Das erste Halbjahr 2020 brachte einige historisch beispiellose Entwicklungen mit sich, deren Folgen noch lange nachwirken werden. Die globale Virus-Pandemie und die weltweiten shutdown-Regelungen zur Eindämmung einer weiteren Verbreitung der Infektion führten innerhalb kürzester Zeit zu einem massiven Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität.
Am Montag schraubten sich die deutschen Blue Chips bis auf das amtierende Juli-Hoch bei 12.843 Punkten, mehr war aber - wieder einmal - nicht drin.
Die Aktienmärkte gehen gespalten in die zweite Jahreshälfte. Einerseits signalisieren die globalen Frühindikatoren mit tatkräftiger Hilfe von Geld- und Fiskalpolitik sogar V-förmige Wirtschaftserholungen. Andererseits muss die Konjunktur-Saat auch tatsächlich aufgehen, zumal weltweit wieder zunehmende Corona-Infektionszahlen Sorgen vor erneuten Shutdowns nähren. Welche Seite behält die Oberhand?
Der Internationale Währungsfonds (IWF) zeichnet mit der Senkung seiner Weltwachstumsprognose 2020 auf minus 4,9 nach zuvor minus drei Prozent das dunkelste Konjunkturbild seit dem II. Weltkrieg. Doch wird für 2021 wieder mit einem Plus von über fünf Prozent gerechnet. Tatsächlich hellen sich weltweit die Frühindikatoren auf. Die Erholung der harten Konjunkturdaten hängt allerdings maßgeblich von der Corona-Entwicklung ab. Zuletzt haben weltweit wieder zunehmende Fallzahlen Angst vor neuen Lockdowns genährt. Ist der Aktienmarkt fundamental gefährdet?
Die Mühlen der Untergangspropheten leiden zurzeit sicher nicht unter Wassermangel. Weltweit finden beispiellose Schuldenaufnahmen statt, die nur durch hemmungslose Monetisierung zu stemmen sind. Ohne Frage, das ist Staatsfinanzierung, die stabilitätspolitische Todsünde schlechthin.
Insbesondere in Deutschland ist die Niedrigzinspolitik der westlichen Zentralbanken, allen voran der EZB, wenig beliebt. Das wundert nicht ansatzweise, da der deutsche Durchschnittsbürger auf das Sparen fokussiert ist. Dabei ist gerade dieses Anlegerverhalten bezüglich der deutschen Historie seit Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 irritierend.
Wenn die Märkte gut laufen, sollte man bekanntlich den Trend surfen. Doch wie lange die Märkte gut laufen, weiß natürlich niemand so genau. Daher ist es umso wichtiger, die Warnsignale ernst zu nehmen und gegebenenfalls zu reagieren.
Jetzt beginnt wieder die schönste Zeit des Jahres, der Sommerurlaub, in dem auch mal abgeschaltet wird und die Seele baumelt. Aber wie wird der Sommer an den Aktienmärkten? Scheinbar kommen einige Donnerwetter auf die Anleger zu.
Das Jahr 2020 ist in der Börsengeschichte bereits jetzt schon das volatilste überhaupt! Am 15. März nannte ich die Tiefstände für dieses Jahr beim DAX 8.500 und beim Dow Jones 19.000. Nur wenige Tage später wurden diese Niveaus bereits erreicht und lösten ein Kaufsignal aus.
Der DAX dümpelte zunächst eher orientierungslos um die 200-Tage-Linie herum, doch genau in diesem Quergeschiebe bauten die Blue Chips offenbar ordentlich Bewegungspotenzial auf, das sich am Donnerstag in einem satten Kurssprung (+2,8%, mit einem Endstand bei 12.609 Punkten) auf der Oberseite entlud.
Eine weitere Woche im Jahreskreis 2020 nähert sich ihrem natürlichen Ende, und auch diesmal war allerlei Kurioses geboten. So wurde das Rettungspaket für die Lufthansa abgesegnet, womit die Airline vor der harten Sanierung in der Insolvenz gerettet werden konnte. Und dann war da noch Wirecard.
Billionen schwere Konjunkturprogramme und eine beispiellos lockere Geldpolitik sollen der Corona-Rezession massiv entgegenwirken. Jetzt muss sich erweisen, dass die Weltwirtschaft tatsächlich das Schlimmste hinter sich hat und sich auf Normalisierungskurs befindet. Ist der diesbezüglich hohe Optimismus an den Aktienbörsen berechtigt oder droht das Erwachen aus den süßen Aktienträumen? Immerhin wird vor einer zweiten Infektionswelle gewarnt.
In einem heftigen Kursrutsch (befeuert übrigens von Fed-Chef Powell, der dem V-förmigen Erholungsszenario am Mittwochabend eine Absage erteilte) krachten die DAX-Notierungen am Donnerstag unter alle trendrelevanten Haltelinien (= Volumenspitze, GD200, 12.000er-Schwelle) und schlugen bei 11.870 Punkten auf.