Eigener Weinkeller – Der richtige Platz für edle Tropfen

Bildquelle: iStock / IL21

Wer leidenschaftlich gerne Wein trinkt, kommt nicht darum herum, sich ein eigenes Weinlager einzurichten. Denn gute Weine müssen über Jahre reifen, bis sie die richtige Trinkreife erreicht haben, dann sind sie im Handel meistens aber nicht mehr zu kaufen. Der Weinliebhaber oder Weinsammler kauft die hochwertigen Weine daher solange sie noch jung sind und lagert sie unter den richtigen Bedingungen bis sie trinkreif sind. Wer seine Leidenschaft für Wein entdeckt hat und Weine für sich selbst oder als Kapitalanlage lagern will, muss einen geeigneten Platz für seine Kostbarkeiten in Flaschen schaffen. Denn Wein trinken ist ein Genuss – im eigenen Zuhause ganz besonders.

Wein ist anspruchsvoll

Wer mit dem Gedanken spielt, sich einen Weinvorrat daheim zuzulegen, steht vor der ersten Frage: Wohin mit den Flaschen? Denn damit sich Weine möglichst optimal entwickeln können, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein, wobei vor allem das Klima die entscheidende Rolle spielt. Wein durchläuft beim Altern verschiedene Prozesse und verändert dadurch. Es müssen also optimale Voraussetzungen geschaffen werden, damit sich der Wein und entsprechend sein Potential entwickeln kann.

Damit sich der Wein gut entfalten kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Bildquelle: iStock / porpeller

Voraussetzungen für die Weinlagerung

Stehend oder liegend

Weinflaschen, die mit einem Korken verschlossen sind, müssen liegend gelagert werden, um ein Austrocknen des Korkens zu vermeiden. Für Flaschen, die mit Schraubverschlüssen oder Glasverschlüssen verschlossen wurden, trifft das nicht zu, diese können auch stehend gelagert werden.

Luftfeuchtigkeit

Die Luftfeuchtigkeit im Raum wirkt sich auf die Korken aus. Bei zu trockener Luft trocknen die Korken aus, schrumpfen und lassen Sauerstoff in die Flasche. Bei zu feuchter Luft entsteht Schimmel, der den Geschmack des Weins beeinträchtigen kann. Die ideale Luftfeuchtigkeit für die Lagerung von Weinflaschen liegt in einem Bereich einer Luftfeuchtigkeit von 50 bis 80 Prozent.

Licht

Die Einwirkung von Licht nimmt Einfluss auf den Reifeprozess des Weins, weshalb dieser immer im Dunkeln gelagert werden sollte. Besonders die UV-Strahlen des Sonnenlichts verursachen unerwünschte chemische Reaktionen und beschleunigen den Reifeprozess. Man spricht vom sogenannten Lichtgeschmack des Weins, bei dem Rotweine ausbleichen und Weißweine goldgelb werden.

Temperatur

Die vorherrschende Temperatur beeinflusst den Reifeprozess von Wein. Ist es zu warm, reift der Wein zu schnell, ist es zu kalt, reift er zu langsam. Die optimale Temperatur zum Lagern beträgt 10-12 Grad Celcius. Die Temperatur sollte keinesfalls unter 7 Grad und nicht über 18 Grad Celcius liegen. Wichtig ist es außerdem, dass der lagernde Wein keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Denn diese dehnen den Wein aus und ziehen ihn wieder zusammen, was Einfluss auf seine organische Vitalität nimmt.

Belüftung

Weine können über die Korken Gerüche aus der Umgebung aufnehmen und deren Geschmack annehmen. Deshalb sollte die Lagerung fernab von Gegenständen oder Lebensmitteln stattfinden, die intensive Gerüche verbreiten. Am besten für Wein ist eine natürliche Belüftung.



Den perfekten Weinkeller planen

Die Errichtung eines Weinkellers beginnt mit der Planung. Handelt es sich um einen Hausneubau, so kann der Keller idealerweise von vornherein mit eingeplant werden, was den meisten Spielraum ermöglicht. Aber auch nachträglich kann ein Weinkeller in einen vorhandenen Garten eingebaut werden, ein Kellerraum ergänzt werden oder ein Teil des Kellers in einer Kellersanierung zum Weinkeller umgerüstet werden. Dazu gibt es bestimmte Anbieter, die die Planung und die Umsetzung komplett übernehmen und verschiedene Systeme im Programm haben. Wer keinen Keller besitzt, hat immer noch die Möglichkeit, einen Raum zum Weinraum umzufunktionieren oder nur einen Teil des Raums für die Lagerung von Weinflaschen zu nutzen. Hier gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, eine Trockenbauwand einzuziehen, damit der Raum dunkel und kühl bleibt. 

Ein Weinkeller eignet sich hervorragend, um viele Flaschen Wein zu lagern. Bildquelle: AdobeStock / Milan

Gewölbekeller – Erdkeller oder Nachbau

Natürliche Keller sind der ideale Ort zur Lagerung von Wein. Hier herrscht Dunkelheit, es gibt keine Temperaturschwankungen und keine Erschütterungen. Außerdem sind eine natürliche Belüftung und eine konstante Luftfeuchtigkeit gegeben. In alten Häusern gibt es manchmal noch alte Gewölbekeller, die sich eventuell hervorragend für die Weinlagerung eignen.

Wer möchte, kann sich so einen Gewölbekeller aber auch in einem neuen Haus von einem Fachmann einbauen lassen, zum Beispiel einen Ziegelgewölbekeller unter der Erde, bestehend aus modularen Ziegelelementen, oder aus naturbelassenem Sandstein. Die Umsetzung beginnt mit einem Rohbau, der durch einen Bauunternehmer oder einen Gartenbaubetrieb erstellt wird, danach erfolgt der Innenausbau zu einem Keller nach individuellen Wünschen. Boden, Weinregale und Beleuchtung können so gewählt werden, dass ein stilvoller Ort zur Lagerung und Verkostung entsteht – mit einer einzigartigen Atmosphäre.

Weinkeller und Weinraum stilvoll einrichten

Wer keinen Gewölbekeller hat oder bauen möchte, kann sich einen Kellerraum oder einen Raum im Wohnbereich als Weinkeller einrichten. Hierzu müssen alle Möglichkeiten gecheckt werden, zuerst der finanzielle Rahmen.

Als zweiten Punkt der Planung erfolgt die Auswahl des Stils des Weinkellers. Hier reicht das Spektrum vom klassischen Stil, über den modernen, den skandinavischen, den industriellen oder den individuellen Stil. Als Materialien kommen Holz, Stein, Metall oder Acryl zum Einsatz, wobei die Kombinationen vielfältig sind.

Ist der Stil gewählt, muss geplant werden, was alles gelagert werden soll und in welcher Menge, dazu gehören Weinflaschen, Weinfässer und Magnumflaschen. Es gibt fertige Weinlagerungssysteme von Fachprofis zur Auswahl, die auf den individuellen Raumbedarf planbar sind. So können nahezu jeder Wunsch und jeder Geschmack in den eigenen vier Wänden umgesetzt werden.

Wer auf moderne Technik steht, hat die Möglichkeit, alle Sinne anzusprechen. Eine moderne Weinlounge mit viel Atmosphäre entsteht durch ein eingebautes Soundsystem und indirekt beleuchtete Weinregale.

Vom Profi kann der eigene Weinkeller auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden. Bildquelle: www.dein-Weinkeller.de

Verkostung darf nicht fehlen

Wer viel Platz hat, kann bei der Einrichtung des Weinkellers eine Verkostungszone zum Verkosten der Weine mit einplanen. Das kann in Form einer Theke, einem Tisch oder einer Sitzecke sein und sollte zum Stil des Raums passen. In einem rustikalen Naturkeller aus Naturmaterialien in Verbindung mit viel Holz machen sich hierzu alte Weinfässer sehr gut. Zu einem modern eingerichteten Weinkeller passt eher eine moderne Theke oder ein Stehtisch mit Barstühlen. In jedem Fall wertet ein Verkostungsbereich den Raum auf.

An die Verkostung sollte auch gedacht werden. Bildquelle: Weinregal-Profi

Weinregale als alternative Lagermöglichkeit

Für Weinliebhaber, die weder einen Keller noch genug Platz für die Einrichtung eines Weinraums zur Verfügung haben, gibt es platzsparende Lösungen, die an beliebigen Orten aufgestellt werden können. Weinregale können an jeder freien Wand platziert werden. Ist keine freie Wand vorhanden, finden Regale zum Beispiel auch unter einem Treppenabsatz Platz. Bei der Lagerung in Weinregalen können nicht alle Lagerbedingungen für Wein erfüllt werden, aber es muss zumindest darauf geachtet werden, dass die Flaschen keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt sind.

Weinregale können auch außerhalb eines Weinkellers platziert werden. Bildquelle: Weinregal-Profi

Am flexibelsten sind Weinkühlschränke

Eine platzsparende und gleichzeitig effektive Lösung bieten Weinkühlschränke, die überall aufgestellt werden können, wo es Strom gibt. Sie eignen sich besonders für die lange Lagerung und Reifung hochwertiger Weine. Es gibt viele Modelle mit den unterschiedlichsten Funktionen, aber im Prinzip unterscheidet man zwischen Weinklimaschränken und Weintemperierschränken, außerdem zwischen Einzonen- und Mehrzonen-Kühlgeräten. Bei Einzonengeräten kann man eine Temperatur zur Lagerung einstellen, bei Zwei- oder Mehrzonengeräten kann man zwei oder mehrere Temperaturzonen gleichzeitig einstellen – für Rotwein und Weißwein getrennt voneinander. Weintemperierschränke, wie man sie oft in Vinotheken sieht, sind Kühlgeräte, die vorwiegend dazu da sind, Weine auf die richtigen Serviertemperatur zu kühlen. Wer sich mit dem Thema Weinkühlschränke befasst, sollte die jeweiligen Funktionen vergleichen. Es gibt Geräte in einer riesigen Preisspanne von einigen hundert Euro bis zu 30.000 Euro für die Luxusversion.

Weinkühlschränke sind flexibel und können überall aufgestellt werden. Bildquelle: iStock / si-f

Und zu guter Letzt: Die Kellerliste – denn Ordnung muss sein

Ist der Weinkeller einmal fertiggestellt, sind die Weinflaschen sortiert und eingeräumt, bleibt noch das Problem des Wiederfindens. Je mehr Flaschen gelagert werden, desto unübersichtlicher wird es und desto schwieriger ist das Wiederfinden. Der gezielte Griff zu einem Wein, und der Überblick über die gelagerten Weine überhaupt, kann nur gelingen, wenn die Lagerbestände sorgfältig notiert werden.

Das geschieht mithilfe einer sogenannten Kellerliste, in der der Name, das Weingut, der Jahrgang und der Preis aufgelistet werden. Verwaltung ist immer etwas Mühsames, aber wer verfügt schon über ein so gutes Gedächtnis, um sich alle Daten über Jahre zu merken? Da ist es doch besser, sich eine Excel-Tabelle anzulegen oder auf eine dafür programmierte Software zurückzugreifen. Wichtig ist dabei wie bei so Vielem die Konsequenz: Neuzugänge und Abgänge müssen laufend aktualisiert werden – sonst bringt alle Mühe nichts.



Die Phasen der Weinentwicklung

Ein Wein entwickelt sich beim Altern. Dabei spielen Tannine, die pflanzlichen Gerbstoffe, und Fruchtsäuren eine Rolle. Je mehr dieser Bestandteile im Wein vorhanden sind, desto mehr Potenzial zum Reifen hat ein Wein. Mit der Zeit verliert Wein durch das Einwirken von Sauerstoff an Fruchtaroma und Geschmack, nimmt aber an Komplexität und Tiefe zu. Große Weine können über Jahrzehnte gelagert werden, weniger große Weine nur einige Jahre. Sie verlieren mit der Zeit an Kraft und Aromenspektrum und werden leer und ausdruckslos.

In der Genussphase zeigt der Wein, was in ihm steckt. Bildquelle: iStock / andresr

Fruchtphase:

Ist der Wein noch jung, spricht man von der Primärfruchtphase. Hier dominieren die „hellen“ Aromen: frische Früchte, leicht florale Noten und zarte Kräuteraromen.

Reduktionsphase:

Hier verliert der Wein seine Primäraromen. Säure und Tannine dominieren nun und der Wein wirkt unharmonisch, weshalb er während dieser Phase nicht getrunken werden sollte.

Genussphase:

In dieser Phase hat der Wein sein Aromenspektrum ausgebildet. Die leichten frischen Aromen aus der Primärfruchtphase sind verschwunden und komplexe Sekundäraromen haben sich gebildet. Typische Sekundäraromen können erdige, mine­ra­li­sche oder bal­sa­mi­sche Geschmacknoten sein. Der Wein besitzt nur mehr Tiefgang und „dunklere“ Aromen. Hier zeigt sich, was in einem Wein wirklich steckt.

Oxidationsphase:

Am Ende der Genussphase folgt die Oxidationsphase, in der ein Wein optisch noch gut aussieht, aber durch das Dominieren von säuerlich-bitteren Aromen nicht mehr genießbar ist.



Bildquelle: iStock / IL21