Niedriger Ölpreis – Gewinner & Verlierer

Bildquelle: Pressefoto BASF

Obwohl sich die Ölnotierungen zuletzt etwas stabilisieren konnten, sind wir immer noch weit entfernt von dreistelligen Preisen für das Fass Rohöl. Die Gewinner eines niedrigen Ölpreises dürfte dies jedoch nicht weiter stören, während sich die Verlierer auf eine ganz neue Marktsituation einstellen müssen.

Überangebot an den Ölmärkten

Die Gewinner eines niedrigen Ölpreises werden in vielen verschiedenen Branchen vermutet. Bei Fluglinien wie der Lufthansa oder bei Paketzustellern wie der Deutschen Post ist Rohöl ein wichtiger Kostenfaktor. Allerdings gilt das für viele Industrien. Schließlich hat Öl seinen Beinamen Schmiermittel der Weltwirtschaft erhalten, da es in fast allen Bereichen in irgendeiner Form zum Einsatz kommt. Die Konsumgüter- und Nahrungsmittelindustrie profitiert wiederum auf Umwegen von einem niedrigeren Ölpreis. Wenn Autofahrer weniger Geld an den Tankstellen ausgeben müssen, haben sie mehr übrig, um es anderweitig zu konsumieren.

Allerdings könnten sämtliche Branchen auf gewisse Weise Verlierer eines niedrigen Ölpreises sein. Dies gilt, wenn die fallenden Notierungen Ausdruck einer sich abschwächenden Konjunktur sowie einer fallenden Nachfrage nach Öl und nicht einer hohen Produktion geschuldet sind. In diesem Fall würden die Kosteneinsparungen durch geringere Produktumsätze infolge einer sich abschwächenden Konjunktur wettgemacht werden. Es ist anzunehmen, dass bei Airlines weniger Flüge gebucht werden oder Konsumenten trotz einer kleineren Rechnung an der Tankstelle das Geld aus Sorge vor einer wirtschaftlichen Eintrübung sparen, statt es auszugeben.

Am Markt dominiert jedoch die These vom Angebotsüberschuss. Beispielsweise führen die DZ BANK Rohölanalysten den gefallenen Rohölpreis eindeutig auf einen Überschuss des Ölangebots infolge anziehender Fördermengen zurück. Außerdem glauben sie, dass sich durch die Rückkehr des Irans an den internationalen Rohölmarkt und die Uneinigkeit innerhalb der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) daran in naher Zukunft kaum etwas ändern sollte. Zwar haben sich einige wichtige Ölförderer zuletzt auf ein Einfrieren der Produktionsmengen auf dem Januar-Niveau geeinigt. Allerdings bleibt es unsicher, wie viele Förderer sich am Ende an die Obergrenzen halten.

Lufthansa: Geringere Treibstoffkosten

Europas größter Luftfahrtkonzern Lufthansa (WKN 823212) hatte zuletzt immer wieder mit Streiks zu kämpfen. Dabei wollten Piloten oder Flugbegleiter nicht nur höhere Löhne oder verbesserte Arbeitsbedingungen herausschlagen. Ihnen ging es auch um die neue „Billig“-Strategie des Konzerns. Um sich im Wettbewerb mit Billiganbietern wie Ryanair oder easyJet sowie den hochsubventionierten Fluglinien aus den Golfstaaten langfristig behaupten zu können, sollen die Kosten deutlich nach unten gefahren werden werden. Zu diesem Zweck werden die eigenen Billigangebote wie Germanwings oder Eurowings ausgebaut. Außerdem soll es an die in der Branche relativ teuren Frühverrentungen gehen.

Dies wollten insbesondere die Piloten nicht auf sich sitzen lassen. Schließlich genießen vor allem sie großzügige Übergangsregelungen vom Beruf in den Ruhestand. Das Ergebnis waren diverse Streiks, die die Ergebnisse der Lufthansa in den vergangenen Jahren belastet hatten. Allerdings konnte sich das Unternehmen zuletzt in dieser schwierigen Phase des Konzernumbaus und des Widerstands der Mitarbeiter gegen die neue Unternehmensstrategie darauf verlassen, dass niedrigere Ölpreise für Entlastung sorgen. Dieser positive Effekt des günstigeren Kerosins soll laut Unternehmensprognose auch in 2016 anhalten.

Einigung in Sicht

Während die Kranich-Airline noch eine ganze Weile von niedrigen Rohöl- und Kerosinpreisen profitieren sollte, bleibt die Frage, wie viel von diesen Einsparungen an die Kunden in Form von Preissenkungen weitergegeben werden muss. Die Lufthansa steht derzeit ohnehin unter hohem Konkurrenzdruck, so dass nicht sämtliche Einsparungen bei den Treibstoffkosten sofort ein zu eins in höhere Gewinne umgemünzt werden dürften. Der Effekt sollte insgesamt jedoch ausreichen, um 2016 bei dem um Streikkosten bereinigten Ergebnis zu Verbesserungen zu führen.

Auf diese Weise würde man das Unternehmen auf eine solidere Grundlage stellen. Weitere Ergebnisverbesserungen infolge der Umsetzung der Spar- und Umbaumaßnahmen sollten der Lufthansa-Aktie Auftrieb verleihen. Dabei ist das DAX-Papier derzeit sehr attraktiv bewertet. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt gerade einmal bei 5.

BASF: Schon schlimmeres überstanden

Wenn die Lufthansa ein Gewinner niedriger Ölpreise sein soll, dann gehört der weltgrößte Chemiekonzern BASF (WKN BASF11) zu den Verlierern. Es ist jedoch nicht nur der Ölpreis, der BASF zu schaffen macht. Während dieser die Geschäfte in der Öl- und Gassparte der Ludwigshafener belastet, hat das DAX-Unternehmen derzeit auch mit dem schwierigen Konjunkturumfeld zu tun. So ist es zu erklären, dass die BASF-Aktie im Vergleich zu ihrem im Frühjahr 2015 verzeichneten Allzeithoch rund 40 Prozent an Wert verloren hat. Darüber hinaus musste BASF für 2015 einen Gewinnrückgang um 23 Prozent auf 4,0 Mrd. Euro ausweisen. Der Umsatz fiel um 5 Prozent auf 70,4 Mrd. Euro.

Im vierten Quartal schrumpften die Erlöse sogar um 23 Prozent. Allerdings war dafür vor allem ein Tausch von Vermögenswerten mit dem russischen Gasriesen Gazprom verantwortlich, bei dem das Gashandels- und Gasspeichergeschäft abgestoßen wurde. Neben dem enttäuschenden Geschäftsverlauf in 2015 konnte das Management für das laufende Geschäftsjahr keine Besserung in Aussicht stellen. Die Umsatzerlöse sollen infolge des Verkaufs des Gashandels- und Gasspeichergeschäfts gegenüber 2015 deutlich sinken. Das EBIT vor Sondereinflüssen dürfte wiederum leicht fallen. Im Vorjahr wurde ein Rückgang um 5 Prozent auf 6,7 Mrd. Euro beobachtet.

Beeindruckende Historie

Obwohl BASF zuletzt mit den 2015er-Geschäftszahlen und dem Ausblick für 2016 nicht gerade für Begeisterung sorgen konnte, lieferte das Unternehmen einige Hoffnungsschimmer. Dass die Dividende für 2015 trotz des schwierigen Marktumfelds um 10 Cent auf 2,90 Euro steigt, ist ein positives Zeichen. Damit ergibt sich bei den aktuellen Aktienkursen eine attraktive Dividendenrendite von 4,5 Prozent. Außerdem will man sich mithilfe von Einsparungen auf die neue Situation einstellen. Zu diesem Zweck werden die Investitionen gekürzt. Nach rund 5,2 Mrd. Euro in 2015 sollen sie im laufenden Geschäftsjahr nur noch bei etwa 4,2 Mrd. Euro liegen und gleichzeitig in den Jahren bis 2020 unter dem 2015er-Niveau verbleiben.

Darüber hinaus hat BASF in seiner nun schon 150-jährigen Unternehmensgeschichte einige schwierige Zeiten erlebt. Diese hat man nicht nur überstanden. Vielmehr konnte sich das Unternehmen zur weltweiten Nummer eins in der Branche aufschwingen und den Anteilseignern selbst in Zeiten von Finanzkrisen und Konjunktureintrübungen attraktive Ausschüttungen bieten.

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Bildquelle: Pressefoto BASF