Trendwende beim Baugeld bleibt aus

Bauzinsen starten unter 4 Prozent in den Mai | Für Kaufwillige gibt es keinen Grund zu warten.

(Bildquelle: Pixabay)

Amerikas Notenbank Fed hat Anfang Mai wie erwartet die Leitzinsen um 0,25 Prozent auf eine Spanne zwischen 5 und 5,25 Prozent erhöht. Auch die EZB erhöhte die Leitzinsen bei der Mai-Sitzung wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent. Während bei der amerikanischen Notenbank aber nun eine Zinspause als wahrscheinlich gilt, stehen bei den Notenbankern in Frankfurt noch weitere Zinsschritte auf der Agenda.

Die Inflationswelle hat zwar Experten zufolge ihren Höhepunkt wahrscheinlich überschritten – allerdings geht die Teuerung vielerorts nur langsam zurück, wie der Kreditvermittler Dr. Klein in seiner jüngsten Analyse schreibt. In Deutschland betrug sie etwa im April 7,2 Prozent. Die Kerninflation hingegen lässt noch immer nicht spürbar nach.

3,5 bis 4,0 Prozent – das neue Normal bei Baugeldzinsen

Für Baugeld-Interessierte heißt dies nur bedingt durchatmen. Denn eine Trendwende bei den Baugeldzinsen wird vielerorts nicht erwartet. 3,5 bis 4,0 Prozent – so lautet das neue Normal bei den Bauzinsen. Zu diesem Fazit kommt unter anderem Interhyp, Deutschlands größter Vermittler privater Baufinanzierungen, in seinem neusten Zinsbericht für den Monat Mai.

„Insbesondere die international hohen Kerninflationen sprechen dafür, dass die Geldpolitik auf absehbare Zeit gestrafft bleibt – auch wenn ein Ende der Leitzinserhöhungen wahrscheinlicher wird. Mit spürbar sinkenden Konditionen aber sollten Kreditinteressenten vorerst nicht rechnen”, sagt Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft der Interhyp AG.

Die Notenbanken wie die EZB und die amerikanische Fed beeinflussen mit ihren Zinsschritten auch die Entwicklung der Baugeld-Konditionen. (Bildquelle: marktEINBLICKE)

Beim Mitbewerber Dr. Klein tritt man ebenfalls entschieden auf die Euphoriebremse. „Die Anhebung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte ist erwartet worden und bereits an den Finanzmärkten eingepreist“, so Michael Neumann, Vorstandschef von Dr. Klein. „Die Zinsen für Baufinanzierungen zeigen keine größeren Reaktionen auf die Entscheidung der EZB und verlaufen derzeit relativ ruhig seitwärts.“

„Ich halte es für wahrscheinlich, dass die EZB mehr gegen die Inflation unternehmen muss als momentan erwartet. Deshalb rechne ich längerfristig noch mit einem leicht steigenden Zinsniveau für Baufinanzierungen. Je nach Entwicklung könnte das auch deutlich über der 4-Prozent-Grenze liegen.”
Michael Neumann, Vorstandschef von Dr. Klein

Was signalisiert die EZB im Sommer?

„Für die weitere Entwicklung der Baufinanzierungszinsen ist die entscheidende Frage: Was signalisiert die EZB im Sommer?“, meint Michael Neumann. „Wenn die EZB nach den erwarteten Zinsanhebungen nicht zu einem neutralen Ausblick übergeht, sondern an dem restriktiven Kurs festhalten will, könnte das die Bauzinsen im zweiten Halbjahr noch einmal unter Druck setzen. Denn dieses Szenario findet sich noch nicht im aktuellen Zinsniveau wieder.“

Der repräsentative Bestzins des bundesweit tätigen Vermittlers für eine 10-jährige Baufinanzierung beträgt laut Dr. Klein aktuell 3,41 Prozent (Stand: 09.05.2023). Für Finanzierungswillige macht sich wiederum laut Interhyp das aktuelle Marktumfeld vor allem in den sprunghaften Zinsbewegungen bei Krediten bemerkbar. Im April haben sich die Konditionen für zehnjährige Baudarlehen in einem Korridor von etwa 3,7 bis 3,9 Prozent unter Schwankungen seitwärts bewegt.

Auf Bankpartnerseite seien derweil momentan keine klaren Tendenzen zu erkennen: „Es finden sowohl leichte Konditionssenkungen als auch -erhöhungen statt. Die Branche scheint die weiteren Entwicklungen abzuwarten“, kommentiert Jörg Haffner, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH.

Interessenten können aktuell aus einem so großen Angebot an Eigentumswohnungen und Häusern wählen wie seit Jahren nicht mehr. (Bildquelle: unsplash / Étienne Beauregard-Riverin)

Es gibt für Baugeld-Interessierte keinen Grund zum Warten

Für Baugeld-Interessierte gebe es aber dennoch keinen Grund zu warten. Im Gegenteil, so Mirjam Mohr: „Einerseits steigen aufgrund des Wohnraummangels die Mieten. Andererseits können Interessenten aktuell aus einem so großen Angebot an Eigentumswohnungen und Häusern wählen wie seit Jahren nicht mehr.”

Sie verweist zudem auf die Kaufpreise, die durch die Zinswende im zweiten Halbjahr 2022 flächendeckend gesunken sind. „Die Immobilienpreise stabilisieren sich nach neusten Auswertungen ebenso auf dem aktuellen Niveau wie die Zinsen für Darlehen. Dieses neue Normal eröffnet durchaus Einstiegschancen.”

Interhyp rät so Mietern mit einer stabilen Einkommenssituation, sich unabhängig vom kurzfristigen Nachrichtengeschehen mit der langfristigen Lebensplanung zu beschäftigen. „Nicht zuletzt mit Blick auf den Wohnraummangel und die eigene Altersvorsorge sollte niemand seine Finanzplanung wegen des Zinsumfeldes ad acta legen.

Bei der Frage des Eigenkapitals lohnt es sich durchaus, die Familie einzubeziehen und, wo möglich, um Schenkungen oder ein vorzeitiges Erbe zu bitten. Eine Finanzierungsberatung auf dieser Grundlage ist auch ohne konkretes Objekt möglich”, erklärt Mohr.