Gamestop: Bärendienst für die Aktienkultur

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Wenn die Themen Aktien und Börse in den breiten Medien Deutschlands, dem Land der Aktienmuffel, angekommen sind, heißt es aufmerksam zu sein. Derzeit sorgt #Wallstreetbets, ein Forum auf Reddit, für Furore. Nicht unbedingt zum Wohle der Aktienkultur. Viel schlimmer ist jedoch, wie manche Broker und vor allem die Öffentlichkeit reagieren.

David gegen Goliath

Durch die Masse der Kleinanleger werden seit Tagen via #Wallstreetbets Short-Kandidaten in ungehahnte Höhen gehypt. Mit Gamestop (WKN: A0HGDX / ISIN: US36467W1099) traf es dabei auch eine Aktie, die zuvor von Hedge Funds geshortet worden war. In der Folge gerieten diese heftig unter Druck und mussten reagieren. Der Kampf kleiner Privatanleger gegen die übermächten Hedge Funds ging einmal für den Underdog aus. Soweit, so klischeehaft.

Der Schaden ist da

Für tausende von privaten Zockern (etwas anderes ist das nicht mehr) waren die letzten Tage ein echtes Eldorado. Endlich einmal “von den großen Geld abziehen” und gierig vom Reichtum träumen. Wie lange das Spiel gut geht? Keiner weiß es. Mit Sicherheit ist nur klar: Am Ende wird es Verlierer geben und diese werden nicht nur die Hedge Funds sein. Denn:

Wetten vs. Investieren

So aufregend und spannend das Wetten auf steigende Kurse auch ist. Über die Zeit pendeln sich auch solche Zockerwerte wie Gamestop bei einem tatsächlich fairen Wert ein. Und dieser liegt mit Sicherheit wahrscheinlich deutlich unter dem aktuellen Kursniveau und eher im zwei- als im dreistelligen Bereich. Um eine tatsächlich faire Bewertung soll es in diesem Beitrag nicht gehen, dazu erscheint uns das Unternehmen zu wenig spannend.

Es geht um die Frage “Was will ich mit meinem Aktieninvestment erreichen?”: Langfristigen Vermögensaufbau oder kurzfristigen Wetterfolg? Den Wetterfolg kann ich bei Sportwetten oder im Spielcasino erzielen, an der Börse hat er nur für wenige Marktteilnehmer tatsächlich Bedeutung. Anders geht das auch garnicht, denn:

Börsen sind Marktplätze

Eine Börse ist nichts anderes als ein Marktplatz für Unternehmensbeteiligungen. Deren Preise bilden sich durch Millionen Käufe und Verkäufe jeden Tag von neuem. Dahinter stehen Firmengebäude, Geschäftsideen, Menschen. Mit Casino hat das alles nichts zu tun. Dazu können Börsen aber mißbraucht werden und das gilt es zu bekämpfen.

Zu den gefährlichsten Akteuren in diesem Bereich gehören die Billigbroker. Mit niedrigsten Kampfpreisen werden Neu-Börsianer angelockt. Doch anstatt die günstigen Konditionen für den langfristigen Vermögensaufbau zu nutzen, wird eher auf kurzes Wetten/Spekulieren/Zocken (Es darf sich jeder den Lieblingsbegriff aussuchen) gesetzt.

Billigbroker und die Börsenwetten

Die Krone auf dieses Verhalten setzte Discounter-Branchenführer Trade Republic auf, als sie den Kauf von einigen Aktien, darunter Gamestop, kurzer Hand nicht mehr möglich machte. Angeblich zum Schutz der Anleger… aber was ist das für ein Broker, der seiner einzigen Funktion, den Handel mit Aktien zu ermöglichen, nicht mehr nachkommt?

Bild: Der passende Broker ist wichtig. Bildquelle: Powerphotos – 544835620 / Shutterstock.com

Mit dieser Aktion (in den USA war auch das Pendant Robinhood beteiligt) wollte man nur sein eigenes Geschäftsmodell schützen – getreu dem Motto: Die Party ist gelaufen, der Spaß vorbei, die Scherben aufsammeln soll jemand anderes. Doch so funktioniert Börse nicht. Es wird immer(!) auch Verlierer an der Börse geben. Je schneller ein Privatanleger damit konfrontiert wird, umso schneller lernt er vielleicht den tatsächlichen Sinn hinter der Geldanlage mit Aktien zu verstehen.

Die breite Masse in Deutschland an die Aktienanlage heranzuführen, ist bleibt eine Herausforderung. Noch immer legen die meisten Deutschen ihr Geld lieber auf Girokonten und nahezu zinslosen Sparbüchern an, als die Aktienanlage zu nutzen. Wer stärker auf Aktien und Aktienfonds setzt, erzielt langfristig höhere Erträge und kann damit leichter Ersparnisse aufbauen und für das Alter vorsorgen.

Langfristig ist die Aktie Trumpf

Dazu ist es wichtig zu wissen: Erst über längere Zeiträume hinweg werden Verluste unwahrscheinlicher – deshalb ist eine langfristige Perspektive bei der Aktienanlage so wichtig. Je länger der Anlagezeitraum ist, desto geringer sind die Ausschläge nach unten – deshalb ist es so wichtig, sich über den Anlagehorizont bewusst zu werden. Ebenso sollten Anleger auch einen weiteren Umstand beherzigen:

Durchgehend investiert zu bleiben zahlt sich aus. Das ewig zocken und rein/raus in den Markt nicht. Lassen wir uns nicht von Emotionen leiten. Der Glaube, cleverer zu sein als der Markt, um nur die guten Zeiten zu erwischen, kann oft teuer bezahlt werden. Warum?

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Unsere Antwort ist einfach: Kurseinbrüche sind schwer vorherzusagen und nach einer Abwärtsphase folgt häufig ebenso unvermittelt ein steiler Kursanstieg. Wenn man dann diese wichtigen Tage der Erholung verpasst, wirkt sich das auf die Gesamtrendite häufig negativer aus, als die gesamten Schwankungen mitzumachen.

Investieren und Vermögen bilden

Nutzen wir also die deutlich gesunkenden Transaktionsaktionskosten dank des Wettbewerbs unter den Brokern für das einzig sinnvolle: Den Vermögensaufbau mit Aktien. Dank niedriger Gebühren sind heutzutage bereits kleine Beiträge in Aktien anlegbar.So kann man sich sukzessive ein großes Depot zusammensparen.

Wer noch auf der Suche einem passenden Depot ist, sollte einmal einen Depot-Vergleich machen. Dann macht die Geldanlage mit Aktien auch trotz der Widrigkeiten Spaß.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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