Wie gehts mit der T-Aktie nach dem geplatzten Deal mit AT&T weiter?

Die Jubelfeiern zum 15-jährigen Börsenjubiläum der T-Aktie sind erwartungsgemäß ausgeblieben. Doch die mehr oder minder überraschende Absage der Übernahme des US-Mobilfunkgeschäfts durch den US-Wettbewerber AT&T bringt die Aktie kurz vor Jahresende doch noch einmal in die Schlagzeilen. Bereits seit Wochen war über die regulatorischen Details der Übernahme von T-Mobile USA gestritten worden. Sowohl von Seiten des US-Justizministeriums als auch seitens der Regulierungsbehörde FCC waren große Bedenken geäußert worden.

Das schwierige US-Geschäft

Am Montagabend nach US-Börsenschluss trudelte nun die Ad-hoc-Mitteilung ein: AT&T und Deutsche Telekom lösen Vereinbarung für Verkauf der T-Mobile USA auf – Deutsche Telekom erhält hohe Break-Up-Fee. Und besagte Break-Up-Fee ist das eigentlich interessante:

Sie ist eine der höchsten jemals weltweit zwischen zwei Unternehmen vereinbarten Zahlungen für die Auflösung eines Kaufvertrages. Sie umfasst eine Barzahlung von 3 Mrd. US-Dollar an die Deutsche Telekom, deren Eingang noch in diesem Jahr erwartet wird. Darüber hinaus beinhaltet sie zugunsten der T-Mobile USA ein umfangreiches Paket aus Mobilfunk-Frequenzen sowie eine mehrjährige Vereinbarung über UMTS-Roaming innerhalb der USA.

Damit könnte der Telekom doch noch ein “Fit machen” des US-Geschäfts gelingen. Knackpunkt auf der anderen Atlantikseite sind die zu geringen Investitionen in der Vergangenheit. T-Mobile USA ist eigentlich derzeit nicht auf das Geschäft mit dem neuen Mobilfunkstandard und UMTS-Nachfolger LTE/4G voll und ganz ausgerichtet. Bisher bestand die Hoffnung darin, dass dies durch den neuen Eigentümer in Angriff genommen wird. Dies müsste die Telekom nun wieder selbst machen, wenn sie auf dem US-Markt bestehen will. Andernfalls würde man die Geschäfte in den USA einfach mehr und mehr auslaufen lassen. Doch mit den 3 Mrd. Dollar hat man etwas an finanziellem Spielraum gewonnen und mit der Roaming-Vereinbarung und den Frequenzen ebenfalls etwas Zeit. Konkret geht es hierbei um:

Als Teil der Ausfallzahlung erhält T-Mobile USA ein umfassendes Paket von AWS-Mobilfunkfrequenzen in 128 Märkten (Cellular Market Areas, CMA’s) einschließlich 12 von 20 Top-Märkten (Los Angeles, Dallas, Houston, Atlanta, Washington, Boston, San Francisco, Phoenix, San Diego, Denver, Baltimore und Seattle).
Die UMTS-Roaming-Vereinbarung für die USA mit einer Laufzeit von mehr als sieben Jahren zugunsten der T-Mobile USA ermöglicht dem Unternehmen künftig eine deutlich breitere Abdeckung der Bevölkerung und bessere Versorgung der Kunden mit breitbandigen Mobilfunkdiensten. Die Bevölkerungsabdeckung erhöht sich von derzeit 230 auf 280 Millionen potentielle Kunden. Durch die Vereinbarung mit AT&T werden viele Regionen der USA, in denen T-Mobile USA bislang weder ein eigenes schnelles Mobilfunknetz noch entsprechende Roaming-Vereinbarungen hatte, zukünftig abgedeckt.

Damit könnte die Telekom nun versuchen entweder das US-Geschäft doch wieder als Kerngeschäft zu sehen oder zumindest so fit zu machen, dass man einen ähnlich hohen Betrag (AT&T wollte 39 Mrd. Dollar zahlen) dafür bekommt.

Die Optionen für T-Mobile USA

Für den weitgehend auf Europa fokussierten Ex-Monopolisten wäre ein erneute Rückkehr auf den US-Markt ein neue Strategie. Das kann aber durchaus gut gehen, wenn die dafür notwendigen Investitionen gestemmt werden wollen und können. Andernfalls bleibt nur der Verkauf. Entweder an den verbliebenen potenten Mitbewerber Sprint Nextel, wobei auch hier Fragezeichen zu setzen sind, weil dort eher auf organischen Wachstum gesetzt wird, oder eben an einen globalen Wettbewerber, vielleicht aus China oder Russland. Schließlich bliebe auch noch der Börsengang von T-Mobile USA als Option. Allerdings dürfte auch hier nicht das gesamte Unternehmen an den Mann gebracht werden, womit wieder das Problem mit den Investitionen auf die Bonner zu käme.

Was also ist die wahrscheinlichste Option? Die einfachste Möglichkeit den eigenen Schuldenberg abzubauen, wäre ein Verkauf an einen potenten Mitbewerber. Wenn der keinen Widerstand durch die US-Wettbewerbshüter erfährt, könnte so ein Deal durchaus 20121 erfolgen. Doch besagte mögliche Partner müssen sich erst einmal aus der Deckung wagen. Es bleibt also spannend.

Mindestdividende und Ausblick

Weniger spannend bleibt es in Sachen T-Aktie. Seit meinem Hinweis auf die oft vergessene Mindestdividende von 70 Cent je Aktie im September hat sich der Kurs ein wenig in Richtung 9-Euro-Marke bewegt. Auf diesem Niveau ergibt sich noch immer eine stattliche Dividendenrendite von 7,8 Prozent. Allerdings sollte man auch nicht nur blind auf die Dividende schielen. Denn abseits des US-Geschäfts läuft es bei der Telekom ordentlich. An den Prognosen hält die Telekom jedenfalls fest:

Durch die Auflösung der Transaktion wird T-Mobile USA künftig wieder als fortzuführendes Geschäft der Deutschen Telekom bilanziert. Unberührt von diesem Schritt bleibt die Guidance der Deutschen Telekom für das Geschäftsjahr 2011. Sie sieht ein bereinigtes EBITDA von rund 19,1 Mrd. Euro vor. Der Free CashFlow soll auf dem Wert des Vorjahres von 6,5 Mrd. Euro stabil bleiben oder leicht steigen. In die Guidance ist der Beitrag der T-Mobile USA auf Basis des durchschnittlichen Dollar-Kurses im Jahr 2010 von 1,33 Dollar/Euro einbezogen. Die Free CashFlow-Prognose beinhaltet nicht die Auszahlung für die Einigung bezüglich der polnischen PTC von 0,4 Mrd. Euro und die Bar-Komponente von 3 Mrd. US-Dollar aus der Ausfallzahlung, die von AT&T zu zahlen ist.

Fazit

Mit der Mindestdividende im Hintergrund bietet die T-Aktie ein solides Investment. Allerdings dürfte das ungelöste Problem mit T-Mobile USA den weiteren Kursanstieg bremsen. Insofern besteht erst dann die Chance auf Kursgewinne deutlich über die 9-Euro-Marke, wenn ein potenter Partner für das US-Geschäft oder eine andere Lösung gefunden wurde. Bis dahin dürfte die hohe Dividende den Kurs nach unten absichern. Allerdings darf man nicht vergessen: Die Dividendengarantie gilt nur bis 2012. Danach ist bislang alles offen, wenngleich der Bund als Haupteigner ein großes Interesse an hohen Dividenden hat. Doch von der Substanz leben geht eben auch nicht auf Dauer gut. Von daher sollte man das nicht einplanen.