Digitale Nomaden – ein Trend mit Zukunft?

Wohnen und Arbeiten an den schönsten Orten der Welt - das ist das Konzept der Digital Nomads. Dabei können Sie dank moderner Technologie flexibel arbeiten und sind somit nicht an einen festen Arbeitsplatz gebunden. Doch wie funktioniert das Leben als digitaler Nomade? Welche Chancen und Risiken gibt es?

(Bildquelle: unsplash / Mike Swigunski)

Wohnen und Arbeiten an den schönsten Orten der Welt – das ist das Konzept der Digital Nomads. Dabei können Sie dank moderner Technologie flexibel arbeiten und sind somit nicht an einen festen Arbeitsplatz gebunden. Doch wie funktioniert das Leben als digitaler Nomade? Welche Chancen und Risiken gibt es?

Digitale Nomaden sind Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch eine Tätigkeit im Internet verdienen und dabei ortsunabhängig arbeiten können. Dies gilt für Reisende, die eine Karriere in IT oder Online-Unternehmen haben, die auf die persönliche Interaktion mit Kunden verzichten können. Diese Art von Arbeitsstil ist in der Regel beliebt bei Menschen, die ihre Arbeit von jedem Ort der Welt ausführen können und dabei einen gleichwertigen oder sogar höheren Gehalt als im traditionellen Bürojob verdienen können.

Traditionell arbeiten Menschen in Büros oder an Arbeitsplätzen in der Stadt. Aber im Zeitalter der Digitalisierung ist der Arbeitsplatz unabhängig vom physischen Standort. Digitale Nomaden haben die Möglichkeit, unabhängig von der geografischen Lage und ohne spezielle Arbeitsplatzausrüstung wie Computer, Schreibtisch oder Telefon zu arbeiten. Alles, was sie für ihre Arbeit benötigen, ist ein Laptop, eine stabile Internetverbindung und einige Apps. So können sie von überall auf der Welt in Verbindung bleiben und ihre Arbeit erledigen.

Wer sind die Digitalen Nomaden?

Eine offizielle Definition gibt es nicht, eine Vorstellung schon: jung, gut ausgebildet, digitalaffin. Das deckt sich mit dem Eigenverständnis der Nomaden-Community NomadX. An einem Workshop werden ihre Mitglieder als „Remote Workers“, also ortsunabhängige Arbeitende, die zwischen Gemeinschaften (Communities) reisen, bezeichnet.

Digitale Nomaden sind meist junge, digitalaffin  und ihnen ist die Work-Life-Balance besonders wichtig. (Datenquelle: preneur.de, Bildquelle: Getty Images: AscentXmedia)

Die Nomaden zeichnen sich durch eine „Digital first“-Mentalität sowie Interesse an Nachhaltigkeit und einer guten Work-Life-Balance aus. Zudem ernähren sich gemäß NomadX rund 30 Prozent vegetarisch oder vegan.

Das Nomaden-Profil ist eng gefasst, das Klischee bedient. Zwar sind auch Nomaden-Paare unterwegs, Familien oder Menschen über Anfang 40 bleiben aber die Ausnahme.

„Es geht um Reiselust, aber auch Minimalismus. Es ist nur die Spitze des Eisbergs, was mit ortsunabhängiger Arbeit gemacht werden kann“, sagt Lorenz Ramseyer, Präsident des Vereins digitale Nomaden Schweiz. Er hält sich nahe Narbonne am französischen Mittelmeer auf. Ramseyer ist in der Schweiz das Gesicht der Szene und seit mehr als 15 Jahren nomadisch unterwegs.

So viele gibt es

Die Schätzungen darüber, wie viele digitale Nomaden es gibt, schwanken von weltweit 500.000 bis zig Millionen. In Deutschland besuchten immerhin insgesamt mehr als 10.000 Teilnehmer die Veranstaltungen der derzeit wohl größte Messe – die DNX = Digitale Nomaden Konferenz. Einer Studie des Personaldienstleisters MBO Partners in den USA nach, sollen sich dort mehr als 15 Millionen Menschen als digitale Nomaden bezeichnen.

Maximale Unabhängigkeit als Motivation

Wichtig für digitale Nomaden ist ihre Fähigkeit, unabhängig voneinander zu arbeiten. Diese Selbstmotivation und Unabhängigkeit ermöglicht es, die eigenen Arbeitszeiten und Projekte selbst zu steuern und zu organisieren. Keine festen Arbeitszeiten und die Möglichkeit, die Arbeit an jedem Tag oder in jeder Woche zu erledigen, macht den Arbeitstrend Digital Nomads zu einer begehrenswerten Arbeitsoption für viele Menschen.

Die Möglichkeit verschieden Kulturen und Länder kennenzulernen, stellt für viele Digital Nomads einen besonderen Reiz dar. (Bildquelle: pixabay / Pexels)

Digitale Nomaden reisen oft in verschiedene Länder und Gebiete, um während des Arbeitens verschiedene Kulturen zu erleben. Da sie in der Regel auf möglichst niedrige Kosten als schlankes Unternehmen zählen, sind sie in der Lage, in kostengünstigen Unterkünften unterzukommen. Sie können so für lange Zeit auf engstem Raum leben. Sie können sich ein Zimmer oder Apartment mieten, um eine ständige Basis zu haben, aber unterwegs oder bei Bedarf flexibel sein.

Die digitale Nomaden-Kultur ist eine der neuesten Entwicklungen in der Arbeitswelt. Mit der wachsenden Anzahl von Online-Jobs ist es jetzt möglich, von jedem Ort aus mit einem Laptop und einer Internetverbindung zu arbeiten. Die meisten digitalen Nomaden haben nicht nur eine Karriere, sondern auch ein Leben, das sie ausfüllt. Von kulturellen Aktivitäten bis hin zu sportlichen Aktivitäten, sie haben die Freiheit, sich ihre Freizeit selbst bestimmen und zu organisieren.

Arbeitsorte, die besonders beliebt sind

Cafés sind bei Digital Nomads beliebt als Arbeitsplatz. (Bildquelle: unsplash / No Revisions)

Als Digitaler Nomade haben Sie die Freiheit, von überall aus zu arbeiten, solange eine stabile Internetverbindung vorhanden ist. Diese Freiheit bietet viele Vorteile, kann aber auch eine Herausforderung darstellen, wenn es darum geht, den idealen Arbeitsplatz zu finden.

Die Wahl des Arbeitsplatzes hängt von den eigenen Bedürfnissen und Arbeitsweise ab. Ob Sei sich für ein Homeoffice, einen Coworking Space oder ein Café entscheiden, hängt davon ab, was für Sie am besten funktioniert.

Einige Digitale Nomaden bevorzugen das Homeoffice, um in Ruhe und ungestört arbeiten zu können. Andere schätzen das soziale Umfeld im Coworking Space und die Möglichkeit, sich mit anderen Freelancern zu vernetzen. Manche bevorzugen die Atmosphäre eines Cafés oder eines öffentlichen Parks.

Welche Destinationen sind besonders beliebt?

Derzeit steht gemäß Ramseyer Portugal, vor allem Lissabon und Madeira, hoch in der Gunst. Portugal versucht gezielt, diese Klientel anzuziehen, und bietet ein entsprechendes Nomaden-Visum an. Auch eine starke lokale Startup-Szene und ein entsprechendes Hotellerie-Angebot sind Standortvorteile.

Asien und besonders Thailand sind bei Digital Nomads besonders beliebt. (Datenquelle: Nomadlist, Stand Juni 2023)

In Europa buhlen auch Estland, Italien, Kroatien oder Rumänien derzeit um die Kundschaft. Die Nomaden zahlen zwar selten Steuern, bleiben im Schnitt aber mindestens zwei Monate und damit länger als normale Touristen. Mit ihrem Konsum unterstützen sie die lokale Wirtschaft.

Digitale Nomaden, die oft allein unterwegs sind, suchen die Gemeinschaft Gleichgesinnter und niedrige Lebenshaltungskosten. So gehören Bali oder Bangkok seit Jahren zu den populärsten Destinationen. Gemäß dem Szeneportal „Nomad List“ sind auch Buenos Aires, Mexiko-Stadt und Medellín in Kolumbien ganz vorne dabei. Mit der zunehmenden Popularität findet aber auch eine Art „nomadische Gentrifizierung“ dieser Orte statt, das Preisniveau steigt.

Worauf zu achten ist

Sich administrativ sauber aufzustellen, ist anspruchsvoll. „Selbständige oder Freelancer sind persönlich verantwortlich, Steuer- und Versicherungsfragen zu regeln“, sagt Pascal Domenig, Rechtsanwalt und Arbeitsrechtsexperte. Diese Fragen würden ungleich komplexer, sobald man zwischen verschiedenen Ländern herumreise. „Die Idealvorstellung: Ich arbeite, wann und wo ich will, lässt sich über längere Zeit nur schwer realisieren“, sagt Domenig. Er empfiehlt deshalb, Drittstaaten außerhalb der EU zu vermeiden. Zudem gilt es folgende Aspekte zu beachten:

Aufenthaltsstatus

Um offizielle Vorgaben zu erfüllen, muss man sich nach einer Abwesenheit von mehr als sechs Monaten außerhalb von Deutschland abmelden. Die meisten Nomaden behalten eine Adresse in Deutschland, damit sie weiterhin hier in die Krankenkasse und in die Sozialversicherungen einzahlen können.

Meist entscheiden sie sich für ein Touristenvisum, was arbeits- und steuerrechtlich fragwürdig ist, denn sie üben im Gastland eine Erwerbstätigkeit aus: Eine Aufenthaltsgenehmigung als Touristin ist keine Arbeitserlaubnis. Um das Problem zu entschärfen, bieten mittlerweile 42 Länder Digital-Nomad-Visa an. Diese sind je nach Land unterschiedlich ausgestaltet.

Krankenversicherung

Für einige Zeit im Ausland zu leben und zu arbeiten, hat seine Reize. Doch ist es auch für digitale Nomaden notwendig, sich im Krankheitsfall abzusichern. Beim Abschluss einer gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland ist man auch in den Mitgliedstaaten der EU versichert. Diese Regelung greift auch für die Länder Norwegen, Island, Liechtenstein und Schweiz. Wenn Sie dort medizinisch notwendige Leistungen in Anspruch nehmen, kommt im Regelfall Ihre Krankenkasse in Deutschland auf. Übersteigen die Behandlungskosten den gesetzlich festgelegten Deckungsbetrag, müssen Sie die Differenz selbst begleichen.

Bei der Krankenversicherung ist es nötig, sich gut zu informieren, um alle Eventualitäten abzudecken. (Bildquelle: unsplash / Scott Graham)

Besonders teuer können krankheits- oder unfallbedingte Rücktransporte aus dem Ausland werden. Diese liegen oftmals im fünfstelligen Bereich und werden in der Regel nicht von der Krankenversicherung übernommen. Um finanzielle Schäden zu vermeiden, empfiehlt sich der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung oder einer internationalen Krankenversicherung.

Diese sichert Sie sowohl beim Eintritt eines Unfalls als auch bei einer Erkrankung ab. Eine solche Versicherung sollte jene Behandlungskosten abdecken können, welche im Aufenthaltsland üblich sind. So sind die Kosten für medizinische Behandlungen in manchen Ländern höher als in anderen. Falls Sie auf Nummer sicher gehen wollen, entscheiden Sie sich für eine Versicherung mit unbegrenzter Kostendeckungssumme.

Sozialversicherungen

Arbeitnehmende sind dort beitragspflichtig, wo sie physisch arbeiten, und nicht dort, wo sie angestellt sind. Um während des temporären Auslandsaufenthalts weiterhin im Deutschen Sozialversicherungssystem zu bleiben, muss beim Bundesamt für Sozialversicherungen ein Antrag gestellt werden. Verbringt man mehr als 25 Prozent der Zeit im EU-Raum, geht die Deckung in Deutschland verloren, außer man ist selbständig.

Steuern

Arbeitsaufenthalte, welche eine Dauer von vier Wochen nicht überschreiten, unterliegen im Regelfall den steuerlichen Pflichten des Heimatlandes. Kritisch wird es erst, wenn Arbeitnehmer oder Selbstständige den überwiegenden Teil des Jahres (über 183 Tage) im Ausland verbringen. Dann liegt der Lebensmittelpunkt nicht mehr in Deutschland, sondern dort, wo die Person arbeitet.

Somit wird der Betroffene voraussichtlich auch im Aufenthaltsland steuer- und sozialversicherungspflichtig. Zwischen manchen Ländern bestehen Doppelsteuerabkommen. Diese bewirken, dass Steuerpflichtige nur in einem Land Abgaben leisten müssen. Das wirkt sich vorteilhaft auf jene Personen aus, die ihre Arbeitsleistung im Ausland erbringen, aber ihren Unternehmensstandort oder ihren Wohnort im Heimatland besitzen.

Rente

Das Thema Altersvorsorge ist für Digital Nomads genauso relevant wie für Arbeitnehmer mit Arbeitsplatz im Inland. Bei der Frage nach dem Rentenanspruch kommt es darauf an, in welchem Land Sozialversicherungsbeiträge gezahlt werden. Inländische Arbeitnehmer, die nur teilweise im EU-Ausland, im Europäischen Wirtschaftsraum oder in der Schweiz arbeiten, bleiben in Deutschland sozialversichert.

Für diesen Zweck ist eine sogenannte „A1-Bescheinigung“ notwendig, welche der Arbeitgeber beim Sozialversicherungsträger des Heimatlandes anfordern muss. Daneben unterhält Deutschland mit vielen anderen Staaten, wie zum Beispiel Australien, ein eigenes Sozialversicherungsabkommen, welches die Sozialversicherungspflichten von entsandten Arbeitnehmern regelt. Wird ein Angestellter allerdings in ein Land geschickt, das weder dem Europarecht noch einem bilateralen Sozialversicherungsabkommen unterliegt, können doppelte Sozial- und Rentenversicherungsbeiträge anfallen.

Das Thema Rente ist auch für Digital Nomads wichtig. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Anders als bei Angestellten verhält sich das Thema Rente bei Selbstständigen im Ausland. Sie sind in Deutschland grundsätzlich nicht sozialversicherungspflichtig und müssen ihre Altersvorsorge selbst organisieren. Für deutsche Staatsbürger und EU-Bürger besteht unter gewissen Umständen die Option, freiwillig Beiträge in die deutsche Rentenversicherung einzuzahlen.

Auf diese Weise können Freelancer auch aus dem Ausland einen Rentenversicherungsanspruch in Deutschland aufbauen. Alternativ dazu gibt es private Rentenversicherungen, Lebensversicherungen oder vergleichbare Versicherungsleistungen. Daneben sind auch passive Einkommen aus Aktien, Immobilien oder anderen Anlageformen für die Finanzierung des Ruhestandes denkbar.

Reiseversicherung

Empfehlenswert ist zudem eine klassische Reiseversicherung. Diese deckt Annullierungskosten ab, Diebstahl von Gepäck und teilweise auch Rettungs- und Rückführungskosten nach Deutschland im Falle einer schweren Krankheit oder eines Unfalls.

Es entstehen neue Herausforderungen

Digitale Nomaden müssen allerdings auch einige Herausforderungen meistern. Dazu gehört beispielsweise die Konzentration auf die Arbeit, wenn sie in einem lauten oder ungewohnten Umfeld tätig sind. Das Fehlen einer festen Struktur kann auch dazu führen, dass Organisation und Planung unzureichend sind. Digitale Nomaden haben oft Schwierigkeiten, regelmäßige Arbeitszeiten einzuhalten und müssen mehr Arbeit leisten, um ihre Arbeitsergebnisse zu erzielen. Außerdem kann es passieren, dass wegen der Zeitverschiebung mitten in der Nacht gearbeitet werden muss.

Das marktEINBLICKE-Fazit:

Um als Digitaler Nomade erfolgreich zu sein, braucht es nicht viel. Das bisschen jedoch sollte aber sitzen und gut recherchiert sein. Neben den ganzen steuerlichen, bürokratischen oder beruflichen Herausforderungen und Anforderungen, müssen Sie selbst Eigendisziplin an den Tag legen. Sie müssen in der Lage sein, sich selbst zu organisieren, den Tag richtig zu planen, Deadlines einzuhalten, gute Qualität abzuliefern und sich nicht im Urlaubsmodus zu verlieren. Denn das kann schneller passieren, als Sie denken.

Für wen sind Palmen, Strand und Meer nicht verlockender als sich bei 30 °C verschwitzt an den Laptop zu setzen? Eigenorganisation und Selbstdisziplin sind für Digitale Nomaden ein Muss. Sonst ist es schnell aus mit der Unabhängigkeit.