Fiat, Opel, Chrysler – wenn einer fällt, dann schreit er

Ja, ich gebe zu die Umformung des alten Kinderreims ist etwas holprig… aber irgendwie ist es doch treffend. Über Fiat und Chrysler hatte ich ja bereits im Januar vieles gesagt. Und trotz Gläubigerschutzantrag von Chrysler bleibt es für Fiat eine große Chance. Leiden werden die US-Produktionsstätten, denn da wird vieles nicht mehr gebraucht werden. Ansonsten wird Chrysler durch Staatsgelder natürlich sehr viel lukrativer gemacht, als es der Konzern eigentlich ist. Teil Eins der Fiat-Story scheint also halbwegs Sinn zu machen.

Interessanter ist da schon Teil Zwei: die Diskussion um Fiats Einstieg bei Opel. Zunächst einmal finde ich es erstaunlich, dass der Fiat-Chef vor allem Gespräche mit dem deutschen Wirtschaftsminister und dem Außenminister führt. Ich hoffe er weiß, dass die Eigentümer in Detroit sitzen… und da kommen wir zum Knackpunkt des Ganzen. Klar wenns um die Staatshilfen geht, ist die Bundesregierung erstmal gefragt, aber wenn sich General Motors auch nur halbwegs lebendig aus dieser Krise retten will, wäre der Konzern bescheuert, wenn er seine einzige Trumpfkarte (das Technologiepotential von Opel) verkaufen würde. Noch dazu an seinen dann ärgsten Wettbewerber.

Dieses ganze Getue um eine Opel-Rettung halte ich für reichlich viel Politfolklore. Auch ein Einstieg von Magna unter russischer Beteiligung ist gut und schön, aber auch diese Variante macht für GM keinen Sinn. Sinn macht ein Verkauf von Opel nur, wenn GM abgewickelt werden soll. Nur ob sich die Amerikaner wirklich von ihrem noch größten Autobauer verabschieden (wollen)? Die Idee von Fiat-Chef Sergio Marchionne einen neuen Automobilriesen zu schmieden klingt einfach zu sehr nach Schrempps Weltkonzern. Und der ist grandios gescheitert (lustigerweise war auch dort Chrysler beteiligt).

Die Kernfrage, die man sich stellen muss, ist: Wie geht es überhaupt mit GM weiter? Wenn es gelingt den Konzern finanziell auf gesundere Beine zu stellen, hat GM mit Opels Technologie eine Chance. Auch in den USA. Dazu muss die Verschuldung reduziert werden, am besten direkt in Eigenkapital umgewandelt. Die Kosten aus Pensions- und Gesundheitsverpflichtungen sollten reduziert werden und nach Möglichkeit durch staatliche Bürgschaften abgesichert werden. Im Ausgleich dazu kann sich der Staats Anrechte auf zukünftige Gewinne sichern. Auf Produktebene muss sich Detroit auf neue Technologien einlassen. Die allseitsbekannte Plattformstrategie muss ausgebaut werden. Dann macht auch das bunte Markenportfolio durchaus Sinn – siehe Volkswagen mit seinen vielen erfolgreichen Marken. Nur dann hat auch Opel eine Chance. Was mit Fiat und Chrysler dann passiert steht zwar in den Sternen, aber dafür wäre dann ja Ober-Gigolo Berlusconi zuständig… Interessant ist, dass die Fiat-Aktie weiter gefragt bleibt, während es bei Magna nach unten geht. Davon unbeeindruckt hält sich GM stabil.