Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Das zeigt sich zuallererst schon einmal daran, dass in diesem Adjektiv neuerdings gleich drei atemlose L hintereinander stecken. Aber auch sonst dominiert die Schnelligkeit. Mode. Musik. Zeitgeist. Politik. Die Trends wechseln schneller, als ich schreiben kann. Aber schnell ist nicht immer gut.
Nach dem EU-Gipfel sonnte sich der britische Premierminister David Cameron im vermeintlichen Glanz der erzielten Beschlüsse: Er, der kleine David habe im Kampf gegen den großen Goliath EU einen epochalen Triumpf für Großbritannien errungen. Jetzt könnten die Briten freudestrahlend ja zur EU und nein zum Brexit sagen.
In der vergangenen Handelswoche war der Market Mover derselben ganz klar und ohne jeden Zweifel EZB-Präsident Mario Draghi. „Was der kann, kann ich schon lang!“, mag sich die Notenbank-Chefin Janet Yellen gedacht haben, bevor sie vor die Presse trat und ihre neueste Zinsprognose verkündete.
Die EZB hat die geldpolitische Generalmobilmachung angeordnet. Mit ihrer Leitzinssenkung auf null beendet sie de facto den Kapitalismus, zu dem Zinsen gehören wie der Ball zum Fußballspiel. Mit der Erhöhung des Strafzinses sollen die Banken förmlich gezwungen werden, neue Kredite auszuleihen.
Es ist wenig überraschend, dass Aktienanleihen ausgerechnet jetzt beliebter werden. Schließlich haben die EZB, Fed, Bank of Japan & Co die Suche nach hohen Zinsen deutlich erschwert. In einem solchen Umfeld ist es schwierig, hohe Renditen zu erzielen. Dies gilt sowohl für Staatsanleihen als auch Unternehmensanleihen. Es geht aber auch anders, mit Aktienanleihen.
Zwar ist nach wie vor eine gewisse Vorsicht angebracht, Alarmstufe Rot gilt für die Kurse aber zunächst nicht mehr. Aus Sicht der Charts wäre dies auch erst wieder unterhalb von 9.000 Punkten der Fall - also dann, wenn der DAX die nun konstruierbare Unterstützung erneut kreuzen würde. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass es neben den beiden Aggregatszuständen "Hausse" und "Baisse" auch noch die Möglichkeit einer Seitwärtsbewegung gibt.
Die Welt kommt aus der geldpolitischen Rettungsnummer nicht mehr heraus. Das muss sich mittlerweile auch die US-Notenbank eingestehen, die verbal das Auslaufen der Zinswende eingeleitet hat. Insgesamt ist die Rückkehr zur geldpolitischen Normalität verbaut, um Systemkrisen an den Finanzmärkten zu verhindern. In dieser Disziplin sind die Notenbanken in der Tat allmächtig.
Die Finanzmarktkrise war für das gesamte Wertpapiergeschäft ein herber Einschlag. Das galt nicht nur für die Märkte selbst, auch der Rechtsrahmen änderte sich in der Folge gravierend. Ganz oben auf der Agenda stand und steht der Schutz des Anlegers und Verbrauchers. Daraus ist mitunter eine fast schon falsch verstandene staatliche Fürsorgepflicht geworden.
NEIN, ich meinte gar nicht den Super-Dienstag in den USA! Ich meinte den in Frankfurt, denn was war das bitte für eine tolle Show, die DAX & Co da ablieferten! Nachdem die Bilanz für den Februar trotz zunehmend freundlicher Tendenz weiterhin negativ ausfiel und die Jahresperformance 2016 nach den ersten beiden Monaten immer noch zweistellig ist überzeugte der März direkt am ersten Handelstag mit einem Kursfeuerwerk.
Charttechnisch betrachtet ist der DAX damit zunächst an einer signifikanten Hürde gescheitert, und nach zwei Verlusttagen in Folge (immerhin -4,3 Prozent) machte sofort das Schlagwort „Bärenmarkt-Rallye“ die Runde, was nichts anderes bedeutet, als dass die jüngsten Kursgewinne nur eine Zwischenerholung in einem anhaltenden Abwärtstrend waren. Stimmt aber nicht.
Dem EU-Gipfel wurden epochale Attribute attestiert. Ja, er war epochal, weil er der gesamten Welt vorgeführt hat, wie wenig Europa funktioniert. Da wäre zunächst einmal die Frage des Brexit. David Cameron hat sich in die hoch emotionale Idee vergaloppiert, ein Referendum der Briten über den Verbleib in der EU abzuhalten.