Onkel Sam und das Land der Mitte

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Zwischen den USA und China droht ein Handelskrieg. Beide Länder konkurrieren auf höchster Ebene miteinander. Was bedeutet dies für die Weltwirtschaft und Börsen?

Ein Vergleich zeigt, dass das „Land der Mitte“ größer ist als „Onkel Sam“, auch wenn Präsident Trump dies sicherlich anders sieht…

Von der Landmasse her sind China und die USA fast gleich groß mit jeweils rund 9,4 Millionen Quadratkilometern und teilen sich damit den dritten Platz im globalen Vergleich nach Russland und Kanada. Gemessen an der Bevölkerung liegt China mit 1,4 Milliarden an der Weltspitze und ist mehr als das Vierfache der USA, die mit 326 Millionen nach Indien auf den dritten Platz kommt.

Galt China noch vor 40 Jahren als Schwellenland, so ist seine Wirtschaft inzwischen gemessen an der Kaufkraft die Nummer eins in der Welt! Geht man jedoch vom Bruttoinlandsprodukt aus, so liegt Amerika weiterhin an der Spitze vor China und macht rund 31 Prozent vom „Weltkuchen“ aus. Eine andere Zahl ist ebenfalls beeindruckend: Die Vereinigten Staaten von Amerika und China stellen zusammen die Hälfte der Weltwirtschaft dar. Nimmt man die Europäische Union hinzu, so kommt man auf beachtliche 80 Prozent!

Diese Zahlen machen klar, was für einen Einfluss ein Handelskrieg zwischen den USA und China auf die Weltwirtschaft hat. Donald Trump spielt hier mit dem Feuer und unterschätzt die Geduld und das Durchhaltevermögen von China. Amerikaner sind keinesfalls so geduldig und leidensfähig, wenn Schutzzölle zu deutlichen Preissteigerungen fuhren und Absatzmärkte für Produkte aus Amerika – besonders auf dem Agrarsektor – schrumpfen. Schauen wir in diesem Zusammenhang einmal auf die Aktienmärkte:

Die Wall Street hat im Spätsommer mit neuen Rekordhöhen geglänzt. Die aktuelle Börsen-Hausse ist mit über neuneinhalb Jahren Dauer inzwischen die längste in der amerikanischen Geschichte. Ein Handelskrieg könnte das Ende dieses Höhenflugs bedeuten. Die chinesische Börse befindet sich bereits in einer Baisse mit einem Minus von über 25Prozent seit Januar 2018. Dies ist ein klares Warnsignal.

Der Welthandel würde durch einen Handelskrieg entscheidend aus dem Gleichgewicht kommen und damit das globale Wachstum gefährden und somit die Unternehmensgewinne beeinträchtigen, was zu Kurzverlusten führt. Wird der Handelskrieg vermieden, so kann der Dow Jones noch in den kommenden Monaten die 28.000 Marke erreichen und auch der deutsche DAX auf ein neues Rekordhoch von 14.000 steigen. Die chinesische Börse wäre dann ebenfalls wieder ein klarer Kauf.

Fazit. Die Lösung heißt: kein Handelskrieg sondern miteinander verhandeln zum Wohle aller. Die entscheidende Frage ist hier: Kann Trump sein Ego überwinden?

Heiko ThiemeEin Beitrag von Heiko Thieme
Heiko Thieme ist über 45 Jahre im internationalen Anlagegeschäft tätig und schrieb 16 Jahre als freier Kolumnist für die FAZ. Seit dem Jahr 1979 gibt es seine Marktanalysen und Einschätzungen sowie die älteste deutsche Börsenhotline. Heiko Thieme ist über zwei Portale für Anleger zu erreichen: www.heiko-thieme.club und www.heiko-thieme.com

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