Erste Anlegerpflicht: Ruhe bewahren!

Corona, der schreckliche Ukraine-Krieg, Rezession, Inflation, Zinsanstieg, Taiwan-Konflikt und vieles andere mehr beeinflussen die Börsenkurse seit langer Zeit erheblich.

(Bildquelle: unsplash / Brad West)

Wir Anleger haben es wahrlich nicht leicht. Corona, der schreckliche Ukraine-Krieg, Rezession, Inflation, Zinsanstieg, Taiwan-Konflikt und vieles andere mehr beeinflussen die Börsenkurse seit langer Zeit erheblich. Für Anlegerinnen und Anleger sind diese Rahmenbedingungen eine ganz besondere Prüfung, denn sie stellen sich die Frage: Wie sollen wir uns bei all diesen Herausforderungen, die wir selbst nicht lösen können, mit unseren Investments aufstellen?

Darauf gibt es natürlich keine pauschale Antwort. Allerdings gibt es Verhaltensweisen, die einen erfolgreichen Anleger ausmachen, und es gibt leider auch sehr viele Fehler, die immer wieder zu beobachten sind.

Ruhe bewahren und sich selber treu bleiben!

Geldanlage und Ruhe sind manchmal schwer vereinbar. (Bildquelle: Pixabay / hand-2722097)

Vermengt man das, was viele Anleger richtig machen, mit dem, was andere Anleger eben ganz und gar nicht gut machen, bleibt unterm Strich ein Aspekt, der wahrscheinlich am wichtigsten ist und dennoch bisweilen am schwersten fällt: Ruhe bewahren und sich selber treu bleiben!

Wie schwer das ist, zeigen wir hierzulande leider sehr anschaulich. So sind es gerade deutsche Investoren, die immer wieder auf Modethemen und auf windige Angebote – man kann es nicht anders sagen – reinfallen. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Am Ende wird aber die fehlende Finanzbildung am stärksten wirken und uns hierzulande so affin machen für die eine oder andere Anlage, die man lieber nicht hätte tätigen sollen.

Gerade dann, wenn uns Anlegern der Wind besonders kräftig ins Gesicht weht, scheinen wir auch besonders anfällig für windige Angebote mit vermeintlicher Traumrendite zu sein. Psychologisch ist dies relativ einfach zu erklären: Frisst sich erst einmal ein Verlust ins Depot oder fällt man auf die Nase mit einer Anlage, ist der Wunsch und natürlich auch der Wille umso ausgeprägter, diese Verluste möglichst schnell wieder aufzuholen – das ist dann manchmal wie im Casino. „Gewinne“ und „Schnell“ sind aber zwei Begriffe, die sich beim Anlegen schon im Kern nicht vertragen – am Ende gewinnt höchstens die Bank.

Langfristig denken

Das Geheimnis des Erfolges beim Anlegen liegt in der Langfristigkeit und damit in dem Aspekt der Stetigkeit. Gerade die Langfristigkeit schützt dabei auch vor zu risikoreichen Anlagen und damit vor schmerzlichen Verlusten. Für jede Anlegerin und für jeden Anleger führt das zu der alles entscheidenden Frage, ob man überhaupt eine Idee, eine Vision oder noch besser eine Strategie hat, was man mit seinem Ersparten und versteuerten Geld langfristig erreichen möchte. Die häufigste Antwort auf diese Frage ist übrigens, dass man es gerade nicht weiß – außer natürlich, dass es am Ende mehr Geld sein soll als am Anfang.

Wenn Sie es geschafft haben, bis hierhin diesen Beitrag zu lesen, werden Sie sich vielleicht die Frage stellen, dass das ja nun wirklich keine Neuigkeiten sind, die ich Ihnen hier präsentiere. Leider sind aber auch die vielen Milliarden, die jedes Jahr vernichtet werden, weil Anleger kurzfristig und viel zu risikoreiche Investments tätigen, ebenfalls keine Neuigkeit. Und gerade jetzt in Zeiten, wo uns die Herausforderungen geradezu überbürdend belasten und wir keine Lösung dafür haben, ist die Affinität wieder besonders groß für die eine „sichere Anlage“, die alle Verluste aus den letzten Wochen, Monaten und Jahren kompensieren wird. Tatsächlich ist es so, dass diese Anlage schlichtweg nicht gibt.

Was würde Warren Buffett tun?

Warren Buffett (Bildquelle: markteinblicke.de)

Oftmals steht dann die Frage im Raum, was man denn überhaupt noch tun kann. Und diese Frage wird von denen gestellt, die keine eigene Strategie haben oder keine Vorstellung davon, was eine Strategie sein könnte. All denen kann ich allein zurufen, dass man sich keinen Stress machen sollte, wenn man nicht weiß, was zu tun ist, weil man sich eben nicht sicher ist oder nicht wohlfühlt. Oftmals wird es dann ein klassischer ETF-Sparplan sein, der in solchen Situationen immer eine gute Lösung darstellt.

Am Ende bedeutet dies aber auch, dass man nicht unbedingt immer und das vollends investiert sein muss. Warren Buffett, einer der großen Vorbilder für viele Anleger, hatte und hat immer wieder eine enorm große Schatztruhe voller Geld uninvestiert herumstehen. Der Stress, nicht investiert zu sein, sollte Sie daher nicht ereilen. Nutzen Sie vielmehr die Zeit, um sich darüber im Klaren zu werden, wo Sie sich auskennen, wo vielleicht Chancen zu finden sind und was dann Ihr nächstes Investment sein könnte, das Sie umso mehr unter Kontrolle haben, je mehr Sie sich damit beschäftigen und je weniger Sie von anderen Meinungen abhängig sind.

Ein Beitrag von Marc Tüngler

Er ist Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) und ist ein profunder Kenner des deutschen Aktienmarktes. Als Redner und Aktionärsvertreter auf vielen Hauptversammlungen weiß er um die Befindlichkeiten von Vorständen und Aktionären.
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Bildquelle: Pressefoto DSW