Wow, was für ein Schachzug. Da der Klinikbetreiber Rhön-Klinikum (WKN 704230) nicht komplett übernommen werden konnte, hat sich der Gesundheitskonzern Fresenius (WKN 578560) über seine Krankenhaustochter Helios einfach die Mehrzahl der Kliniken gesichert. Damit kommt Fresenius bzw. Helios seinem vor über einem Jahr erstmalig formulierten Übernahme- und Wachstumsplan sehr nahe. Für die Aktie des Gesundheitskonzerns dürfte das durchaus positiv sein. Rhön-Klinikum steht aufgrund der Schrumpfung vor radikalen Veränderungen, die sich auch auf die Aktie auswirken könnten.
Konkret übernimmt Helios von Rhön-Klinikum 43 Kliniken mit rund 11.800 Betten sowie 15 Medizinische Versorgungszentren. Diese Einrichtungen werden im Geschäftsjahr 2013 voraussichtlich einen Umsatz von rund 2 Mrd. Euro und einen EBITDA von rund 250 Mio. Euro erzielen. Helios katapultiert sich damit in eine ganz andere Umsatzliga und wird der größte private Klinikbetreiber Europas. Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg sowie die Kliniken Bad Neustadt mit der Rhön-Klinikum-Hauptverwaltung, Bad Berka und Frankfurt/Oder verbleiben bei Rhön-Klinikum.
Neben dem Erwerb der Kliniken wird Fresenius Helios mit Rhön-Klinikum eine Netzwerkvereinbarung für die dort verbleibenden Kliniken abschließen. Diese sieht vor, dass die Einrichtungen Teil eines Netzwerkes werden, das flächendeckend allen Menschen in Deutschland neue Versorgungsangebote unterbreiten kann. Dieses Netzwerk ist offen gestaltet: ihm können sich künftig auch öffentliche, frei-gemeinnützige und andere private Krankenhausträger anschließen.
Alles in allem erhofft sich Helios durch die Kauf Kostenvorteile, v.a. im Einkauf. Diese sollen eine Verbesserung der EBIT-Marge von Fresenius Helios von 1 bis 2 Prozent ermöglichen. Mittelfristig erwartet Fresenius Helios, dass das neue Klinikportfolio eine Verbesserung der EBIT-Marge in die obere Hälfte der Spanne von 12 bis 15 Prozent, gemäß des HELIOS Krankenhausentwicklungsplans, erreichen wird.
Der Kaufpreis beläuft sich auf 3,07 Mrd. Euro und wird ausschließlich über Fremdkapital finanziert. Fresenius übernimmt im Rahmen der Transaktion keine Finanzverbindlichkeiten von Rhön-Klinikum. Fresenius erwartet, dass sich die Transaktion ohne Berücksichtigung von Einmalaufwendungen in Höhe von rund 80 Mio. Euro vor Steuern bereits im ersten vollen Jahr nach ihrem Abschluss positiv auf das Ergebnis je Aktie auswirken wird. Ab dem zweiten Jahr soll sie unter Berücksichtigung von Einmalaufwendungen deutlich positiv zum Ergebnis je Aktie beitragen. Der Erwerb steht unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe sowie im Einzelfall der Zustimmung vormaliger kommunaler Träger bzw. gegenwärtiger Minderheitsgesellschafter. Der Abschluss des überwiegenden Teils der Transaktion wird Ende 2013 erwartet.
Für den Kurs der Fresenius-Aktie dürfte die heute bekannt gewordene Übernahme einen deutlichen Schub nach vorne auslösen. Damit kann die Aktie dann auch wieder zu ihrem bisherigen Aufwärtstrend zurückkehren und Kurse im dreistelligen Bereich ins Visier nehmen. Für Rhön-Klinikum stellt der heutige Kurssprung in Folge des Geldsegens das voraussichtliche Ende der Fahnenstange dar. Man darf davon ausgehen, dass Rhön-Klinikum einen Teil des Geldes in die Qualität seiner verbliebenen Standorte stecken wird, den Rest aber wohl unter seinen Aktionären verteilen wird. Negative Auswirkungen auf den Aktienkurs sind dabei nicht ausgeschlossen. Sollte der Kurs mittelfristig so erheblich unter Druck geraten, könnte sogar der Abstieg vom MDAX in den SDAX drohen.
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Bildquelle: Pressefoto Fresenius SE & Co. KGaA