Anlagestrategie: Diese zehn Börsen-Regeln sichern langfristig die Rendite

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Der Ausbruch der Corona-Krise hat Anfang 2020 zu einem historischen Aktien-Crash geführt. Nach einer anschließenden, kräftigen Kurserholung gerieten die Börsen in den vergangenen Monaten erneut in heftige Turbulenzen. Der Ukraine-Krieg, hohe Rohstoff- und Energiekosten, anhaltende Lieferengpässe in der Industrie und die eingeläutete geldpolitische Wende der Notenbanken sind erhebliche Belastungsfaktoren, die auf die Stimmung der Anleger drücken.

Dennoch verzeichnete die globale Finanz-Community in den vergangenen beiden Jahren Millionen neuer und insbesondere junger Anleger, die trotz der unübersichtlichen Gemengelage Gewinn-Chancen nutzen wollen, die sich an den Aktienmärkten langfristig eröffnen. Gerade derzeit dürfte sich aber nicht jeder Aktienkauf als Glücksgriff erweisen, doch das ist auch nicht nötig, solange Anleger die wichtigsten Börsen-Regeln beherzigen.

Aktienhandel: Ein Buch mit sieben Siegeln?

Gerade für viele noch unerfahrene Anleger scheint der Aktienmarkt ein Buch mit sieben Siegeln zu sein. Dabei herrscht oft der Glaube, dass für den erfolgreichen Handel an der Börse eine lang ausgeklügelte Strategie erforderlich ist, für deren Entwicklung zunächst erst einmal eine große Menge von Daten, Kursverläufen und Finanznachrichten analysiert werden müssen.

Das ist zum Glück gar nicht nötig, denn das Beherzigen von zehn goldenen Börsen-Regeln reicht vollkommen aus, um an der Börse langfristig zu den Gewinnern zu gehören und eine solide Geldanlage zu managen.

Auf ihn setzen alle Anleger: den Börsenbullen, der für steigende Kurse steht. Bildquelle: markteinblicke.de

Regel 1: Nicht alles auf eine Karte setzen

Regel Nummer eins besagt ganz einfach, dass Anleger beim Investieren nicht alles auf eine oder nur wenige Karten setzen sollten. Dann besteht die Gefahr, mit nur einem einzigen Fehlgriff einen großen Verlust zu erleiden, der sich nicht so schnell mit anderen Gewinnpositionen ausgleichen lässt. Die Anlage würde so zum hochriskanten Roulette-Spiel.

Ein gleichgewichtetes Portfolio aus beispielsweise zehn verschiedenen Aktien verringert das Risiko erheblich. Selbst wenn mit einer Position ein Totalverlust eingefahren wird, würde diese nur einen Schaden von zehn Prozent für das gesamte Depot verursachen.

Durch den Kauf weiterer Aktien, die Streuung über verschiedene Branchen, Länder und Währungsräume sowie über zusätzliche Vermögensklassen (Rohstoffe, Anleihen, Devisen etc.) lässt sich das Risiko noch weiter herunterschrauben. Hilfreich können dabei beispielsweise auch Investments in börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) oder Themen-Zertifikate sein, die selbst mit kleinen Kapitaleinsätzen eine breite Risikostreuung ermöglichen.

Regel 2: Bei der Geldanlage langfristig denken

Kurzfristig betrachtet gleichen viele Aktienkursverläufe häufig einer kaum vorhersehbaren Berg-und-Tal-Fahrt. Für erfahrene, spekulativ ausgerichtete Anleger eröffnen sich natürlich auch hier Gewinnchancen. Wer aber eher unerfahren ist oder einfach keine Zeit für das kurzfristige Trading hat, sollte generell eine langfristige Handelsstrategie verfolgen. Die Börsen-Historie zeigt, dass bei einem langfristigen Anlagehorizont die Verlustrisiken wesentlich geringer und die Gewinnwahrscheinlichkeit wesentlich höher sind.

Zu diesem Schluss kommt beispielsweise auch das Deutsche Aktieninstitut (DAI), das die DAX-Historie genau unter die Lupe genommen hat. Laut dem DAI war eine DAX-Anlage in der Vergangenheit spätestens nach 13 Jahren gewinnbringend, und das unabhängig davon, zu welchem, auch noch so ungünstigen Zeitpunkt, ein Anleger hier ein- und wieder ausgestiegen wäre.

Daran zeigt sich, dass die Gefahr, mit breit gestreuten Aktien-Investments Verluste zu erleiden, umso geringer ausfällt, je länger der Anlagehorizont ist. Daher besteht für Langfristanleger kein Grund zur Panik, wenn es an den Börsen zwischenzeitlich einmal turbulenter zugeht.

Aktien sind eine langfristige Geldanlage. Egal ob es sich um Blue-Chips aus dem DAX handelt, oder um Nebenwerte. Bildquelle: markteinblicke.de

Regel 3: Nicht in ein fallendes Messer greifen

Aktien, die stark eingebrochen sind, üben auf viele Anleger eine große Anziehungskraft aus. Dahinter steht die Annahme, dass diese Aktien früher oder später wieder ihre ehemaligen Höchstkurse erreichen werden und sich damit bei diesen „Schnäppchen-Aktien“ großes Aufholpotenzial eröffnet. Das ist aber häufig eine Fehlannahm.

Oft hat es auch gute Gründe, warum eine Aktie stark gefallen ist oder sich weiterhin im Abwärtstrend befindet. Ein Grund kann zum Beispiel sein, dass die Umsätze und Gewinne des entsprechenden Unternehmens rückläufig sind, weil unter anderem der Konkurrenzdruck in der Branche gestiegen ist. Besonders scharfe Kurseinbrüche können auch aus einer drohenden Insolvenz oder aus Bilanz-Betrügereien resultieren, die bekannt geworden sind – wofür in Deutschland zuletzt der Finanzdienstleister Wirecard ein Paradebeispiel war.

Anleger sollten deshalb einen dauerhaft fallenden Aktienkurs eher als Warnsignal werten und um solche Aktien besser einen großen Bogen machen.

Regel 4: Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen

Viele Anleger begehen immer wieder den Fehler, an Verlustpositionen (zu) lange festzuhalten, da auf eine baldige Kurserholung gehofft wird. Leider stellt sich diese häufig nicht ein. Der Aktienkurs fällt weiter und schlägt immer gravierender auf die gesamte Entwicklung des Depots durch. Auf bessere Zeiten zu hoffen, ist in der Regel kein guter Rat, wie das folgende Zahlenbeispiel verdeutlicht:

Um einen Verlust von zehn Prozent auszugleichen, ist eine Kurserholung von elf Prozent nötig. Bei einem Verlust von 50 Prozent wäre schon ein anschließender Anstieg von 100 Prozent nötig, und bei einem Minus von 90 Prozent müsste sich die Aktie im Kurs verzehnfachen, um den Verlust auszugleichen. Deshalb sollten Verlierer-Aktien rechtzeitig verkauft werden. Im Gegensatz dazu sollten Anleger an ihren Gewinnerpositionen festhalten. Warum das zu empfehlen ist, erklärt Regel Nummer fünf.

Regel 5: „The trend ist your friend“

Der Grund, warum es sich empfiehlt, Gewinne laufen zu lassen, ist folgender: Börsen-Statistiken haben immer wieder gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein langfristiger Trend fortsetzt, größer ist als die Wahrscheinlichkeit, dass er sich umkehrt. Das bedeutet, dass eine Aktie, die in den vergangenen Monaten oder Jahren bereits stark gestiegen ist, in den meisten Fällen weiter steigt.

Aus diesem Grund sollten auch neue Allzeithochs bei einer Aktie Anleger keineswegs von einem Kauf abschrecken. Es bestehen in der Regel gute Chancen, dass weitere historische Höchststände folgen werden. Es gilt an der Börse als Qualitätsmerkmal, wenn eine Aktie es immer wieder schafft, weitere All-Time-Highs zu markieren.

Umgekehrt ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich bei dauerhaft fallenden Aktienkursen die Abwärtstrends fortsetzen werden. Ein vermeintlicher „Schnäppchen-Kauf“ kann Anleger deshalb teuer zu stehen kommen. Aktien im Abwärtstrend sollten tendenziell eher verkauft werden. Spekulativ orientierte Anleger könnten hier auch mit entsprechenden Short-Derivaten auf weiter fallende Kurse setzen.

Das iPhone bleibt ein Kassenschlage des US-Konzerns Apple. Der Aktienkurs mag zuletzt stark gefallen sein, substanziell ist und bleibt Apple ein Top-Unternehmen und damit ein Investment wert. Bildquelle: Pressefoto Apple

Regel 6: Nur kaufen, was man kennt

Beim Kauf eines Autos, eines Fernsehers oder eines Notebooks ist es für die meisten Konsumenten selbstverständlich, Preise und Leistungsdaten miteinander zu vergleichen sowie danach zu streben, für sein Geld das bestmögliche Produkt zu erwerben. Beim Kauf von Aktien ist das leider oft nicht der Fall.

Obwohl es hier teilweise um hohe Geldbeträge geht, lassen sich viele Anleger von ihrem Bauchgefühl leiten oder hören auf die „heißen Tipps“ von Freunden oder Kollegen. Das führt häufig zu Fehlkäufen, die sich in hohen Verlusten niederschlagen können.

Um das zu vermeiden, sollten sich Anleger auf die Aktien von Unternehmen konzentrieren, deren Geschäftsmodelle auch verstanden werden. So ist es möglich, sich selbst als Anleger ein Urteil über die weiteren Geschäfts- und Aktienkurs-Aussichten zu bilden.

Regel 7: Keine Aktienkäufe auf Pump

Die eigenen Ersparnisse fallen häufig übersichtlich aus. Immer wieder lassen sich einige Anleger deshalb dazu verleiten, einen günstigen Kredit aufzunehmen, um eine größere Kapitalbasis für vermeintlich aussichtsreiche Aktien-Investments aufzubauen. Im Erfolgsfall werden die Gewinne per Kredit gehebelt. Das ist aber äußerst riskant, denn Aktien-Crashs kommen schließlich fast immer unerwartet.

Die Börse ist kein Casino! Keine Aktienkäufe auf Pump und hoffen, dass es gutgeht! Bild: Pixabay / englishlikeanative

In einem solchen Fall werden Anleger emotional enorm gestresst, was auch zu Panik-Handlungen führen kann. Das Ende vom Lied ist der Verlust des Ersparten und zusätzlich Schulden bei der Bank oder beim Online-Broker. Dieses Worst-Case-Szenario gilt es zu vermeiden. Kreditfinanzierte Wertpapier-Investments sind deshalb für (die meisten) Privatanleger keine Option.

Regel 8: Manchmal ist weniger mehr

Ein „zu viel“ an Informationen kann mehr schaden als nutzen. Ein Beispiel: Ein Arbeitskollege spricht für eine bestimmte Aktie eine klare Kaufempfehlung aus. Auf einem Finanzportal gab es hierzu aber jüngst einen eher kritischen Bericht. Die Analysten-Meinungen klaffen bei dem Titel weit auseinander, von „Strong Buy“-Empfehlungen bis klaren Verkaufsratschlägen ist alles vertreten. Auch die Nachrichtenlage von der Unternehmensseite aus sowie die Kursentwicklung zeichneten in den zurückliegenden Wochen kein klares Bild. Das kann bei Anlegern zurecht für Verwirrung sorgen.

Die Folge davon sind oft zu hastig getroffene Kauf- und Verkaufsentscheidungen, die am Ende nur dem Online-Broker Gewinne bescheren. Anleger sollten sich bei der Aktien-Auswahl daher besser auf einige wenige aber besonders wichtige Informationen fokussieren. Dazu gehören zum Beispiel die langfristige Umsatz-, Gewinn- und Kursentwicklung oder die Branchen-Positionierung eines Unternehmens.

Solche nachhaltigen Kriterien zeigen häufig sehr klar auf, ob es für eine bestimmte Aktie mittel- und langfristig eher nach unten oder nach oben gehen dürfte.

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Regel 9: Bleiben Sie cool!

Anleger sollten sich nicht vom kurzfristigen Auf und Ab bei den Aktienkursen verrückt machen lassen. Das ist natürlich einfacher gesagt als getan, gerade wenn es um Geld geht, können schnell sehr starke Emotionen wie Euphorie, Gier, Angst und Panik auftreten.

Davon ist leider das Gros der Anleger betroffen, was sich immer wieder in einem ausgeprägten Herdenverhalten niederschlägt. Die Folge davon können Spekulationsblasen und anschließende Panikverkäufe sein.

Anleger sollten deshalb immer bestrebt sein, die eigenen Emotionen im Zaum zu halten. Während einer Börsen-Korrektur sollte man einen kühlen Kopf behalten. So ist es möglich, übertriebene Abverkäufe zum günstigen Einstieg bei Qualitätsaktien zu nutzen. Wer langfristig handelt und eine klare Strategie für die Aktienauswahl sowie den Ein- und Ausstieg verfolgt, dürfte auch in turbulenten Marktphasen gelassen bleiben.

Börse ist wichtig – aber längst nicht alles im Leben. Genießen Sie auch Lebensart und lassen Sie ihrer Geldanlage die nötige Zeit. Bildquelle: Pixabay / TomMarc

Regel 10: Die eigenen Fehler akzeptieren

Nach einer bekannten Börsen-Weisheit schaffen nur Lügner immer den Aktien-Einstieg zum Tiefstkurs und den Ausstieg zum Höchstkurs. Das liegt in der Natur der Sache, denn Anleger sind auch nur Menschen – und Menschen können in der Regel nicht hellsehen und begehen deshalb Fehler. Fehlentscheidungen sind unvermeidbar und führen zu Verlusten. Anleger sollten das einfach akzeptieren.

Wichtig ist es jedoch, die eigenen Fehlentscheidungen zu analysieren und daraus zu lernen. Wer sein eigenes Handeln immer wieder kritisch reflektiert, legt die Basis für den langfristigen Börsenerfolg. Das können große Börsen-Legenden wie beispielsweise Warren Buffett bestätigen. Bei ihnen gab es zwischenzeitlich immer mal wieder gravierende Fehlinvestitionen, welche die Star-Investoren aber nicht vom langfristigen Erfolgskurs abbringen konnten.

mE-Fazit

Der Aktienhandel ist keine Raketenwissenschaft. Schon das Befolgen einiger, wichtiger Börsen-Regeln reicht aus, um die gefährlichsten Anleger-Fallen zu umgehen. Genau das ist gerade in turbulenten Börsen-Phasen wie derzeit von größter Bedeutung.

Besonders wichtig ist es, beim Investieren langfristig zu agieren, Risiken breit zu streuen und die Regel „Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen“ zu beherzigen. Als Anleger sollte man kontinuierlich daran arbeiten, seine Emotionen unter Kontrolle zu haben und aus begangenen Fehlentscheidungen zu lernen.

Bildquelle: marktEINBLICKE.de