ergänzen sich die Portfolios von WCM und TLG ebenfalls, denn TLG war bisher überwiegend in Ostdeutschland unterwegs, während WCM im Westen und Süden der Republik investiert hatte…

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Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

Bildquellen: Michael C. Kissig / Pressefoto DIC Asset