Warum neu nicht immer besser ist!

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Der Dow Jones Industrial Average gilt dank seiner mittlerweile 124 Jahre währenden Historie als Dinosaurier unter den Börsenbarometern. Das ist nur in Teilen liebevoll gemeint, denn wenig zeitgemäß wirkt auch die Zusammensetzung der US-amerikanischen Blue Chips. Immerhin, Apple und Microsoft sind drin, aber amazon.com oder Facebook, Alphabet oder Tesla? Fehlanzeige! Stattdessen kann sich der Ölkonzern Exxon Mobil über 92 Jahre Mitgliedschaft im Dow Jones freuen. Allerdings nur noch bis Montag, denn der Oldie muss seinen Altersruhesitz im US-Leitindex räumen. Der Nachrücker kommt aus der Tech-Branche und hat gerade (konkret: am Mittwoch) einen rekordverdächtigen Tagesgewinn von 26% über die Ziellinie gebracht. Kurstreiber war dabei nicht allein der Aufstieg in die erste Börsenliga, sondern vor allem das überragende Zahlenwerk, das eines der stärksten Quartalsergebnisse der Unternehmensgeschichte auswies. Wobei der besagte Aufstieg wiederum einen ganz anderen Grund hatte:

Auf dass Gewicht kommt es an

Den Ritterschlag verdanken Salesforce nämlich, wenn man so will, dem Aktiensplit von Apple. Der Kultkonzern aus Cupertino hat bekanntlich seinen Aktienkurs geviertelt und aus einem Anteilschein vier gemacht. Und wenn Sie sich jetzt gerade fragen: „Moment, war das nicht Tesla, aus eins mach fünf?“, dann kann ich Sie beruhigen. Ja, Tesla hat ebenfalls einen Aktiensplit durchgeführt, wobei zu einer Tesla-Aktie vier neue hinzukamen, bei Apple sind es aber tatsächlich drei neue Papiere, die jeder Aktionär pro Apfel-Aktie ins Depot gebucht bekam. Damit sinkt der Preis auf rund 125 US-Dollar, aber auch die Gewichtung im Dow Jones. Der ist bekanntlich preisgewichtet, was das Gewicht deutlich reduziert. Betrug der Anteil zuvor rund 12%, sind es nach dem Split noch rund 3%. Damit wird der Dow Jones zwar weniger abhängig von Kursschwankungen bei Apple, hat aber in Sachen Top-Titel bzw. Trend-Sektoren noch weniger zu bieten. Die Lösung:

Neue Besen

Im Index wird ausgemistet. Neben Exxon Mobil fliegen auch Pfizer und Raytheon Technologies (wer die nicht kennt: ein Rüstungskonzern) aus dem Index. Aufgefüllt wird jedoch immer noch nicht mit amazon.com oder Tesla. Nachrücker sind vielmehr das Biotech-Unternehmen Amgen und der Mischkonzern Honeywell. Warum? Darum! Über die Aufnahme in den Index entscheidet schließlich ein Komitee, bestehend aus Herausgeber und Redaktion des „Wall Street Journal“, und nicht etwa Kennzahlen wie Marktkapitalisierung und/oder Handelsumsatz. Diese (Kritikern zufolge willkürliche) Zusammenstellung des Index ist die größte „Schwachstelle“ im Börsenbarometer, das damit eben nicht die Kursentwicklung der 30 stärksten US-Unternehmen widerspiegelt, sondern „nur“ der 30…nun ja, so genau lässt sich das nicht bestimmen. Insofern muss abgewartet werden, wie sich der Dow Jones in der neuen Zusammensetzung schlägt – und ob neu diesmal auch besser ist. So. War sonst noch etwas? Ach, Sie vermissen die Chartanalyse auf den Dax? Bitte sehr:

So einfach kann Börse sein!

Dessen Kursverlauf ist schnell zusammengefasst, denn auch wenn der erneute Sprung über die 13.000er-Barriere glückte und die Notierungen den gestrigen Rücksetzer souverän parierten, ging es letztlich nicht über den Bremsbereich bei 13.200 Zählern hinaus. Bei 13.222 Punkten – immerhin dem höchsten Stand seit dem 24. Februar – war in dieser letzten vollständigen Augustwoche erst einmal Schluss. Damit sind die Aufgaben schnell umrissen: Für einen Angriff auf das Rekordhoch müsste es erst über 13.200 und anschließend auch über die 13.500er-Hürde gehen. Auf der Unterseite steht dagegen die Verteidigung der 13.000er-Schwelle auf dem Programm, bevor es um die Haltebereiche bei 12.800 und 12.500/12.400 aka die Volumenspitze mit dem meisten Volumen seit dem Finanzkrisentief 2009 gehen würde. Ja, so einfach kann Börse manchmal sein!

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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